Bildung:Frischekur für ein Vorbild

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Vor 45 Jahren wurde die Otto-Steiner-Schule für junge Menschen mit Behinderung im Hasenbergl gegründet. Nun muss das Gebäude saniert werden, um mehr Schüler aufzunehmen und modernen Unterricht zu ermöglichen

Von Simon Schramm, Hasenbergl

Als die Otto-Steiner-Schule für junge Menschen mit Behinderung im Mai 1972 eröffnete, waren die Lehrer und ihre Schüler so etwas wie Debütanten: Nur wenige Jahre zuvor war mit einem neuen bayerischen Gesetz erst die Grundlage für den Betrieb von Förderzentren gelegt worden. Die ersten Sonderschulklassen waren zuvor noch über das ganze Hasenbergl verteilt, nun wurden sie in elf Klassen gebündelt. Heute werden in der Schule des Heilpädagogischen Centrums Augustinum (HPCA) mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung Kinder in 34 Klassen unterrichtet. "Wir sind eine große Einrichtung", sagt die Schulleiterin Heidi Trunsky-Wagner.

An den Pfarrer Otto Steiner, der von 1963 an im Hasenbergl wirkte, erinnert ein Foto in der nach ihm benannten Schule. (Foto: Stephan Rumpf)

Wenn auch die Schule in der Rainfarnstraße in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aufgefrischt wurde, sei das Gebäude doch in die Jahre gekommen, sagt die Rektorin. Die Schulleitung und das gemeinnützige Unternehmen haben sich deshalb zur Sanierung entschlossen. Im kommenden Jahr will das Augustinum beschließen, welche Maßnahmen auf den Standort mit mehr als 300 Schülern zukommen.

Grund für den anstehenden Umbau ist neben dem Alter das Wachstum der Schule. "In den vergangenen sieben Jahren, seitdem ich Rektorin bin, ist die Schule um fünf Klassen gewachsen", sagt Trunsky-Wagner, "das hat mit dem Zuzug im Münchner Norden zu tun, der alle Schulen betrifft." Auch würden Schüler einer Außenstelle mittlerweile im Hasenbergl unterrichtet, weil die Stelle in Schleißheim schließen musste. Geplant ist, das Gebäude diesem Bedarf anzupassen. Die Anzahl der Klassen werde aber nicht erhöht, sagt Trunsky-Wagner. Wo genau am Schulgebäude und der anschließenden Tagesstätte gearbeitet werden muss, aber auch wie genau der Umbau aussehen soll, kann das Augustinum derzeit noch nicht aufschlüsseln, weil es beides derzeit prüfe, erklärt Trunsky-Wagner.

Die Sanierung kommt: Die Schule an der Rainfarnstraße im Hasenbergl expandiert. (Foto: Stephan Rumpf)

An der Otto-Steiner-Schule lernen Kinder, die beispielsweise mit dem Down-Syndrom leben oder deren Entwicklung stark verzögert ist. Mit höchstens bis zu zwölf Schülern sind die Klassen kleiner als in Regelschulen, der Unterricht ist durchstrukturiert, in jeder Klasse betreuen ein Sozialpädagoge und ein Kinderpfleger die Kinder. Jedes Kind wird individuell unterrichtet, zum Beispiel mit spezifischen Aufgaben. Das Angebot an der Schule hat sich im Laufe seiner Historie natürlich vergrößert. Rektorin Trunsky-Wagner preist etwa, dass die Schule auch Musik-Unterricht in Einzelinstrumenten wie Klavier anbietet, "das steigert die Motivation der Kinder und zeigt ihnen, was in ihnen steckt, unfassbar".

Heidi Trunsky-Wagner leitet die expandierende Schule an der Rainfarnstraße im Hasenbergl. (Foto: Stephan Rumpf)

Stolz ist sie auch darauf, wie die Steiner-Schule bei regelmäßigen Projekten den Austausch zwischen Menschen mit und ohne Behinderung vorantreiben will. Angehende Pädagogen der Uni München entwickeln zum Beispiel gemeinsam mit den Schülern in einem Seminar Ideen zur Freizeitpädagogik. Auch können Jugendliche allgemeiner Schulen ihr P-Seminar in der Steiner-Schule absolvieren. 2015 hat das bayerische Kultusministerium das Förderzentrum für diesen Einsatz mit dem "Schulprofil Inklusion" ausgezeichnet.

Seit 1977 ist es Teil des Schullebens, die förderbedürftigen jungen Erwachsenen auf das Berufsleben vorzubereiten. In den vergangenen Jahren sei dieser Lehrbereich noch intensiver geworden, sagt Rektorin Trunsky-Wagner. "Wir wollen für jeden Schüler ab der zehnten Klasse ausloten, welchen Weg er nach der Schule einmal nehmen wird." Möglichst früh soll das geschehen, anhand von Praktika, bei denen auch die Lehrer unterstützen und beobachten, und mittels Berufsberatung. Die Steiner-Schule will den Schülern so neben der Arbeit in Werkstätten auch den Zugang zu anderen Arbeitsmärkten eröffnen, zum Beispiel im Bereich der Dienstleistung oder Gastronomie.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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