Altstadt:Musik kann die Seele heilen

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Arabella Steinbacher engagiert sich für Flüchtlinge. (Foto: Peter Rigaud)

Arabella Steinbacher spielt ein Benefizkonzert für Flüchtlinge

interview Von Jutta Czeguhn, Altstadt

Sie ist Botschafterin für die Hilfsorganisation Care, sie engagiert sich für die Aidshilfe, sie hat 2011 in Japan für die Überlebenden der Tsunami-Katastrophe gespielt. Die international gefeierte Geigerin Arabella Steinbacher verlässt immer wieder die Konzertsäle, um ihre Kunst in den Dienst einer guten Sache zu stellen. Unter dem Motto "Music of Hope" gibt die 33-jährige Münchnerin an diesem Sonntag, 13. September, 16 Uhr, ein Gratis-Konzert in der Kirche St. Michael, Neuhauser Straße 6. Die Spenden des Publikums sollen Flüchtlingen zugute kommen. Steinbacher spielt Werke von Bach und Isaye. Angesichts der Situation am Münchner Hauptbahnhof sei die Idee zur Benefizaktion erst am vergangenen Dienstag entstanden, erzählt sie. Gemeinsam mit den beiden Initiatorinnen, der Flötistin Dorothee Binding und der Ärztin Beatrix Jakubicka, unterstützt vom Lions Club München Cuvilles, hofft sie auf viele Konzertbesucher.

SZ: Sie machen sich für Flüchtlinge stark. Sollen sich Künstler ins politische Geschehen einmischen, zu gesellschaftlichen Entwicklungen Stellung beziehen?

Steinbacher: Ich finde, das gilt für jeden Bürger. Nun haben wir Musiker das Glück, dass wir unseren Beruf sehr gut mit anderen teilen, etwas weitergeben können. Mir ist es oft nicht "genug", auf der Bühne eines Konzertsaals zu stehen.

Sie haben kürzlich vor Flüchtlingskindern gespielt.

Ich habe Beatrix Jakubicka, die Gründerin der Friedenskette München, vor ein paar Tagen in eine Kaserne für Flüchtlinge begleitet.

Was haben Sie dort erlebt?

Nachdem ich gespielt hatte, fragte ich die Kinder, ob jemand etwas singen möchte, worauf ein kleiner, syrischer Junge aufstand und ein Lied aus seiner Heimat so voller Leidenschaft sang, dass sich seine Augen mit Tränen füllten. Wir können nur erahnen, was diese Menschen erlebt haben und wie sehr sie ihre Heimat vermissen. Materielle Hilfe ist wichtig, aber was sie vor allem brauchen, ist Zuwendung.

Nach Ihren Konzerten vor Tsunami-Opfern in Japan haben Sie gesagt, dass Musik die Seele heilen kann. Können Sie das näher beschreiben?

Das ist schwer in Worte zu fassen. Musik braucht keine Erklärung. Sie kann Menschen erreichen, wenn sie in tiefer Trauer sind oder in einer Depression stecken.

Was haben Sie für die Flüchtlingskinder, Menschen aus einem anderen Kulturkreis, gespielt?

Eine Partita von Bach, dann etwas Fröhliches, Schnelles von Kreisler, und den 2. Satz aus Mozarts Violinkonzert, ein langsames Stück. Das Erstaunliche war, dass die Kinder am intensivsten auf den Mozart reagierten. Wenn man traurig oder traumatisiert ist, kann einen innige Musik besonders packen. Sie spendet Trost, weil man sich darin emotional wiederfinden kann.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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