Bildervortrag in Markt Indersdorf:Die härteste Frau Deutschlands

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Beim Wildnislauf von Tansania war Ulrike Mayer-Tančić unter den einzigen zwei Sportlern, die das Ziel erreicht haben. (Foto: Helmut Mayer/oh)

Ulrike Mayer-Tančić erzählt über ihren 301-Kilometer-Wildnislauf durch Tansania.

Interview von Daniela Gorgs , Markt Indersdorf

Auf dem 301-Kilometer-Wildnislauf durch Tansania verlangte der Extremsportler Joey Kelly seinen Mitläufern alles ab. Sechs Tage lang. Neben dem Herausforderer war Ulrike Mayer-Tančić, 52, aus Krailling die einzige, die das Ziel überhaupt erreicht hat. An diesem Donnerstag, 9. März, berichtet die "härteste Frau Deutschlands" mit einem Bildervortrag über ihr Erlebnis im Dezember 2015. Die Sportgemeinschaft Indersdorf lud die Hobbyathletin (Foto: Helmut Mayer, oh) ein, von ihrem Abenteuer zu erzählen. Beginn des Vortrags im Gasthaus Doll ist um 19 Uhr.

SZ: Plötzliche Tempoläufe, kilometerlange Extrarunden, unfreiwillige Diät, Schlafentzug und dazu ein Klima mit schwülwarmen Temperaturen und unerwarteten Wolkenbrüchen. Wie in aller Welt haben Sie es ins Ziel geschafft?

Ich habe von Tag zu Tag weitergemacht und mir immer wieder gesagt, dass ich nur aufhöre, wenn es wirklich nicht mehr geht. Ich hatte immer die Stimme meines Mannes im Ohr, der mir vor dem Lauf gesagt hat: Wenn du aufhörst, wirst du dich immer darüber ärgern. Er kennt mich sehr gut. Sicher, da gab es eine Situation, da war ich knapp dran. Vom fünften Tag an war ich mit dem Herausforderer alleine unterwegs. Alle Männer waren dann ausgeschieden. Wer aufgibt, wird mit dem Jeep in das nächste Lodge gefahren und darf sich dann am Pool erholen. Da hätte ich schon auch Lust drauf gehabt.

Aber Sie haben weitergemacht.

Ja, und ich habe es keine Sekunde bereut.

Mit 33 Marathons und einigen Meistertiteln haben Sie schon viel mehr geleistet. Und doch bezeichnen Sie den Wildnislauf als "das größte Abenteuer meines Lebens". Warum?

Ich bin nie länger als einen Marathon gelaufen. Und den renne ich auf Tempo. Mit sieben Kilo Gepäck auf dem Rücken und täglich nur zwei Powerriegeln ist das nur schwer möglich. Wir mussten ja alle Sachen wie Kleidung und Isomatte selbst tragen. Ich kannte die Spielregeln der RTL-Challenge und habe mich drauf eingelassen. Prinzipiell halt ich aber nichts davon, einem Körper Höchstleistungen abzufordern und ihm dann nicht ausreichend Energie zuzufügen. Ich habe nicht gewusst, wie dieser Wildnislauf ausgehen wird und bin sehr dankbar, dass ich dabei war. Wir sind begleitet von drei Jeeps durch die Savanne gelaufen, durch Masai-Land. Das Fernseh-Team hat die Route vorher mit den Dorfältesten der Stämme ausgehandelt. Aus finanziellen und logistischen Gründen kann man so etwas nicht privat organisieren.

Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Die Tiere in freier Wildbahn. Wir sind durch Herden von Zebras und Gnus gelaufen. Die Giraffen haben uns neugierig angesehen. Man ist mitten in der exotischen Tierwelt. Das war ein einmaliges Erlebnis. Es ist ein anderes Gefühl, als Seniorenweltmeisterin im Marathon zu werden.

Was treibt Sie an? Wie kam es zur Motivation für den Sport?

Ich habe mit 35 Asthma bekommen und habe von einem auf den anderen Tag aufgehört zu rauchen. Ich habe in Jugendjahren schon einmal Leichtathletik gemacht. Meine Zwillingstöchter haben mir dann vorgeschlagen, bei einem Herbstlauf im Ort mitzumachen. Das war im Jahr 2000. Nach dem Fünf-Kilometer-Lauf bin ich mit einem Siegerpokal nach Hause gekommen. Seitdem laufe ich aus Leidenschaft Bahn, Cross, Berg und Trail. Und natürlich Marathon. Man kann sagen, ich habe die eine Sucht durch die andere ersetzt.

Wie wichtig ist die mentale Vorbereitung eines Wettkampfes?

Ich würde sagen, bei einer Challenge ist eine gute Vorbereitung die Hälfte Kopf, die andere Hälfte Bein. Positiv denken ist sehr wichtig. Darüber werde ich am Donnerstagabend in Markt Indersdorf mehr erzählen.

Sie sind Sekretärin am Gymnasium in Obermenzing. Sind Sie dort ein Vorbild für die Schüler?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe meinen Vortrag auch in der Schule gehalten. Wir haben 300 Schüler. Es sind auch einige coole dabei, die immer einen Spruch drauf haben. Sie alle haben mir zugehört, eineinhalb Stunden lang. Im Saal war es mucksmäuschenstill. Es war toll, in ihre faszinierten Gesichter zu sehen. Ich möchte immer versuchen, den Kindern etwas mitzugeben. Dass man nicht vorzeitig aufgeben darf, egal, ob man einen Wettkampf läuft oder sich in Mathe verbessern möchte.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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