Bogenhausen:Sanierung des Cosima-Wellenbades zieht sich in die Länge

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Geduld ist gefragt: Das Cosimabad wird, wenn alles gut geht, erst in zwei Jahren wieder geöffnet. Rund 12,5 Millionen Euro kostet die Sanierung. (Foto: Robert Haas)
  • Die Generalsanierung von Bogenhausens einzigem öffentlichen Hallenbad sollte bis zum Herbst 2016 dauern. Aber diesen Termin werden die Bauarbeiter nicht einhalten können.
  • Wie hoch die Mehrkosten dadurch ausfallen, darüber schweigt man bislang.

Von Ulrike Steinbacher, München, Bogenhausen

Die Werbetafel für das alte Schwimmbad-Bistro steht noch unten an der Cosimastraße. "Öffentlich zugänglich" heißt es da, doch wer diesem Versprechen folgen und mit Blick auf die Schwimmhalle Pizza essen will, wird an einem Bauzaun jäh gestoppt.

Seit 1. August 2014 ist das Cosima-Wellenbad geschlossen. Die Generalsanierung von Bogenhausens einzigem öffentlichen Hallenbad, 1980 eröffnet, war auf gut zwei Jahre angesetzt, sollte also bis zum Herbst 2016 dauern. Aber diesen Termin werden die Bauarbeiter nicht einhalten können. Reinhold Zorn, der Leiter der Abteilung Bädertechnik bei den Stadtwerken München, plant jetzt eher Richtung Jahresende mit der Wiedereröffnung. Und das sei schon eine "sportliche Herausforderung".

Die Verzögerung lässt sich mit einer alten Weisheit erklären, die für Altbau-Sanierer ebenso gilt wie für Zahnärzte: Erst wenn man aufbohrt, weiß man, wie schlimm es wirklich ist. Und im Fall des Cosimabads war es schlimmer als gedacht. Reinhold Zorn formuliert das diplomatisch: "Wir hatten ein bisschen mehr Beton zu sanieren und ein bisschen mehr zu demontieren und zu entsorgen." Deutlicher gesagt: Das Gebäude musste komplett entkernt und wieder aufgebaut werden.

Anderes kam hinzu: Dass ein eigener Anbau nötig würde, um die Technik des Außenbeckens und der beiden Kinderplanschbecken innen und außen unterzubringen, das wussten die Verantwortlichen schon vorher. Die Stellfläche im Gebäude reichte dafür nicht mehr aus, "weil die heutigen Erfordernisse etwas anders sind als damals", sagt Zorn.

An vielen Stellen musste umgeplant werden

Doch erst während der Bauzeit stellte sich heraus, dass dieser Anbau nicht so tief in den Boden gegraben werden konnte wie nötig, weil es dadurch Probleme mit den Fundamenten des Altbaus gegeben hätte. Also musste umgeplant werden.

Umgeplant wurde auch bei der Sauna. Sie ist inzwischen Teil der Baustelle, obwohl sie eigentlich ausgeklammert war, weil dieser Bereich erst 2003 generalüberholt wurde. Doch dann entschieden sich die Verantwortlichen, aus Brandschutz-Gründen auch im Sauna-Trakt die Dachkonstruktion zu erneuern und auch dort zumindest teilweise eine Gitterrost-Ebene einzuziehen.

Großbaustelle: Noch steht die Schwimmhalle des Cosimabads voller Gerüste. (Foto: Catherina Hess)

Das sei besser, als hinterher mit aufwendigen Verkleidungen zu arbeiten, sagt Zorn. Der dicke Haken: Als das alte Dach abgenommen war, drangen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Regen und Feuchtigkeit in die Sauna ein. Im Dampfbad sind zum Beispiel Risse in der Decke zu sehen. Deswegen müssen nun auch die Sauna-Räume neu aufgebaut werden. Und es trägt nicht zur Beschleunigung der Arbeit bei, dass das beauftragte Unternehmen vor zwei Monaten Insolvenz angemeldet hat, wie Zorn erzählt. Gegenwärtig verhandle man mit einer neuen Firma: "Ich will hoffen, dass die uns erhalten bleibt."

Zu tun ist noch genug auf der Baustelle, auf der zurzeit zwei, drei Dutzend Arbeiter herumwerkeln. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich das neue Cosimabad aber schon vorstellen. Heller und kühler als früher wird es wirken, denn den Werkstoff Holz, der im alten Bad die Dach- und Tragekonstruktion bestimmt hat, haben die Stadtwerke ausrangiert und durch Stahl ersetzt.

"Holz ist einfach ein Problem im Schwimmbad", sagt Reinhold Zorn. Die hohe Temperatur, die große Luftfeuchtigkeit und dazu noch die Chemie zur Desinfektion des Wassers - das alles setze dem Material auf die Dauer extrem zu. Die hölzernen Fassadenträger des Cosimabads seien im unteren Bereich am Schluss so marode gewesen, dass man mit einem Schraubenzieher habe durchbohren können.

Die Welle rollt natürlich auch wieder durchs Cosimabad.

Verschwunden ist daher natürlich auch die kühn geschwungene dunkle Holzdecke der Schwimmhalle mit ihrer offenen Konstruktion. Vom neuen Dach werden die Badegäste nur die weiße Schallschutzdecke mit den Lichtkuppeln zu sehen bekommen. Darüber liegt eine Gitterrost-Ebene, von der aus die Techniker die eigentliche Dachkonstruktion 1,30 Meter weiter oben kontrollieren können und Zugang zu Beleuchtung und Lüftung haben.

Dass Haus-, Heizungs-, Lüftungs- und Badewassertechnik ebenfalls komplett erneuert sind, werden nur die Fachleute unter den Badegästen merken. In den Keller unter der Schwimmhalle verirrt sich schließlich selten jemand. Doch auch im Bad selbst verändert sich mehr als nur das Dach. Das große Becken etwa wird gerade mit Edelstahl ausgekleidet. Das sei besser als Beton, Estrich und Fliesen, sagt Zorn, denn undichte Stellen seien darin viel leichter zu finden.

Freibaderlebnisse
:Blaue Wunder

Mit den ersten Sommertagen beginnt die Hochsaison in den Freibädern. Schwimmen kann man dort auch - aber längst nicht nur.

Die Beckenwände sind schon montiert, und wenn in drei bis vier Wochen das Gerüst abgebaut ist, das jetzt die ganze Halle ausfüllt, kommt die Stahlverkleidung des Beckenbodens an die Reihe. An einem schmalen Querstreifen lässt sich dort erkennen, wo die versenkbare Hubwand eingezogen wird. Sie kann einen 25 Meter langen Schwimmer-Bereich vom seichten Teil des Beckens trennen, wenn dort zum Beispiel Kurse für Nichtschwimmer stattfinden. Und die Welle rollt natürlich auch wieder durchs Cosimabad. In zwei Wochen, sagt Zorn, kommt die Firma, die die Technik installiert.

Zum neuen Kostenrahmen: Kein Wort

Außerdem haben die Arbeiter den Aufzugsschacht vergrößert, damit ein barrierefreier Lift Platz hat. Im großen Becken bekommen Gehbehinderte eine zusätzliche Treppe zum Schwimmer-Bereich. Es wird auch einen neuen Sanitärraum für Behinderte geben, einen Wickelraum und ein deutlich größeres Planschbecken mit Schiffchenkanal und Babyrutsche. Der Durchgang Richtung Außenbecken wurde um 1,30 Meter verbreitert und der Ausschwimmkanal an die neue versenkbare Abdeckung des Außenbeckens angepasst, die auf der Westseite installiert wird.

Veränderungen bekommen die Gäste auch oben auf der Eingangsebene zu sehen: Das alte Kassenrondell am Ende der Zugangshalle wird nicht mehr aufgebaut. Seine Eintrittskarte kauft der Badegast künftig ein Stück weiter vorne auf der linken Seite. Und rechts vom Eingang entsteht ein neuer zusätzlicher Massage-Bereich mit zwei Kabinen. Wie das Bistro ist er öffentlich zugänglich. Dort können sich also auch Kunden behandeln lassen, die nicht ins Schwimmbad wollen.

Bleibt noch die Frage, was all die unvorhergesehene Arbeit am Cosimabad zusätzlich kostet. Doch da lässt sich Reinhold Zorn kein Wort entlocken. Der Kostenrahmen liege bei 12,5 Millionen Euro, sagt er. Und davon gehe er aus.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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