Dachauer Schranne:Kultureller Blütenzauber

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Seit vier Monaten gibt es die neue Kultur-Schranne in Dachau. Sie kommt bei Verantwortlichen und Besuchern gleichermaßen gut an. Und es sind schon neue Aktionen geplant.

Melanie Staudinger

Wer in diesen Tagen durch die Dachauer Altstadt spaziert, hat die Tische und Stühle vor der Kultur-Schranne längst entdeckt. Es wird Frühling in der Stadt, und das Alte Schulhaus mit seinem Pächter-Team um Michael Maurer, Matthias Rohleder und Lars Stadlbauer hat jetzt von mittags an geöffnet. Bald sollen grüne Pflanzen den Platz gestalten, und eine neue Speisekarte sommerliches Essen anbieten.

Dachaus erste Poetry-Slam-Sieger: Moritz Kienemann und Pauline Füg. Die Veranstaltung läuft mittlerweile so gut, dass nicht alle Besucher mehr Platz haben. (Foto: www.joergensen.com)

Der Betrieb in der Schranne hat sich etabliert - und die Verantwortlichen zeigen sich äußerst zufrieden. Das einstige Millionengrab, die Markthalle, entwickelt sich zu einem Highlight im kulturellen Angebot Dachaus. Den Umbau ließ sich die Stadt einiges kosten. Fast 250 000 Euro investierte sie in die Umgestaltung der beiden Stockwerke. Das gab die Kämmerei in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses bekannt.

"Wir haben jetzt manchmal an einem Wochenende mehr Besucher als sonst während einer ganzen Ausstellung in der Brunngartenstraße", sagt Monika Siebmanns, Vorsitzende der Künstlervereinigung Dachau (KVD). Dass Café und Galerie im Erdgeschoss ineinander übergehen, komme beim Publikum gut an. Beide Einrichtungen haben die gleichen Öffnungszeiten. So können die Galeriebesucher anschließend noch Kaffee oder Wein trinken und die Cafégäste Kunstwerke bestaunen.

Und auch die Mehrheit der Künstler schätzt den neuen KVD-Standort. Siebmanns hat für die Schlossausstellung und die Schauen in 2012 alleine mehr als 20 Bewerbungen erhalten. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es schon mal so viele gewesen sind", sagt sie. Dieses Interesse beweist für sie, dass die Galerie angenommen wird. Ein einzelnes Ereignis, welches ihr seit der Eröffnung im November besonders gefallen habe, will Siebmanns nicht nennen: "Die ganze Sache läuft sehr gut."

Auch Kulturamtsleiter Tobias Schneider kann über die ersten vier Monate der neuen städtischen Kultur-Schranne nicht klagen. Die Veranstaltungen auf der Kleinkunstbühne kommen überraschend gut an. In der Regel registriere er zwischen 70 und 150 Personen, nur drei Mal waren es zwischen 35 und 45.

"Man kommt schon fast unter Druck, wenn nur 45 Gäste da sind, wie bei Wreckless Eric", sagt er. Aber solche Veranstaltungen sind gewollt: Wenn die Qualität stimmt, muss es auch nicht immer ganz voll sein.

Zu einem echten Publikumsmagneten haben sich die Poetry Slams entwickelt, die es vorher in Dachau nicht gab. Mittlerweile kommen so viele Menschen, dass es keine Platzreservierungen mehr gibt. Wer reinwill, muss früh da sein. Zu Schneiders Highlights zählen neben dem Auftritt von Daniel Wagner beim jüngsten Poetry Slam die Lesung "Der Fönig", die statt wie geplant einmal wegen des großen Interesses gleich fünf Mal stattfand, sowie die Auftritte von Jaimi Faulkner und Hank Roberts.

Das Hank-Roberts-Konzert wiederum wurde vom Jazz e.V. veranstaltet. Dessen Programmverantwortlicher Axel Blanz sagt: "Es läuft überragend in der Schranne." Der Verein könne jetzt sogar wieder viele Gäste begrüßen, die schon länger nicht mehr gekommen waren. "Allein der Eingang durch die Kunsthalle ist super", schwärmt Blanz.

Die Kleinkunstbühne sei ein schlichter, schöner Raum, der viel Platz biete. Die Musiker kämen mit der Akustik zurecht, auch wenn diese manchmal etwas flach sei. "Wirklich toll und engagiert" sei auch der Service des Gastronomie-Teams. "Die ertragen unsere Musik echt gut", sagt Blanz und lacht.

Und die Schranne hat den Jazz e.V. zu Gedankenspielen verleitet. Normalerweise pausiert er mit Konzerten von Mai bis September. Da aber grundsätzlich draußen vor der Schranne gespielt werden könne, wolle der Verein jetzt überlegen, vielleicht auch eine Veranstaltung im Sommer anzubieten. "Wenn es dann regnet, können wir nach drinnen ausweichen", erklärt Blanz.

Begeistert zeigt sich auch Gudrun Wilk, die beim Hoftheater Bergkirchen für den Kartenvorverkauf zuständig ist. Einmal pro Woche spielt das Ensemble dort, die Stücke sind eigens für die Schranne konzipiert und werden nicht im Stammhaus in Bergkirchen aufgeführt.

Durch diese Planung nehmen sich beide Spielorte gegenseitig nichts weg. "Wir sind eigentlich immer komplett ausgelastet", sagt Wilk. Die Aufführung von "Zwei wie Bonnie und Clyde" kam sogar so gut an, dass es im Sommer zwei weitere Termine geben wird.

Für das Hoftheater bietet die Kultur-Schranne die große Chance, den Publikumskreis zu erweitern. "Viele Zuschauer kommen erstmals zu uns in die Schranne und schauen dann auch mal in Bergkirchen vorbei", erzählt Wilk. Dass die Besucher während der Veranstaltung essen, störe die Schauspieler nicht.

"Das ist gut geregelt", sagt Wilk. Einlass sei bereits von 18 Uhr an: "Die Menschen verbringen einen kompletten Abend bei uns. Zuerst essen sie schick und dann schauen sie ein lustiges Theater an."

© SZ vom 30.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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