Dachau:Landrat will Ortsmitten von Durchgangsverkehr befreien

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Nur wenn alle Kommunen mitziehen, lassen sich auf der Grundlage des neuen Gesamtverkehrsplans die Probleme lösen, sagt Stefan Löwl.

Von Helmut Zeller, Dachau

Ehrgeizige Ziele: Landrat Stefan Löwl (CSU) will zusammen mit den Kommunen die Gemeindezentren im Landkreis vom Verkehr befreien. "Aus meiner Sicht müssen wir am Ende die Ortskerne wieder für die Bürger, für die örtlichen Geschäfte und die Freizeit sowie die soziale Nutzung zurückgewinnen, auch vor dem Hintergrund der Lärm- und Schadstoffbelastungen wie das Beispiel der Stadt Dachau aktuell zeigt", sagte Löwl im Gespräch mit der SZ. Dies ist ein zentraler Punkt des Verkehrsgesamtkonzeptes für den Landkreis. Erste Ergebnisse wird der Landrat Anfang 2017 vorstellen.

Platz für Fußgänger und Radfahrer

Bis die umfangreiche Studie komplett vorliegt, werden allerdings noch Jahre vergehen. "Einen genauen Zeitpunkt kann man heute noch nicht nennen", sagt Landrat Löwl. Das Konzept behandelt den motorisierten Individualverkehr, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie den nichtmotorisierten Individualverkehr, also Fußgänger und Radfahrer. Die Untersuchung trifft auch Aussagen über die Entwicklung weiterer moderner Mobilitätsformen bis hin zur Stadt- und Gemeindeplanung. Konkrete Zahlen über die aktuelle Bevölkerungsentwicklung, Pendlerbeziehungen und die ÖPNV-Struktur liegen schon vor. Die Ergebnisse der Straßenverkehrszählungen sollen Anfang 2017 auf einer Bürgerdialogveranstaltung vorgelegt werden. Dann wird der gemeinsame Nahverkehrsplan von Stadt und Landkreis Dachau erstellt, ein formeller Prozess, der mit den vorgeschriebenen Beteiligungsverfahren zwei bis drei Jahre dauert.

Verkehrszählung und Nahverkehrsplan bieten, wie Löwl sagt, die Möglichkeit, Probleme des Straßenverkehrs - über einzelne wird schon seit Jahren diskutiert - "gesamtheitlich zu bewerten". Dazu gehören die Umfahrungen von Markt Indersdorf, Großinzemoos oder Dachau, aber auch Unfallschwerpunkte, mögliche Leistungssteigerungen etwa an Kreuzungen sowie ÖPNV-Vorrangspuren. Das verbindende Ziel aller einzelnen Maßnahmen: den zunehmenden Durchgangsverkehr aus den Ortszentren herauszubringen, damit Platz für Fußgänger, Radfahrer sowie den ÖPNV frei wird. Zum Beispiel die völlig vom Durchgangsverkehr überlastete Gemeinde Karlsfeld: Der Bau eines Tunnels für die B 304 ist nun in den Bundesverkehrswegeplan als "weiterer Bedarf mit Planungsrecht" aufgenommen worden - ob er tatsächlich gebaut wird, hängt von der Finanzlage des Bundes ab. Als ein erfolgreiches Beispiel nennt Löwl die Umfahrung von Pfaffenhofen. "Wir können nicht jeglichen überörtlichen, nicht durch ÖPNV abwickelbaren Verkehr ignorieren. Dieser muss um, oder im Einzelfall auch mal unter unsere Siedlungszentren geführt werden."

Vorausschauende Siedlungsentwicklung

Dreh- und Angelpunkt ist natürlich die Finanzierung der Projekte und die Verfügbarkeit der benötigten Flächen, wie Löwl sagt. "Die Ergebnisse des Gesamtverkehrsgutachtens sind Arbeitsaufträge", betont der Landrat. Alle politischen Gremien und mehrheitlich die Bürger müssten an einem Strang ziehen. Straßenbaumaßnahmen aber auch schon kleine Veränderungen im ÖPNV brauchen im Hinblick auf die damit verbundenen Verfahren Jahre. Verkehrsplanung, das betont Löwl auch, ist ein ständiger Prozess: Da geht es um die Anbindung neuer Siedlungsgebiete im Zuzugslandkreis Dachau - 26 000 neue Einwohner werden bis 2034 prognostiziert -, da geht es auch um sorgfältige Planung der Standorte von Einzelhandelsunternehmen. Denn Fehlentscheidungen, so der Landrat, könnten zu unnötigem innerortlichen Verkehr führen.

"Zukünftig muss man deutlich großräumigere und auch tiefergehende Überlegungen anstellen. Die Ziele konsequent und interkommunal abgestimmt zu verfolgen, ist die große Herausforderung in den kommenden Jahrzehnten", sagt Landrat Stefan Löwl.

© SZ vom 22.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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