Befragung:Das "Einkaufsklima" auf der Sendlinger Straße hat sich verbessert

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Wo bislang Autos durch die Sendlinger Straße fuhren, können nun Fußgänger ein Päuschen einlegen. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Seit Juli 2016 ist die Sendlinger Straße testweise für ein Jahr für Autos gesperrt.
  • Anwohner, Geschäftsleute und Passanten sehen die Umwandlung zur Fußgängerzone generell positiv.
  • Eine aktuelle Befragung zeigt, welche Kritikpunkte und Wünsche Anwohner und Laden-Inhaber haben.

Von Alfred Dürr

Am 1. Juli vergangenen Jahres, morgens um sechs Uhr, begann in der Geschichte der Sendlinger Straße ein neues Kapitel. Autos raus, mehr Platz für Passanten - so lautete das Motto des auf ein Jahr befristeten Verkehrsversuchs mit der neuen Fußgängerzone. Nun deutet vieles darauf hin, dass aus dem Testbetrieb eine Dauereinrichtung wird.

Bei Anwohnern, Geschäftsleuten und Passanten zeichnet sich eine generelle Zustimmung zur Fußgängerzone ab. Allerdings gibt es auch Kritik. Anwohner klagen darüber, dass Parkplätze weggefallen sind. Die Laden-Inhaber wünschen sich flexiblere Regelungen bei den Anlieferzeiten. Das geht aus den Zwischenergebnissen einer umfangreichen Befragung hervor, die am Donnerstagabend im gut besuchten Saal des Stadtmuseums vorgestellt wurden.

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Im Auftrag der Stadt waren Mitarbeiter der beiden Büros Zebralog, Berlin, und Studio Stadt Region, München, mit ihren Fragebögen in der Sendlinger Straße unterwegs. Sie haben beobachtet und ermittelt, wie der Verkehrsversuch funktioniert. Bürger konnten sich auch in Briefen oder E-Mails äußern; außerdem ist ein Beschwerdetelefon eingerichtet. 71 Prozent der Anwohner schätzen es, dass Lärm- und Abgasbelastungen verschwunden sind.

Unbeschwert auf der gesamten Breite der Straße zu bummeln und sich vielleicht auf einem Stuhl auszuruhen - das ist ein Vorteil für die Mehrzahl der Menschen, die zum Einkaufen vorbeikommen oder auch nur, um einen Blick in die Schaufenster zu werfen. Fußgänger müssen nicht mehr auf den Verkehr Rücksicht nehmen oder sich an parkenden Autos vorbeischlängeln: Dass sich also das "Einkaufsklima" verbessert hat, begrüßen auch die meisten Geschäftsleute.

Doch es gibt die Kehrseite der Medaille. Führt die gesteigerte Attraktivität durch die Einrichtung der Fußgängerzone zwangsläufig zu höheren Mieten und zu einem Rückgang der Angebotsvielfalt, weil bald nur noch Kettenläden das Bild bestimmen? Das war eine der Fragen, über die Anwohner, Geschäftsleute und weitere Interessenten im Stadtmuseum debattierten.

Die Innenstadt ist generell ein teures Pflaster

"Billiger wird es wohl in der Sendlinger Straße nicht werden", antwortete Albert Fittkau, der als Experte im städtischen Bewertungsamt die rasante Entwicklung der Immobilienpreise nach oben genau kennt. Der Anstieg sei aber kein spezifisches Problem der Sendlinger Straße, die Innenstadt ist generell ein besonders teures Pflaster. Für spezielle Aussagen zur Preissituation nach Einführung der Fußgängerzone sei es noch zu früh, sagte Fittkau.

Die neue Regelung gebe es ja erst seit einigen Monaten. Wolfgang Fischer, der Interessenvertreter der Innenstadt-Kaufleute, begrüßte die vorläufigen Untersuchungsergebnisse zur Sendlinger Straße. Obwohl sich die Geschäftsleute noch Verbesserungen im Detail wünschten, seien sie klar für die Fußgängerzone.

Manche Redner trieb nicht nur die Furcht vor einem Strukturwandel um. "Früher war die Sendlinger Straße eine ganz normale Straße", sagte Bettina Rexer von der Bürgerinitiative Sendlinger Straße, "bald werden wir sie uns nicht mehr leisten können." Nach wie vor ist die Parkplatz-Situation im Hackenviertel ein Grund zum Ärger. Etwa 100 Stellplätze fallen durch die Fußgängerzone weg. Aber auch verschiedene Baustellen im Viertel machen es schwieriger, einen Platz für das Auto zu finden.

Ein Bürger fragte, ob die Stadt den Anwohnern nicht subventionierte Abstellmöglichkeiten in Parkhäusern anbieten könne. Der städtische Verkehrsplaner Janos Korda verwies auf freie Kapazitäten in verschiedenen Hochgaragen der Innenstadt. Die Preise dafür lägen zwischen 130 und 300 Euro im Monat.

Er könne sich aber nicht vorstellen, dass die Stadt für die Anwohner zahle: "Ich würde das auch nicht für angemessen halten." Korda berichtete zudem über Verkehrszählungen im Hackenviertel. Nach der Sperrung der Sendlinger Straße für Autos hätten sich keine größeren zusätzlichen Belastungen für die umgebenden Straßen ergeben.

Nach wie vor können die Bürger ihre Wünsche, ihr Lob und auch ihren Ärger zur Sendlinger Straße loswerden. Voraussichtlich noch vor der Sommerpause entscheidet der Stadtrat darüber, ob die Fußgängerzone dauerhaft eingeführt wird.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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