Dachau/München:"Kreative Energie"

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Den Jazzherbst in Dachau am Samstag, 22. Oktober, 20 Uhr, eröffnet der Künstler Uri Caine, der erst in München in der Unterfahrt zu hören war, in der Kulturschranne in Dachau. Dort zeigte er sich als politisch engagierter Künstler, der einerseits den US-Präsidentschaftkandidaten Trump kritisierte, andererseits in seiner Musik dafür warb, die amerikanische Kultur nicht zu simplifizieren. So war der populistische Trump ein Thema, das den Abend beeinflusst, etwa wenn Caine dem Republikaner den Song "Golem" widmet und daraufhin mit pianistischer Wucht Form und Struktur der Musik zerschlägt, wie SZ-Musikkritiker Ralf Dombrowski schrieb.

Caine ist ein Musiker, der sehr gut in das Programm des Dachauer Jazz e.V. passt, weil er, wie Dombrowski meint, im Jazz-Amerika der Postmoderne groß geworden ist, in dem man Normen bröckeln ließ und mit dem Rest der dekonstruierten Elemente spielte. Caine tut das auch in Dachau gemeinsam mit dem Bassisten Mark Helias und dem Schlagzeuger Clarence Penn. Sie lassen sich treiben, heben die Ideen der Songgliederung auf, zerlegen die Musik in rhythmische, motivische, texturelle Bestandteile, ohne sie damit zerstören zu wollen. Manchmal blitzt ein "Just Friends" oder "Cheek To Cheek" dazwischen auf, wiederum nur, um in sich vielfältig variierender Weise in Frage gestellt zu werden.

Das zweite Konzert mit der Band Ed Nulz harmoniert insofern mit Uri Caine, als dass auch sie Wandler zwischen musikalischen Welten sind. Das Trio besteht aus Siegmar Brecher (Bassklarinette), Julian Adam Pajzs (Gitarre) und Valentin Schuster (Schlagzeug). Sie schreiben über sich selbst: "Spielt Edi Nulz nun einen Jazz, der von Elementen der Rockmusik gebrochen wird, oder ist es genau umgekehrt? Hört man hier nicht vielmehr eine Rockband, vom Jazz unterwandert?" Das Konzert findet am Samstag, 26. November, 20 Uhr, ebenfalls in der Kulturschranne statt.

Danach kommt der legendäre Schlagzeuger Barry Altschul, Mitglied beispielsweise im Quartett von Chick Corea war. Sein Trio ergänzen Jon Irabagon am Saxofon und Joe Fonda am Bass. Barry Altschul sagt über seine Musik als eine "kreative Energie": "Um frei zu improvisieren, ist es absolut notwendig, zuerst sehr aufmerksam zuzuhören und zu fühlen, wie sich die anderen Spieler zu den anderen, und ihrem Ego verhalten."

Internationaler Jazzherbst des Jazz e.V. in Dachau. Drei Konzerte in der Kulturschranne: Uri Caine, Samstag, 22. Oktober, 20 Uhr. Edi-Nulz-Trio, Samstag, 12. November, 20 Uhr. Barry Altschul, 3Domfaktor, 26. November, 20 Uhr. Karten und Reservierungen: www.jazzev.de.

© SZ vom 22.10.2016 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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