Faschingsendspurt:Benedikt im Schneegestöber

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Der Umzug in Weichs ist noch einmal ein Höhepunkt des Faschings im Landkreis und glänzt mit originellen Ideen. Auch in Karlsfeld und Dachau-Ost geht es trotz des schlechten Wetters hoch her.

Andreas Baumer

Der amtsmüde Papst Benedikt wurde im Papamobil in Weichs gesichtet. (Foto: DAH)

Da soll noch einer sagen, Faschingswagen könnten nicht auf plötzliche Veränderungen reagieren. Gerade einmal einen Tag ist es her, dass der Heilige Vater mit seiner Rücktrittsankündigung die Medien kalt erwischt hat, da ist das Papamobil schon auf Reisen im beschaulichen Örtchen Weichs. "Papst sucht Altersruhesitz im Weichser Kloster???" steht auf dem Gefährt in großen Lettern geschrieben, während ein altehrwürdiger Herr mit Messgewand und weißer Kappe vom Plüschsessel aus in die Menge winkt.

Ja, es darf noch ein letztes Mal Fasching gefeiert werden in der Gemeinde Weichs. Und die Weichser Papstgruppe hat einen Riesenspaß daran. Eigentlich wollte Thomas Sänger alias Benedikt XVI. in diesem Jahr gar nicht teilnehmen am Gaudiwurm. Bis gestern die Nachricht vom Rückzug des katholischen Oberhaupts bekannt wurde. "Abends hatten wir dann diese Idee und haben alle Hebel in Bewegung gesetzt", sagt nun ein gelöster Sänger. Über Nacht wurden die Schuhe rot lackiert, am Morgen das weiße Untergewand zum Nähen geschickt, während das bunte Messgewand glücklicherweise schon im Schrank vorhanden war. Und fertig war das Papstkostüm. Dazu ein Ape, ein Kleintransporter, wie man ihn traditionell aus italienischen Städten kennt, ein roter Sessel und ein mit silberner Alufolie umwickeltes Gerüst am Fahrzeugheck. Der Coup ist gelungen.

Das pfiffige Papamobil ist das Aushängeschild eines kleinen, aber feinen Umzugs im Norden des Landkreises. Ob die drei Weichser Tenöre, die mit Pavarotti-Pathos Pantomime machen zur aus den Boxen tönenden Konzertmusik oder die weißen Störche des Weixer Gschwerls mit ihrem zum überdimensionierten Storchennest ausgebauten Wagen: Die Faschingsfreunde haben zum Abschluss dieser Saison einiges zu bieten. Selbst Bürgermeister Harald Mundl lässt sich die Gaudi nicht nehmen. Als Kultur-Attasché, wie es in schönem Französisch-Deutsch heißt, mit einem Megaphon in der Hand, flaniert er gut gelaunt durch die Straßen.

Dabei sind die äußeren Bedingungen alles andere als gemütlich: Schneeflocken fallen vom wolkenbedeckten Himmel und verwandeln sich auf dem Asphalt zu einer braunen Brühe. An manchen Straßenrändern sieht es dann auch so aus, als sei so mancher Weichser wegen des Schmuddelwetters zu Hause geblieben. Auch sind viele Zuschauer unverkleidet, die meisten suchen sich einen sicheren Unterschlupf in Höfen oder überdachten Bushaltestellen. Andere haben sich in dicke Kostüme eingepackt oder robuste Regenschirme mitgenommen - wie Familie Schneider, die als Bärenfamilie nach Weichs gekommen ist. Das kleinste Familienmitglied, Matthias, ist erst ein halbes Jahr alt, Weichs sein allererster Umzug. Aus einem wettersicheren Kinderwagen darf er sich das Treiben ansehen. Der diesjährige Gaudiwurm wird für ihn wohl nicht der einzige Umzug bleiben. "Wir gehen immer nur zum Weichser Umzug. Uns gefallen hier vor allem die vielen Fußgruppen mit ihren interessanten Themen", erzählt Mutter Susanne Schneider. In der Tat schlängeln sich vorwiegend kleinere Gruppen durch die Weichser Straßen, große Wagen sind dagegen eher die Ausnahme. Den vielen kleinen Kindern dürfte das einerlei sein, solange reichlich Bonbons ausgeteilt werden. So marschiert der Tross, abweichend von der früheren Route, vom Klosterberg kommend bis hin zum Ortsausgang Ebersbach, wo der Fasching sein zünftiges Ende findet.

Auch auf dem Karlsfelder Marktplatz und auf dem Dachauer Ernst-Reuter-Platz ist einiges los. In Karlsfeld hüpfen die Kinder zur Musik durch den Schnee und feiern fröhlich mit den Erwachsenen. Auf dem Dachauer Ernst-Reuter-Platz haben sich ebenso die Narren zusammengefunden und lassen die Faschingssaison gut gelaunt ausklingen.

© SZ vom 13.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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