Industriemuseum:Eine große Chance

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Der Bezirk kann sich ein Industriemuseum als Mitmach-Einrichtung auf dem MD-Gelände gut vorstellen. Die Stadt findet die Idee charmant, will sich aber nicht zu einem klaren Bekenntnis durchringen.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Der Stadtrat kann sich vorerst nicht zu einem klaren Bekenntnis zu einem Arbeiter- und Industriemuseum auf dem MD-Gelände in Dachau durchringen. Bevor weiter darüber gesprochen werde, müssten die Kosten geklärt werden. Das Projekt ist nicht nur bedeutend für die Stadt. Vorgeschlagen hatte das Museum Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU). Er hat die Idee gemeinsam mit Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler entwickelt. Mit ihnen hat der Landkreis gleich zwei Vertreter im Bezirk, die sich mit diesem Projekt auch für ihre Heimat einsetzen. Die SPD hatte den Antrag gestellt, Raum für ein solches Museum auf dem MD-Gelände bei den weiteren Planungen zu berücksichtigen. "Wenn wir die Planung wie bisher weiterführen, dann ist für ein Museum kein Platz", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Er erhielt nach einer längeren Debatte, die zum Teil nicht öffentlich geführt wurde, schließlich den Auftrag, zunächst mit Mederer die Kosten zu klären und auch mit der Eigentümerin des Geländes, der Dachauer Entwicklungsgesellschaft DEG zu sprechen. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) erklärte, sie finde die Idee für das Museum "charmant", jedoch müsse die Stadt immerhin ein Drittel der Kosten tragen. Die Befürchtung einiger Stadträte ist, dass die Stadt wie auch bei anderen Landkreisprojekten doppelt belastet ist, weil sie nicht nur ihren Anteil trägt, sondern zudem in den Landkreisanteil einzahlt. Auch die "städtebaulichen Konsequenzen" seien nicht besprochen worden, sagte Schmidt-Podolsky. Edgar Forster (FW) erklärte, er wolle weder für noch gegen den Antrag der SPD stimmen.

Das private Papiermuseum könnte das Kernstück eines Arbeiter- und Industriemuseums bilden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Museum als Chance

Mederer und Göttler hatten als Standort für ein mögliches Museum, dessen Kern das bestehende private Papiermuseum auf dem MD-Gelände sein kann, die denkmalgeschützte Papierhalle vorgesehen. Jedoch sind Kalender- und Papierhalle nach dem jetzigen Stand der Planungen für Geschäfte und ein Jugendzentrum vorgesehen. Dieses war von den Bürgern ausdrücklich gewünscht, der Stadtrat hatte dazu direkt nach der Bürgerbeteiligung einen Beschluss gefasst.

"Kultur kostet nicht nur, sie kann auch viel bringen", sagt Josef Mederer. Er sieht das Museum für Dachau als "eine große Chance". Es komme nicht allzu oft vor, dass der Bezirk einer Stadt ein Projekt vorschlägt, dessen einmalige Einrichtungskosten und laufende Kosten die Regierung von Oberbayern auf Dauer zu einem Drittel übernehme. Ein weiteres Drittel sollen die Landkreisgemeinden tragen. Der Bezirkstagspräsident nimmt das Projekt sehr ernst: Mederer hat sich gerade mit einem Schreiben an die Bürgermeister und an das Landratsamt gewendet und vorgeschlagen, eine interkommunale Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Gemeinden, der Stadt Dachau, des Landratsamtes und dem Bezirk einzurichten. "Damit wir im Gespräch bleiben." Der Landkreis habe sich schon bereit erklärt, eine Machbarkeitsstudie mitzufinanzieren, sagte Mederer auf Nachfrage. Daraus sollen sich ein konkretes Konzept und eine Kostenschätzung ergeben. Auf die Stadt Dachau wolle er keinen Druck ausüben. "Ich will das auf Augenhöhe gemeinsam entwickeln."

Eine Mitmach-Einrichtung

Mederer schwebt kein Museum vor, in dem "Maschinen und Geräte stehen, die abgestaubt werden müssen". Es soll eine "Mitmach-Einrichtung sein", wie er sagt. "Da kann man viel Dachau hineinbringen." Einen Ausblick auf mögliche Inhalte hatte die Ausstellung "Aufbruch in neue Zeiten, Industrialisierung in Dachau" im Juli in der Sparkasse gegeben. Allein mit vier Monaten Vorbereitungszeit sei sehr vieles aus der Geschichte Dachaus zusammengetragen worden, sagt Mederer. Wie viel mehr könne es erst über einen Zeitraum von Jahren sein.

Der Rahmen der Ausstellung war bereits in mehreren anderen oberbayerischen Orten zu sehen und wurde jeweils durch lokale Beiträge ergänzt. Das Projekt Industriemuseum ist daher auch anderen Kommunen bekannt. So habe sich bisher etwa die Gemeinde Raisting mit ihrer Satellitenbodenstation Radom ins Gespräch gebracht. Das kugelförmige Gebäude aus den Sechzigerjahren steht unter Denkmalschutz. Mederer erklärt jedoch: "Wir diskutieren keinen anderen Standort, so lange Dachau sich nicht äußert." Er erwarte in "absehbarer Zeit eine Festlegung der Stadt, was wo entstehen kann".

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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