Erinnerung an Dirigenten aus Röhrmoos:Opelas Vermächtnis

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Ein Gedenkkonzert im Herkulessaal erinnert an den ehemaligen Musikdirektor des Bayerischen Rundfunks

Von Adolf Karl Gottwald, Röhrmoos/München

Man sagt Menschen, die um Angehörige trauern, oft floskelhaft hilflos, dass ihre Lieben nicht wirklich tot seien, so lange die Erinnerung lebendig bleibe. Auch wenn der Satz nur so dahergesagt wird, ist er meist tröstlich. Wie wahr er ist, haben am vergangenen Samstagabend mehr als 1200 Gäste des Gedenkkonzerts für Jaroslav Opela im Münchner Herkulessaal erleben dürfen. Sie alle haben sich versammelt, um des Musikers, Dirigenten und auch Lebenskünstlers zu gedenken. Fast 30 Jahre lebte er gemeinsam mit seiner Familie, seiner Frau Eva, der Tochter Desiree und Sohn Raphael im Röhrmooser Ortsteil Großinzemoos zurückgezogen. Als Musikdirektor des Bayerischen Rundfunks wirkte er prägend an der Qualität von dessen Orchester mit. Entscheidenden Einfluss auf die Kultur des Landkreises nahm er mit den Symphonischen Sommernächten von Schönbrunn.

Deswegen organisierten der Kulturkreis von Röhrmoos und Opelas Lieblingsorchester, die Wilde Gungl aus München, ein Gedenkkonzert, das zum Vermächtnis wurde. Denn sie setzten Felix Mendelssohn Bartholdy in den Mittelpunkt des Konzerts. Jaroslav Opela hatte alle seine Werke aufgeführt. Mendelssohn Bartholdy war für ihn Komponist und Philosoph, der maßgebliche Vertreter einer empathischen Aufklärung - ein Fixstern, in dem sich Gefühl und Rationalität verbunden haben. Besonders hätte Jaroslav Opela gefreut, dass seine Nichte Constanze Weber als Solistin aufgetreten ist. Sie hat eben erst die Musikhochschule München mit Bravour gemeistert und bereitet eine Karriere als Cellistin vor. Jetzt hatte sie die Ehre, das Opela-Gedächtniskonzert mit der Komposition "Kol nidrei" für Violoncello und Orchester zu eröffnen.

"Kol nidrei" ist ursprünglich ein Bußgebet, das traditionell am Vorabend des Jom Kippur, des höchsten jüdischen Feiertags, gebetet wird. Max Bruch war von der Schönheit der Melodie angetan und fand dazu eine zweite, ebenfalls sehr alte Melodie auf ein Gedicht von Lord Byron. Das Violoncello muss in dieser Komposition singen wie eine schöne Baritonstimme. Constanze Weber sang mit schönstem Celloton zur zarten Orchesterbegleitung in sehr langsamem Tempo.

Das Hauptwerk des Abends war aber die Symphonie Nr. 2 mit der Kantate "Lobgesang" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die "Sinfonia" besteht aus drei Sätzen schönster, sehr glatter klassizistischer Musik, die Kantate ist auf Worte der Heiligen Schrift geschrieben. Michele Carulli dirigierte das Orchester Wilde Gungl und den Staffelseechor Murnau mit einer schier beispiellosen Emphase. Oft wirkte er wie ein Dompteur, der eine besonders wilde Gungl und einen widerspenstigen Chor zu zähmen hat, doch das Orchester spielte sehr gediegen, und der Chor wurde Mendelssohns überschwänglichem Lobgesang voll gerecht. Solistinnen waren Julia Sophie Wagner mit sehr schlankem Sopran und Friederike Mauß, die mit etwas mehr Körper in der Stimme einen guten Eindruck machte. André Khamasmie war ein Tenor, den man sich auch als Evangelist in einer Passion von Bach vorstellen könnte. Schließlich galt Mendelssohns "Lobgesang" diesmal nicht nur dem lieben Gott, sondern auch dem großen, unvergessenen Dirigenten Jaroslav Opela.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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