Auf Höhe Straßlach:Hubschrauber muss fünf Schlauchbootfahrer von der Isar retten

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Aus eigener Kraft gelang es den Bootfahrern mitsamt zwei Hundewelpen nicht mehr, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. (Foto: Gerhard Ottinger)

Die Feuerwehr hatte kurz zuvor noch eindringlich vor Bootfahrten auf der Isar gewarnt. Bis nach Wolfratshausen sprach sich das offenbar nicht herum.

Von Wolfgang Görl, München

Die Sache hätte böse ausgehen können, doch am Ende kamen die fünf Schlauchbootfahrer, die am Montagnachmittag mitsamt ihren beiden Hunden auf der Isar verunglückten, mit dem Schrecken davon. Die Münchner Feuerwehr hatte noch am Wochenende eindringlich vor Schlauchbootfahrten auf der Isar gewarnt: Der Fluss sei besonders reißend, weil wegen der ergiebigen Regenfälle mehr Wasser als üblich aus dem Sylvensteinspeicher gelassen werde.

Bis nach Wolfratshausen aber waren die Warnungen offenbar nicht gelangt. Jedenfalls berichtet eine der Verunglückten, die 34-jährige Nora, sie und ihre Freunde hätten, ehe sie sich auf die Isar wagten, dort ein Mitglied des Kanuvereins und einen Mann vom Naturschutzbund gefragt, ob der Fluss befahrbar sei. Ja, sei die Antwort gewesen, man solle aber vorsichtig sein.

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"Wir hatten Panik"

Das Quintett, ein Paar aus Holzkirchen sowie Verwandte aus Nordrhein-Westfalen, ließ darauf das Schlauchboot zu Wasser, mit von der Partie waren die Jack-Russel-Welpen Charly und Lucky. Es ging flott flussabwärts, erzählt Nora einen Tag später, aber erst einmal ohne besondere Vorkommnisse. Nach einer längeren Pause an Land setzten die Schlauchbootfahrer ihre Isartour fort, doch diesmal kamen sie nicht weit. Auf Höhe Straßlach-Dingharting geriet das Boot in eine Stromschnelle, die es gegen einen Baumstamm katapultierte, der sich wiederum mit anderem Treibgut verhakt hatte.

Das Boot kenterte, einer der Mitfahrer, der 34-jährige Marcel, wurde abgetrieben, bis er sich an einem Uferstrauch festhalten und in Sicherheit bringen konnte. Die vier anderen verharrten teils auf dem gekenterten Boot, teils auf dem Baumstamm. Alle Versuche, das Gefährt wieder flott zu machen, scheiterten. "Wir hatten Panik", sagt Nora. "Vor allem in dem Moment, als das Boot kippte und wir unter Wasser gedrückt wurden."

"Und wir waren nicht besoffen"

Nach einiger Zeit kamen den Havarierten zwei Kanufahrer zu Hilfe, doch auch diesen gelang es nicht, das Boot und seine Insassen zu befreien. Zumindest aber konnten die Kanuten die Rettungsleitstelle informieren. Bis der Rettungshubschrauber die Schiffbrüchigen entdeckte, verging noch geraume Zeit. Insgesamt zwei Stunden, so schätzt Nora, befanden sie sich in dieser misslichen Lage. Vom Hubschrauber aus wurde per Seilwinde ein Retter herabgelassen, der den Verunglückten half, sich am Seil festzuhaken. Einer nach dem anderen wurde so auf dem Luftweg zu einer Sandbank gebracht, wo Helfer die Geretteten in Empfang nahmen.

Als letzte trat die 24-jährige Julia die Luftreise an, die ihre beiden Hunde auf keinen Fall im Stich lassen wollte. Ein Hund kam unters T-Shirt, den anderen hielt sie unterm Arm fest - und dann ging es ab durch die Lüfte. Nora versichert, keineswegs leichtsinnig gewesen zu sein. "Wir hatten uns erkundigt, wir haben Schwimmwesten angelegt - und wir waren nicht besoffen."

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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