Dachau:Der Weg ist frei

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Der Eigentümer der Flaschenabfüllerei hofft, dass er innerhalb von zwei Jahren mit dem Bau von Wohnungen beginnen kann.

Wolfgang Eitler

Der kleine Einschub in der Entscheidung des Petitionsausschusses im bayerischen Landtag lässt sich als ideelle Brücke für die fraktionslose Stadträtin Elisabeth Schilhabel verstehen. Wie der Vorsitzende des Gremiums, der CSU-Landtagsabgeordnete Bernd Sibel aus Deggendorf, darlegte, sollten Stadt Dachau und der Besitzer des Anwesens der ehemaligen Schlossbergbrauerei erwägen, "ob die historischen Kellerräume gegebenenfalls erhalten werden könnte".

Die Keller der alten Flaschenabfüllerei erinnern noch an die Zeit Dachaus als Brauereistadt. (Foto: npj)

Damit würdigten die Abgeordneten Schilhabels Engagement für den Denkmalschutz und für das Areal an prominenter Stelle in der Altstadt. Früher einmal war Dachau eine Brauereistadt. Der Museumsverein hat diese Wirtschafts- und Kulturgeschichte erst kürzlich in einer Ausstellung mit Katalog ausführlich dargelegt. In der Historie spielte die Schlossbergbrauerei über fast zwei Jahrhunderte eine zentrale Rolle, weil dort oben auf sandigem Untergrund das Bier sozusagen auf natürliche Weise kühl gelagert werden konnte. Aus dieser Zeit stammen die Kellerräume. Darüber wurde später die Flaschenabfüllerei errichtet.

Aber in der Entscheidung zur Petition spielt das Wort "gegebenenfalls" eine zentrale Rolle: Jobst Kayser-Eichberg von der Sedlmayr Grund und Immobilien KgaA in München und die Stadt Dachau müssen sich an dem Hinweis nicht orientieren. Sie können. Die Zustimmung des Landtags für den Abriss der Flaschenabfüllerei samt Keller ist ihnen gewiss. Der Landtag schloss sich damit der Empfehlung der bayerischen Staatsregierung und der Regierung von Oberbayern an.

Nun stellt sich die Frage, wie Stadträtin Schilhabel, die wegen der Auseinandersetzung um die Bauerei aus der Fraktion der Grünen ausgeschlossen wurde, auf diese Petition reagiert. Am Donnerstagnachmittag kündigte sie eine spezielle Fahrt zu einer Brauerei in der Region München am Samstag, 5. November, an: "Die Alte Brauerei Stegen am Ammersee hat eine Patenschaft übernommen. Von Brauerei zu Brauerei. Der Pate ist Herr Paul Schneider. Das Patenkind ist die Schlossbergbrauerei in Dachau, die sich augenblicklich im Dornröschenschlaf befindet. Sie kann aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden - wie ehemals die Alte Brauerei Stegen." Auch sie sollte einmal abgerissen werden, "aber heute ist sie weit über die Region hinaus zu einem Kulturtempel mit eigener Hausbrauerei geworden". Genauso wie sie sich und der von ihr geführte Heimatverein die Zukunft der Flaschenabfüllerei vorstellen. Mit dieser Idee treten sie den Vorhaltungen im Stadtrat entgegen, dass es für die Flaschenabfüllerei keine angemessene Nutzung gibt.

Den Bürgerentscheid vor zwei Jahren verloren sie ziemlich eindeutig. Ihre Petition ist abgewiesen worden. Die politischen Optionen sind somit ausgereizt. Jetzt will Schilhabel "Stadtrat und Bevölkerung für das Vorbild in Stegen begeistern". Am Donnerstag legte sie der SZ ein Schreiben des Inhabers der dortigen Brauerei, Paul Schneider, vor. Darin kündigt er an, die Schlossbergbrauerei "nach reiflicher Überlegung" kaufen und sanieren zu wollen. Schilhabel schwärmt: "Schneider ist mein vierblättriges Kleeblatt."

Jobst Kayser-Eichberg und sein Unternehmen versuchen seit 1993 die Kellergewölbe einschließlich der Flaschenabfüllerei abzureißen und neu zu bebauen. Vor einigen Jahren legte er einen Entwurf vor, den der Stadtrat in den Grundzügen begrüßte. Vor drei Jahren sah es so aus, als stünde die Einigung kurz bevor. Das historische Gebäude der Schlossbergbrauerei mit der Wirtschaft würde erhalten. Die Flaschenabfüllerei gegenüber sollte abgerissen werden. Seitdem wartet Kayser-Eichberg er auf das Genehmigungsverfahren. "Wir sind bei den Planungen auf die Bremse getreten." Die könnten jetzt Fahrt aufnehmen. Auf die Frage nach seinen Zeitvorstellungen sagte er, dass er innerhalb der nächsten zwei Jahre mit dem Bau der nach dem Abriss vorgesehenen Wohnungen beginnen will. Er nannte sein Ziel "etwas kühn", hofft allerdings darauf, dass Bauamt und Stadtrat das Verfahren beschleunigen.

Und wie sieht es mit der Zusage aus, die weiteren historischen Gebäude sowie die Wirtschaft zu erhalten? "Eines nach dem anderen", sagte Kayser-Eichberg. "Jetzt müssen wir erst einmal diesen Schandfleck wegreißen." Die Stadt wird einen Abriss an die Vorlage einer Planung binden, was statt der Flaschenabfüllerei entstehen soll. "Auf diesen Zusammenhang mit der Neubebauung", weist Stadtbaurat Michael Simon ausdrücklich hin. Außerdem will die Regierung von Oberbayern die Pläne zur Genehmigung vorgelegt bekommen.

© SZ vom 28.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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