Bayerisches Nationalmuseum:NS-Guillotine bleibt im Depot

Guillotine der Geschwister Scholl

Die Guillotine stammt aus dem Münchner Gefängnis Stadelheim.

(Foto: Walter Haberland/Bayerisches Nationalmuseum München)

Ein makabres Relikt der NS-Zeit bleibt in München unter Verschluss: Die von der NS-Justiz 1943 mutmaßlich zur Hinrichtung der Weißen Rose-Mitglieder genutzte Guillotine wird nicht öffentlich ausgestellt. Kultusminister Spaenle beendet mit der Entscheidung eine heftige Debatte.

Die NS-Guillotine, die 1943 mutmaßlich zur Hinrichtung der Weißen Rose-Mitglieder genutzt wurde, bleibt in München unter Verschluss und wird nicht öffentlich ausgestellt. Das hat Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) jetzt entschieden. "Leicht kann es nämlich passieren, dass diese Guillotine zum bevorzugten Reiseziel für Eventtouristen und für Voyeure wird", sagte er am Donnerstag. "Das können wir nicht wollen."

Das Fallbeil war im Januar im Bayerischen Nationalmuseum aufgetaucht. Es lagerte vermutlich seit Jahrzehnten im dortigen Depot . Die Guillotine stammt aus dem Münchner Gefängnis Stadelheim, wo während der NS-Zeit mehr als tausend Menschen hingerichtet worden waren. In Stadelheim waren auch Sophie Scholl, ihr Bruder Hans Scholl und mehrere andere Mitglieder der Weißen Rose getötet worden.

Ob die Guillotine ausgestellt werden sollte oder nicht, darüber wurde heftig debattiert. Mit seinem Votum greife Spaenle die Empfehlungen von Fachwissenschaftlern und Ethikern auf, die er zu einem Runden Tisch eingeladen hatten, teilte das Ministerium mit.

Das transportable Fallbeil wurde zwischen 1940 und 1945 außer in München auch in Dresden, Frankfurt, Stuttgart und Wien eingesetzt. Nach der Abschaffung der Todesstrafe wurde die Maschine eingelagert, seit gut 30 Jahren stand die Guillotine im Depot des Bayerischen Nationalmuseums in München.

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