Biophysikerin:Mehr als nur Ursuppe

Lesezeit: 1 min

Fröhliche Forscherin: Petra Schwilles Leben dreht sich um die Ursuppe, die Familie und ihre Passionen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Forscherin Petra Schwille steht für den Spagat zwischen Genuss und Wissenschaft

Von Martin A. Klaus, Planegg

"Leben ist etwas, das heiliger ist als Nicht-Leben." In diesem Kernsatz fasst Petra Schwille zusammen, was ihre Forschungsarbeit neben den wissenschaftlichen Ergebnissen als private Erkenntnis nahelegt. Die in Planegg lebende Professorin leitet am Martinsrieder Max-Planck-Institut für Biochemie als Direktorin die Abteilung für zelluläre und molekulare Biophysik. Konkret erarbeitet sie biophysikalische Methoden zum Studium einzelner Moleküle, jener elektrisch geladenen Teilchen also, die wohl einst in Verbindung mit der Ursuppe den Anstoß lieferten, die ersten Lebensformen auf der Erde entstehen zu lassen. Dass das durchaus komplexe Thema "Wie einfach kann Leben sein?" durchaus Interessierte zu finden vermag, zeigte sich erst kürzlich bei einem Vortrag Schwilles im Gräfelfinger Bürgerhaus.

Die Ursuppe gebe es "vermutlich" nicht mehr auf der Erde, ergänzt die Professorin im Gespräch, will aber auch nicht ausschließen, dass die Vulkane in den Tiefen der Meere auch heute noch derartige aminosäurehaltige Lösungen ausspucken - mit der Folge, dass dort "eigentlich neues Leben entstehen müsste". Petra Schwilles Forschungsbereich will im Labor in jenen Bereich vorstoßen, wo unbelebte Materie die Grenze zum Leben überschreitet.

Innerfamiliär könnte genau dies sehr kontroverse Diskussionen auslösen. Denn Petra Schwilles Suche nach den Ursprüngen des Lebens widerspricht - streng ausgelegt - der Bibel. Deren Aussagen müsste, genau besehen, ihr Mann Ulrich Braun vertreten. Denn der ist, auch wenn er dieses Amt nicht mehr ausübt, evangelischer Pastor. "Die Evangelen sehen das ohnehin nicht so eng", sagt Petra Schwille lachend mit Blick auf die Schöpfung, Adam und Eva. Sie ergänzt: "Ihn interessiert vor allem das Zwischenmenschliche." Darum sieht sie auch ganz gelassen dem Moment entgegen, in dem die Ursprungsfrage im Gespräch mit den drei Kindern zum Thema werden könnte. In diesem Fall, betont sie, werde die Angelegenheit sicher "rein wissenschaftlich behandelt".

Das Leben, daran lässt die durchaus fröhliche Wissenschaftlerin Petra Schwille keinen Zweifel aufkommen, ist nicht nur Forschungsgegenstand, es soll auch genossen werden. Dazu gehört für die Biophysikerin auch die Zeit, die sie sich privat für die geliebte Musik nimmt. Wo es Beruf und Familie zulassen, spielt sie in einem Orchester, "meistens Bratsche", obwohl sie mehrere Instrumente beherrscht. Ein Foto der drei Zinnen und ihres Umfeldes verrät unübersehbar eine weitere Leidenschaft der vielseitigen Professorin: die Dolomiten.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: