Altstadt:Der Widerstand wächst

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Das wird anders: Bis zum Sendlinger Tor sollen Autos verschwinden und dann die Fußgänger flanieren können. (Foto: Florian Peljak)

Anwohner der Sendlinger Straße wehren sich weiterhin vehement gegen die geplante Fußgängerzone

Von Alfred Dürr, Altstadt

Die Protestwelle von Anwohnern der Sendlinger Straße schlägt weiterhin hoch. Sie wehren sich vehement dagegen, dass die Stadt die Autos komplett aus ihrer Straße verbannen will. Ein entsprechender Beschluss soll voraussichtlich in der ersten Dezemberwoche im Stadtrat erfolgen. Seit drei Jahren gibt es eine Flaniermeile zwischen Färbergraben und Hackenstraße. Nun soll diese Fußgängerzone bis zum Sendlinger Tor erweitert werden - allerdings zunächst nur ein Jahr auf Probe. Danach wird der Stadtrat endgültig entscheiden, ob das Experiment geglückt ist.

Wie auch schon Ende Oktober, als es in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel erstmals um dieses Thema ging, hatte der BA auch diesmal volles Haus. Die Anwohner sind aufgebracht: Das Konzept für eine komplette Fußgängerzone sei nicht durchdacht, Parkplätze fielen weg, Praxen und Wohnungen seien nicht mehr mit dem Auto zu erreichen, mit dem Lieferverkehr gebe es Probleme.

"Der Versuch geht auf unsere Kosten", argumentierten etwa die Anwohner Bettina Rexer und Alexander Reger unter starkem Beifall. Andere Teilnehmer schilderten, wie schwierig es zum Beispiel für Arztpraxen werde. Auf Hilfe angewiesene, alte und kranke Anwohner könnten nicht mehr abgeholt oder nach Hause gebracht werden. Nicht zu vernachlässigen sei das Problem, dass sich der Autoverkehr in andere Straßen des Hackenviertels verlagern werde - dort stauten sich dann die Fahrzeuge.

Die BA-Mitglieder nahmen die Einwände der Anwohner ernst, allerdings bringe eine autofreie Sendlinger Straße auch eine hohe Qualität für die Passanten und das Leben in der Altstadt. Ein langjähriger Anwohner äußerte sich in diese Richtung. Es sei zu bezweifeln, ob der Bürgerprotest wirklich repräsentativ sei.

Jedenfalls wolle der BA die einjährige Testphase kritisch begleiten, sagte Jürgen-Peter Pinck (SPD). Man solle aber bedenken, dass es in anderen Vierteln auch Parkplatz-Probleme gebe. Und die Erreichbarkeit von Arztpraxen sei in der Kaufingerstraße, der Neuhauser Straße oder der Theatinerstraße mit ihren Fußgängerzonen ebenfalls gewährleistet.

Wie auch immer: Bereits nach sechs Monaten will der BA eine Versammlung einberufen und die bis dahin gemachten Erfahrungen kritisch bewerten, sagte Wolfgang Püschel (SPD). Wenn der Versuch nicht funktioniere, müsse die Stadt unverzüglich nach Ende des Testbetriebs den alten Zustand wieder herstellen.

Damit gibt sich BA-Mitglied Stefan Blum (CSU) nicht zufrieden. Er wendet sich radikal gegen jede weitere Fußgängerzone in der Altstadt: "Wir gewinnen nichts und verlieren viel." Die Mieten für Läden und auch für Wohnungen würden steigen, dies wiederum beeinflusse den Charakter der Sendlinger Straße. Gerade die kleinen Geschäfte seien einem starken Verdrängungswettbewerb ausgesetzt.

Am Ende gab es einen förmlichen Beschluss des Bezirksausschusses, der dem Stadtrat zugeleitet wird; eine deutliche Mehrheit sprach sich für den Versuchsbetrieb aus. Aber die Argumente der Anwohner müssten berücksichtigt werden, der BA werde darauf achten.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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