Wilhelm-Hoegner-Preis:SPD ehrt Münchner für ihren Umgang mit Flüchtlingen

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"Willkommen in München": Freiwillige Helfer begrüßen im September 2015 Flüchtlingen am Hauptbahnhof. (Foto: dpa)

Dass stellvertretend der SPD-Oberbürgermeister die Auszeichnung annimmt, ist natürlich reiner Zufall.

Kolumne von Heiner Effern

Liebe Münchner, an dieser Stelle gleich als erstes: Herzlichen Glückwunsch. Sie alle werden vom 28. Februar an Träger des Wilhelm-Hoegner-Preises sein, der wichtigsten Auszeichnung, die von der bayerischen SPD vergeben wird. So verkündete es deren Landtags-Fraktionschef, Markus Rinderspacher, auf dem Dreikönigstreffen seiner Münchner Parteifreunde.

Im vergangenen September, als plötzlich eine bis dahin nicht vorstellbare Zahl von Flüchtlingen am Hauptbahnhof eintraf, hätten sich die Münchner in herausragender Weise um die Neuankömmlinge gekümmert, sagte Rinderspacher. Die Bürger hätten mit ihrem herzlichen und engagierten Willkommen dem Slogan "Weltstadt mit Herz" eine besondere, neue Würde verliehen.

Münchner Hauptbahnhof
:Wenn Hunderte Flüchtlinge gleichzeitig ankommen

In München tun alle Beteiligten ihr Möglichstes, um der großen Zahl der Flüchtlinge gerecht zu werden. Sie setzen auch auf Notlösungen. Eindrücke vom Hauptbahnhof.

Die Stadt zeigte ihr bestes Gesicht

Dem wird niemand widersprechen. Am Hauptbahnhof spielten sich Szenen ab, die viele der Flüchtlinge und Helfer niemals vergessen werden. Die angeblich so satte, selbstzufriedene Stadt zeigte ihr bestes Gesicht, sie hat die Auszeichnung zweifellos verdient.

Wilhelm Hoegner gilt als Vater der liberalen bayerischen Verfassung, die Münchner haben sie in jenen Tagen vorbildlich gelebt. Zurecht werden sie in einer Preisträger-Reihe stehen mit Persönlichkeiten wie Max Mannheimer, Hildegard Hamm-Brücher oder Organisationen wie dem Bayerischen Bündnis für Toleranz.

Zündelt der Koalitionspartner, wird es Zoff geben

Doch diese Ehrung hat auch eine tagesaktuelle Seite. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) soll den Preis im Landtag stellvertretend entgegennehmen. Auf den Fotos wird zu sehen sein, wie sich die SPD quasi selbst für ihre Flüchtlingspolitik ehrt. Mit der pauschalen Auszeichnung werden zudem auch diejenigen in Preisträger-Pflichten genommen, die Asylsuchenden ein weniger freundliches Gesicht zeigen.

Und nicht zuletzt ist die Ehrung ein Signal an die CSU: Die Münchner SPD wird auf keinen Fall von ihrer unbedingten Willkommenskultur abrücken. Zündelt der Koalitionspartner, wird es Zoff geben. Diese Botschaft ist zwar in einer nicht angreifbaren Preisverleihung verpackt, aber unmissverständlich.

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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