Elektro-Fahrzeuge:Händler und Politiker hoffen auf Kaufprämie

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SZ-Grafik (Foto: N/A)

Das Netz der Elektro-Tankstellen verdichtet sich, die Zahl der E- und Hybrid-Fahrzeuge steigt aber nicht wie gewünscht an.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Das Timing hätte besser nicht sein können: Just als das Bundeskabinett vergangene Woche beschloss, den Kauf von Hybrid- oder Elektroautos mit bis zu 4000 Euro zu fördern, verkündete der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in einer Pressemitteilung: "In der Stadt Dachau gibt es bereits zahlreiche und zum Teil sogar kostenlose E-Tankstellen." Die Große Kreisstadt - ein Vorreiter in Sachen Elektromobilität? Das stimmt so allerdings nicht. Die Zahlen des Dachauer Landratsamts zeigen, dass die Zuwachsraten immer noch relativ gering sind. Oberbürgermeister Hartmann glaubt, den Grund zu kennen: "Die Reichweite der Autos ist immer noch zu gering. Und sie sind zu teuer."

Gemessen an der Gesamtzahl aller im Landkreis angemeldeten Fahrzeuge, nämlich 122 000, ist der Anteil der Hybrid- und Elektrofahrzeuge immer noch verschwindend gering. Aktuell liegt die Zahl der angemeldeten Elektro-Fahrzeuge landkreisweit bei 71, die Zahl der Hybridfahrzeuge bei 205. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren 37 Elektroautos und 125 Hybridfahrzeuge angemeldet, das macht insgesamt nur 114 elektronisch betriebene Fahrzeuge weniger. Landrat Stefan Löwl (CSU), dessen Dienstwagen ebenfalls mit Strom betrieben wird, hofft, dass sich diese Entwicklung auch dank staatlicher Unterstützung nun verändert. "Die E-Autos bieten die Möglichkeit, den innerstädtischen Schmutz wegzubekommen", sagt er. Zumal der Ballungsraum München mit seinen kurzen Distanzen durchaus prädestiniert sei für Elektrofahrzeuge.

"Wer einmal gefahren ist, der findet es wunderbar."

Dass man den E-Autos bald häufiger auf den Straßen begegnen wird, davon ist Erwin Winterholler überzeugt. Er betreibt im Dachauer Industriegebiet ein BMW-Autohaus. Nachdem die Bundesregierung vergangene Woche ihre finanzielle Unterstützung zugesagt hat, hätten die Anfragen interessierter Kunden sofort deutlich zugenommen, sagt Winterholler. Er ist von der Zukunft der relativ neuen Technologie ohnehin überzeugt. "Wer einmal gefahren ist, der findet es wunderbar." Allerdings, sagt Winterholler, sei man "vielleicht noch zwei, drei Jahre zu früh dran". Bei BMW habe man jedenfalls prognostiziert, dass sich die Reichweite der E-Autos in dreieinhalb Jahren verdoppeln und der Preis der teuren Akkus halbieren soll.

Neben Stadt und Landkreis Dachau haben Gemeinden wie Karlsfeld oder Haimhausen ihre Fuhrparks inzwischen um mehrere Elektro-Autos erweitert. "Es gibt ein richtiges Gerangel unter unseren Mitarbeitern, wer mit den Wagen fahren darf. Alle sind damit sehr zufrieden", sagt Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU), vor dessen Rathaus die E-Werke Haniel zwei Ladestationen installiert haben. Dachaus Oberbürgermeister Hartmann fährt dienstlich bereits ein Elektroauto, Typ BMW I3. Er kann damit etwa 120 Kilometer mit Strom zurücklegen, anschließend springt ein Benzinmotor an, der Strom erzeugt und eine Batterie lädt, welche das Auto antreibt. Was das Fahrgefühl betrifft, ist Hartmann geradezu begeistert von seinem umweltschonenden Dienstwagen. "Er beschleunigt sehr schnell, fährt flüssig und weich, ohne zu ruckeln. Wenn ich dann wieder in einem normalen Auto sitze, komme ich mir manchmal vor wie in einem Traktor." Dass die staatliche Subventionierung Anreiz genug für die Bürger ist, bezweifelt Hartmann aber. Dafür sei die Technik noch zu wenig ausgereift und ihr Preis zu hoch.

OB will Infrastruktur für Elektromobilität schaffen

Kommunale Zuschüsse, wie sie etwa München bietet, schließt Hartmann aus. Stattdessen hat er sich vor eineinhalb Jahren das Ziel gesteckt, eine angemessene Infrastruktur für Elektromobilität zu schaffen. Er kontaktierte Dachauer Firmen und Banken, um sie für die Idee zu begeistern, eigene Elektro-Tankstellen zu errichten. Nun befinden sich in Dachau acht E-Tankstellen. Öffentlich davon sind die Ladestationen in der Altstadt-Parkgarage, von der Sparkasse am Sparkassenplatz, von der Volksbank Raiffeisenbank in der Münchner Straße und von Auto Gruber in der Kopernikusstraße. Nur für Kunden sind die Tankstellen bei Auto Rapp, Autohaus Widmann und Winterholler, bei NAT Neuberger Anlagen Technik und von den Stadtwerken Dachau in der Brunngartenstraße. Für interessierte Unternehmen bietet die Stadt eine kostenlose Erstberatung an.

Die Bundesregierung erhofft sich von ihrer Unterstützung, dass kurzfristig etwa 300 000 Hybrid- und Elektrofahrzeuge gekauft werden. Für Hybridautos bietet sie eine Kaufprämie von 3000 Euro und für Elektroautos von 4000 Euro. Wer ein E-Auto kauft, ist künftig zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Außerdem will der Bund mit seiner Milliardenförderung 15 000 neue Ladestellen finanzieren.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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