Asylpolitik:Stadt stellt mehr Geld für Flüchtlingskinder bereit

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Integration als Kinderspiel: Die Stadt fördert solche Projekte. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Stadt München investiert massiv in die Betreuung von Flüchtlingskindern.
  • Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss genehmigte alleine in diesem Jahr ein zusätzliches Budget von knapp sieben Millionen Euro.
  • Derzeit leben etwa 3000 unbegleitete Flüchtlinge in München.
  • Zusätzlich zur neuen Kinderbetreuung will die Stadt auch die Jugendarbeit finanziell besser stellen.

Von Melanie Staudinger

Die Stadt München investiert massiv in die Betreuung von Flüchtlingskindern. Vor allem in den Gemeinschaftsunterkünften soll es mehr Angebote für Mädchen und Buben sowie deren Familien geben.

Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss genehmigte in seiner Sitzung am Dienstag dazu alleine in diesem Jahr ein zusätzliches Budget von knapp sieben Millionen Euro. Der Gesamtbedarf erhöht sich damit auf knapp 9,5 Millionen Euro. Für 2017 rechnet das Sozialreferat mit Ausgaben in Höhe von 8,8 Millionen Euro, für 2018 mit 9,7 Millionen Euro.

Die Anpassung des Aktionsplanes war nötig geworden, weil die Zahl der Flüchtlingsfamilien mit Kindern in der Stadt stark zugenommen hat. Im August 2014 rechnete die Stadt noch mit 650 begleiteten minderjährigen Flüchtlingen und 484 unbegleiteten Jugendlichen.

Derzeit aber leben etwa 3000 unbegleitete Flüchtlinge in München, dazu sollen bis Ende 2016 ungefähr 3000 Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern untergebracht werden.

Der Besuch einer regulären Kindertagesstätte wäre für einen so kurzen Zeitraum sinnlos

Im Fokus hat Sozialreferentin Brigitte Meier beim jetzigen Ausbau der Betreuung vor allem die Notunterkünfte; in fast allen regulären Einrichtungen gibt es bereits Erzieher, die Eltern beraten oder Kinder betreuen. Als Beispiel nennt Sozialreferentin Brigitte Meier die Leichtbauhalle an der Max-Proebstl-Straße. Dort seien momentan viele Familien mit Kindern untergebracht, die aber möglichst schnell in Wohnungen umziehen sollen.

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In ein paar Wochen schon könnten also nur noch Alleinstehende in der Halle leben - ein festes Angebot für Kinder lohne sich demnach kaum. Der Besuch einer regulären Kindertagesstätte wäre für einen so kurzen Zeitraum sinnlos. "Eine Betreuung brauchen diese Kinder aber trotzdem", sagt Meier.

Hier will die Stadt nun flexible Erzieher einsetzen. Sie arbeiten immer in den Unterkünften, in denen gerade auch Kinder leben - etwa an der Max-Proebstl-Straße, an der Denisstraße oder an der Richard-Strauss-Straße. Meier bezeichnet das ganze als "atmendes System".

Die Erzieher sollten schnell handeln und die Kinder angemessen versorgen. "Die Ressourcen stellt der jetzige Beschluss zur Verfügung", erklärt die Sozialreferentin. Die Träger der Einrichtungen müssten nun flexibel sein.

Mehr Geld für den Kreisjugendring

Schon im Dezember 2014 hatte der Stadtrat auf Anregung von Caritas und Innerer Mission beschlossen, in allen Gemeinschaftsunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen eine kommunal finanzierte Kinderbetreuung einzurichten. In der Bayernkaserne etwa entstand das "Family House".

Es soll eine Brücke schlagen zu den regulären Kindertagesstätten, also offene Spielangebote machen, regelmäßige Mutter-Kind-Gruppen anbieten und niederschwellige Deutschkurse für Jugendliche, die in Begleitung ihrer Eltern nach München kamen. Unbegleitete Flüchtlinge erhalten die Kurse ohnehin.

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Zusätzlich zur neuen Kinderbetreuung will die Stadt auch die Jugendarbeit finanziell besser stellen. Mehr Geld erhält unter anderem der Kreisjugendring (KJR), der sich in der Bayernkaserne um minderjährige Flüchtlinge kümmert. Das Team, das täglich um die 130 Besucher hat, soll von zwei auf vier Stellen aufgestockt werden.

Für den Mehraufwand bekommt der KJR knapp 164 000 Euro. Eine höhere Förderung erhalten auch der Verein Imma, der Mädchen und Frauen berät, die von Beschneidung betroffen sind, das Projekt "Bunt kickt gut", der Verein Aka, der sich um schulpflichtige Kinder, deren Eltern und Lehrer kümmert, und das SOS Kinderdorf für sein Familien- und Kindertagungszentrum.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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