Altstadt:Angst um ein Idyll

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Entlang der Galeriestraße fordern die Anwohner bei der Konzertsaal-Debatte mehr Rücksicht von der Politik

Von Alfred Dürr, Altstadt

Sie ist eine kleine, aber feine Sackgasse, die von der Ludwigstraße hin zum Beginn des Englischen Gartens führt: die Galeriestraße. In dem lang gestreckten Bau der Hofgarten-Arkaden befinden sich unter anderem Galerien und Geschäfte - und es gibt eine Reihe von Wohnungen mit dieser besonderen Adresse. Die Bürger sind in Unruhe. Denn nach wie vor ist das Thema nicht vom Tisch, ob nicht doch genau gegenüber im Finanzgarten ein neuer Konzertsaal gebaut werden könnte.

"Ich lebe seit 60 Jahren in der Galeriestraße", berichtete eine Frau, "aber die Politiker nehmen bei der Konzertsaal-Debatte keine Rücksicht auf die Interessen der Anlieger." Diese haben sich an den Ministerpräsidenten, den Oberbürgermeister, an die Stadtverwaltung und auch an den Bezirksausschuss Altstadt-Lehel gewandt: "Wir wollen, dass nicht an uns vorbeigeplant wird, dass unsere Interessen wahrgenommen werden." Zum Beispiel wird diskutiert, ob die Galeriestraße nicht zum verkehrsberuhigten B indeglied zwischen Hofgarten und Finanzgarten werden könnte.

Vor allem die Geschäfte seien aber auf Zufahrtsmöglichkeiten angewiesen, argumentieren die Bürger. Und wie sieht es mit der Müllabfuhr und der Feuerwehr aus? "Ich glaube, darum kümmert sich niemand in dieser ganzen Diskussion", sagte die Anwohnerin in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA). Der Altstadt-BA ist zwar nicht mehr für den Finanzgarten zuständig, der zur Maxvorstadt gehört. Aber die Hofgarten-Arkaden liegen in seinem Bereich. Sollte es am Ende dazu kommen, dass in der Grünanlage gebaut wird, hätte das gravierende Auswirkungen auf die Altstadt, sagte der stellvertretende BA-Vorsitzende Wolfgang Püschel (SPD). Deswegen würde das Gremium auch eine klare Position zu einem solchen Projekt einnehmen.

Doch in der Debatte betonte man, dass man im Grunde über ungelegte Eier rede. "Wir wissen, dass Anwohner betroffen wären", sagte Stefan Blum (CSU), "aber es gibt noch gar keine konkreten Planungen." Man befinde sich in einem "unklaren Stadium", fand Jürgen-Peter Pinck (SPD). Sollte ein Konzertsaal in den Finanzgarten kommen, sei eine Bürgerbeteiligung vorgeschrieben. Der aktuelle Stand sei ein moderner Konzertsaal im Gasteig, sagte Jörg Hoffmann (FDP). "Sollte sich daran etwas ändern, achten wir sehr genau darauf, dass die Interessen der Bürger wahrgenommen werden." Der Finanzgarten sei als Standort für ein Großbauwerk denkbar ungeeignet, meinte Norbert Weigler (Grüne), "wir werden alles unternehmen, dass dieses Idyll nicht zerstört wird".

Klaus Bäumler, einer der engagiertesten Kämpfer für den Erhalt des Finanzgartens, lobte die Diskussion. Die Bürger müssten so früh wie möglich ihre Interessen artikulieren und dürften nicht warten, bis es zu spät ist.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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