Gesundheit:Vorsicht, Viren

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Auch im Landkreis grassiert eine heftige Grippewelle, die sich in Betrieben und Schulen bemerkbar macht. Ärzte raten zu einer Schutzimpfung - eine spezielle Therapie gegen Influenza gibt es nicht

Von Robert Stocker, Dachau

Die Krankmeldungen in Betrieben häufen sich, Schulkinder bleiben wegen Schnupfen und Husten zu Hause: Im Landkreis Dachau grassiert eine Grippewelle, die immer weiter um sich greift. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza meldet einen deutlichen Anstieg akuter Atemwegserkrankungen im gesamten Bundesgebiet; in der achten Kalenderwoche 2018 wurde bei 36 622 Personen ein Influenza-Virus im Labor nachgewiesen. Im Süden Deutschlands waren davon 12 054 Menschen betroffen. Die Influenza-Aktivität, berichtet die Arbeitsgemeinschaft, sei stark erhöht. Experten wie Hans Bergemann, Leiter des staatlichen Gesundheitsamts, empfehlen deshalb eine Schutzimpfung gegen die Grippeviren. Sie wirke relativ schnell und mache auch auf dem Höhepunkt der Grippewelle noch Sinn.

Die Arbeitsgemeinschaft Influenza zeigt auf einer Landkarte im Internet, wie stark die akuten Atemwegserkrankungen derzeit in Deutschland verbreitet sind. Die Farbe Rot kennzeichnet stark erhöhte Werte. Sie deckt fast das gesamte Bundesgebiet ab. "So dunkelrot wie jetzt ist die Karte selten", sagt Bergemann. Für den Landkreis Dachau liegen dem Leiter des Gesundheitsamts keine genauen Zahlen über die aktuellen Erkrankungen vor. Wenn Ärzte bei einem Patienten eine Virusgrippe diagnostizieren, müssen sie die Behörde nicht informieren. Nur der labortechnische Nachweis eines Erregers sei meldepflichtig. Die Symptome einer Influenza sind indes relativ eindeutig. Dazu gehören Fieber, Gliederschmerzen und Schüttelfrost. Typisch für eine Virusgrippe ist auch der jähe Beginn.

Wer sich vor ihr schützen will, sollte den Kontakt mit erkrankten Personen vermeiden. Grippeviren werden durch eine "Tröpfcheninfektion" übertragen. Kranke geben beim Husten, Niesen und Sprechen mit dem Virus versetzte Tropfen in die Luft ab. Andere Menschen atmen sie ein und infizieren sich so. Viren können sich auch auf Türgriffen befinden. Wer eine Klinke drückt und sich danach an Mund oder Nase fasst, bei dem können die Viren über die Schleimhäute in den Körper wandern. Gründliches Händewaschen verhindert das.

Auch eine Impfung schützt: "Sie macht jetzt durchaus noch Sinn und wirkt in zehn bis 14 Tagen", sagt Bergemann. Sie sei besonders für Risikogruppen empfehlenswert. Das sind ältere Menschen und Personen, die an einer Lungenkrankheit oder Diabetes leiden, schwangere Frauen und Menschen, die viel Kontakt mit anderen haben. "Außerdem ist die Impfung gut verträglich", so Bergemann.

In der Oberpfalz grassiert die Grippewelle so heftig, dass Kliniken keine Patienten mehr aufnehmen konnten. Viele Betten waren von Grippepatienten belegt, Notfälle wurden auf andere Häuser verwiesen. Im Dachauer Amper-Klinikum ist die Lage nicht so brisant. "Wir werden nicht überrannt von Influenza-Fällen", sagt Katharina Mathern, Sprecherin der Helios-Kliniken in Dachau und Indersdorf. In vielen Schulklassen haben sich die Reihen gelichtet. "An manchen Tagen liegen schon mal 25 Krankmeldungen vor", berichtet Karin Ernstorfer, Rektorin der Dachauer Klosterschule.

"Wir haben in der Tat eine heftige Grippewelle", bestätigt der Mediziner Hans-Ulrich Braun, Leiter des ärztlichen Kreisverbands. Die Wartezimmer der Gemeinschaftspraxis im Karlsfelder Vital Center sind überfüllt. "Die Leute stehen zum Teil in den Gängen", sagt Braun. Viele Patienten hätten die Symptome der Influenza B mit Fieber, Gliederschmerzen und Schüttelfrost. Braun rät zu einer Vierfach-Impfung, die auch einen neu aufgetretenen Erregerstamm abdeckt. Das sei jetzt durch klinische Studien abgesichert. Die Kosten würden deshalb von den Krankenkassen übernommen. Eine spezifische Therapie für Grippe gebe es nicht, weil Antibiotika gegen die Viren nicht wirken. Braun verabreicht pflanzliche Hustensäfte und rät Patienten viel zu trinken. Um eine Lungenentzündung auszuschließen, sollten diese Organe abgehört werden. Außerdem sollte man sich regelmäßig die Hände waschen. "Ich vermeide derzeit das Händeschütteln", sagt Braun. "Eine Vorsichtsmaßnahme, das hat mit Unfreundlichkeit nichts zu tun."

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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