Busunfall:Das Trauma der Tragödie

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Nach dem Busunglück auf der A92 liegen noch fünf Verletzte im Krankenhaus. Therapeuten kümmern sich um Kinder, Betreuer und Angehörige.

Andreas Glas

Zwei Tage danach steht Peter Bernard noch immer unter Schock. Seit 20 Jahren ist er Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR) Dachau. Er hat viel erlebt in dieser Zeit. Aber nichts hat ihn getroffen wie das schwere Busunglück am Mittwochnachmittag: "Es ist für uns alle schrecklich, was da passiert ist". Für Schockstarre ist freilich keine Zeit. Der KJR kümmert sich bereits intensiv um die traumatisierten Kinder, Betreuer und um deren Angehörige - gemeinsam mit einem Team der Krisenintervention und Vertretern aus den fünf Heimatgemeinden der Unfallopfer. "Wir ziehen alle an einem Strang, um jede Hilfe zu gewährleisten", sagt Bernard.

Ein Helfer des THW schaut sich auf der A92 bei Freising (Oberbayern) den verunglückten Bus an. (Foto: dpa)

24 Kinder und acht Betreuer waren an Bord, als der Busfahrer bei Platzregen und Hagelschauern die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Der Bus, der auf dem Rückweg von einem Ferienausflug zum Münchner Flughafen war, kippte auf der A 92 zwischen Freising-Süd und Eching-Ost um. Etliche Insassen wurden verletzt, fünf von ihnen so schwer, dass sie noch immer im Krankenhaus behandelt werden. Neben dem Busfahrer und zwei Betreuerinnen sind dies auch zwei Kinder. Über die Schwere ihrer Verletzung sind keine Details bekannt, Lebensgefahr besteht jedoch in keinem der Fälle. Ein drittes Kind, das die beiden Nächte nach dem Unfall in der Klinik verbracht hat, ist inzwischen wieder zuhause bei den Eltern - ebenso wie die 21 anderen Kinder, die im Bus saßen. Die beiden Gemeindejugendpflegerinnen Ramona Kitzinger (Odelzhausen) und Sonja Rathgeb (Bergkirchen) befinden sich derweil noch im Krankenhaus - mit Knochenbrüchen, Kopfverletzungen und Schnittwunden.

KJR-Chef Bernard hat Kitzinger am Tag nach dem Unfall am Krankenbett besucht und zwei Stunden mit ihr gesprochen: "Sie war sehr interessiert daran, wie es den Kindern und Kollegen geht und wollte wissen, wer jetzt ihre Aufgaben übernimmt. Sie war voller Elan und würde lieber heute als morgen wieder anfangen zu arbeiten." Noch ist allerdings unklar, wie lange Kitzinger und Rathgeb zur Behandlung im Krankenhaus bleiben müssen.

Über die Unfallursache wolle er nicht spekulieren, sagt Bernard. Derzeit prüfen Gutachter der Staatsanwaltschaft, ob das Unglück allein durch das plötzliche Gewitter bedingt war. Zwar werde auch gegen den Busfahrer ermittelt, doch sei dies eine Routinemaßnahme, wie ein Sprecher der Verkehrspolizeiinspektion Freising betont. Fest steht bislang nur, dass die Kinder nicht angeschnallt waren. Der Grund: Der alte Bus hatte keine Gurte. Er war zugelassen worden, als es noch keine Gurtpflicht für Reisebusse gab. Das Busunternehmen war aber nicht verpflichtet, diese nachzurüsten. Ob es ein Fehler gewesen sei, einen Bus zu bestellen, der keine Gurte hat? Bernard will auch dazu nichts sagen. Da der KJR den Ferienausflug nicht allein organisiert habe, sei ihm bislang nicht einmal bekannt, wer den Bus überhaupt gebucht habe. Für die körperlichen Schäden der Unfallopfer komme aber die Versicherung des Busunternehmens auf: "Der Versicherer hat uns bereits versprochen, die Vorfälle so unbürokratisch wie irgendwie möglich zu behandeln."

Derweil kümmert sich Bernard weiter um die seelische Betreuung der Unfallopfer und ihrer Angehörigen. Am heutigen Samstag findet in Dachau ein Treffen statt zwischen Kindern, Eltern, Betreuern und Fachkräften: Trauma- und Psychotherapeuten werden dort ihre Hilfsangebote erklären. Bei aller Betroffenheit gibt sich Bernard zuversichtlich: "Es ist für alle ein schlimmes Erlebnis. Aber ich habe den Eindruck, dass wir es schaffen werden, mit dem, was passiert ist, auch umgehen zu können

© SZ vom 25.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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