Bar Salong:Wohnzimmer für Filmfuzzis

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Besitzer Michael Jäger ist Schauspieler, seine Kneipe soll ein Treff für Bekannte aus der Filmbranche sein. (Foto: Robert Haas)

Der Chef ist Schauspieler, seine Kneipe ein Wohnzimmer für Film- und Fernsehfuzzis, Nachbarn und Leute "wie du und ich". Der Salong in der Maxvorstadt ist Durchschnitt - und das ist gut so.

Von Karoline Meta Beisel

Dieser Text ist leider veraltet, diese Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Man muss das deutlich sagen: Der "Salong Maxvorstadt" ist ein Durchschnittsladen. Purple Rain und Aerosmith aus der Stereoanlage, die Dekoration irgendwo zwischen Löwenbüste, dunklem Leder, Lichterkette und Prohibitionsposter, serviert werden Thai-Suppe und Pommes, und Moscow Mule - im Münchner Nachtleben eigentlich kein besonders ausgefallenes Getränk - ist schon zu viel Schi Schi. Aber, und das muss man ebenso klar sagen: ein Durchschnittsladen ist eine famose Sache.

"Salong" ist schwedisch und bedeutet Wohnzimmer, und genau das will der Salong - laut Chef Michael Jäger ausdrücklich eine Kneipe, keine Bar - auch sein: Ein Wohnzimmer für Leute "wie du und ich", für die Nachbarn und für "Film- und Fernsehfuzzis", wie Michael Jäger sie nennt. Jäger ist Schauspieler, die Kneipe soll ein Treff für Freunde und alte Bekannte aus der Branche sein.

Das Konzept geht auf. Die meisten Gäste sind Stammgäste, Jäger begrüßt sie mit Umarmung und einem freundlichen "Du warst aber auch schon länger nicht mehr da - bestimmt so drei, vier Abende, stimmt's?". Ein Gast trägt Zylinder, darunter schauen graue Locken raus. Er sieht aus wie Slash von Guns N' Roses - wenn der seit 20 Jahren Veganer wäre und in der Maxvorstadt wohnte.

Nebenan sitzt ein Grüppchen Frauen nach der Arbeit. Die englisch sprechenden Austauschstudenten sind einfach so vorbeigestolpert, bekommen aber auch ein Plätzchen. Bei Augustiner vom Faß (3,50 Euro), oder einem Longdrink (7,70 Euro) kommen im Salong Maxvorstadt tatsächlich alle zusammen. "Wir sind offen für jeden, der sich ordentlich benimmt", sagt Michael Jäger.

Konzerte, Kabarett, Theater

Auf dem Fernseher hinter dem Tresen läuft Fußball, interessiert aber an diesem Abend irgendwie keinen so richtig, das Spielgeschehen wird eher beiläufig wahrgenommen, während man am Tresen mit dem Barmann plauscht.

Bei wichtigen Spielen wird auch mal die große Leinwand ausgerollt. Und auf der Bühne neben der Tür ist Platz für Konzerte, Kabarett, Theater und Diskussionsrunden. Einen festen Veranstaltungsplan gibt es nicht, aber wenn die Idee gut ist, sperrt Michael Jäger seinen Laden auch an Sonn- und Feiertagen auf - die einzigen Tage, an denen der Salong normalerweise geschlossen hat.

Gleich zwei Türen weiter sitzt mit dem "Freebird" schon die nächste Bar (auch wenn, das weiß man ja jetzt, der Salong eine Kneipe ist). Konkurrenten sind sie aber nicht, die beiden Läden in der Nordendstraße. "Nee, das ist entspannt, ich habe da früher an der Tür gearbeitet", sagt Michael Jäger, "die sind super!" Das Freebird-Publikum ist jünger, auch mehr auf Außenwirkung bedacht, so scheint es. In den Salong kommen ab einem gewissen Alter irgendwie alle. Durchschnitt eben.

© SZ vom 20.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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