Altomünster:Kläranlage wird zu Musterbeispiel für die Energiewende

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  • Die Nachrüstung erhöht die Leistung der Kläranlage um gut 50 Prozent, auch die Reinigungswirkung wird besser.
  • Gas aus Klärschlammfaulung wird in Strom verwandelt.
  • Die Kosten liegen bei 3,3 Millionen Euro.

Von Robert Stocker, Altomünster

Die Gemeinde Altomünster stattet ihre Kläranlage mit einer Technik aus, die im Landkreis Dachau bisher einmalig ist. Dank des innovativen Verfahrens kann die Anlage mehr Abwasser aufnehmen, das zudem noch besser gereinigt wird. Clou des Verfahrens ist ein computergesteuertes Zulaufbauwerk, das die Strömungsmechanik im Nachklärbecken optimiert.

Die neue Technik spart nicht nur Strom, sondern produziert auch Energie, die zum Betrieb der Kläranlage verwendet wird. Zudem wird die Entsorgung des Klärschlamms verbessert. Die Nachrüstung erhöht die Leistung der Kläranlage Zeitlbachtal von 9800 auf 14 000 Einwohnergleichwerte und kostet 3,3 Millionen Euro.

"Wir machen eine Punktlandung bei den Kosten", freut sich Geschäftsleiter Christian Richter. Bis auf wenige tausend Euro sei es bei der veranschlagten Summe geblieben. "Das war auch ein Verdienst des Gemeindepersonals, das hier großen Einsatz gezeigt hat."

Die Zeit der Hauskläranlagen ist vorbei

In einigen Ortsteilen im Außenbereich wurde das Abwasser immer noch über Hauskläranlagen und Erdbecken entsorgt. Um die Haushalte an die zentrale Kläranlage anschließen zu können, musste die Kapazität im Zeitlbachtal größer werden. Im Gespräch war auch der Bau eines neuen Nachklärbeckens. Doch der Gemeinderat entschied sich dafür, die Anlage mit der innovativen Technik nachzurüsten.

Das bestehende Nachklärbecken wurde mit einem Zulaufbauwerk ausgestattet. Es kann per Computer gesteuert werden, ist in der Höhe verstellbar und reagiert auf die Menge des einlaufenden Abwassers. Die Höhe des Zulaufbauwerks wird entsprechend der Wassermenge vollautomatisch verändert.

Zwischen Unterzeitlbach und Kleinberghofen liegt die Kläranlage für Altomünster. (Foto: DAH)

Die Technik verbessert die Strömungsmechanik, die bei der Reinigung des Abwassers eine große Rolle spielt. Wenn die Strömung ungünstig ist, lagern sich nicht nur Feststoffe am Boden des Beckens ab, sondern auch Bakterien, die für die Nachklärung wichtig sind. Dies verhindert das Zulaufbauwerk.

Strom wird für Betrieb der Anlage verwendet

"Das ist aber nur ein Schritt des neuen Verfahrens", sagt Richter. Die neue Technik ermöglicht es, das bei der Klärschlammfaulung entstehende Gas in Strom zu verwandeln. Der Strom wird für den Betrieb der Kläranlage verwendet. Auch die Entsorgung des Klärschlamms funktioniert jetzt mit einem neuen Verfahren. Früher wurde der Schlamm zwischengelagert, von einem Fremdentwässerer gepresst und entsorgt. Anschließend wurde das Presswasser wieder in das Klärbecken geleitet. Jetzt wird der Klärschlamm kontinuierlich gepresst.

Dadurch fällt nicht auf einen Schlag eine große Menge Presswasser an, das die Kläranlage verarbeiten muss. "Dazu kommt, dass man nicht ständig an den Einstellungen der Anlage herumschrauben muss", erklärt Richter. Die Presseinrichtungen kommen in einer neuen Betriebshalle unter. Das Betriebsgebäude wird mit Abwärme geheizt, die bei der Umwandlung des Klärgases in Strom entsteht. Außerdem wird damit der Klärschlamm erwärmt.

"Operation am offenen Herzen"

"Neue Verfahrenstechniken werden für Kläranlagen immer wichtiger", sagt der Geschäftsleiter der Gemeinde. Obwohl künftig mehr Abwasser durch die Anlage fließt, ist die Reinigung effizienter. Die Grenzwerte werden deutlich unterschritten. Während des Einbaus des Zulaufbauwerks lief die Kläranlage per Handbetrieb. Dies erforderte einen großen Einsatz des Personals. Richter: "Es war eine Operation am offenen Herzen."

Die Technik wurde im Jahr 2007 entwickelt, der Prototyp läuft seit Jahren in Köln-Rodenkirchen. In Süddeutschland gibt es bisher nur wenige Anlagen mit dieser Technik. "Die Anlage braucht praktisch keinen Strom und ist ein Musterbeispiel für die Energiewende", sagt Hermann Lautenschlager vom Wasserwirtschaftsamt München.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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