Altstadt:Alle Argumente ausgetauscht

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Vor der Entscheidung über die Fußgängerzone Sendlinger Straße werden noch einmal die Anwohner befragt

Von Alfred Dürr, Altstadt

Lässt sich das Rad zurückdrehen, wird die seit knapp einem Jahr bestehende Fußgängerzone Sendlinger Straße wieder für Autos freigegeben? Dass diese Frage mit Ja beantwortet wird, ist wenig wahrscheinlich. Der befristete Verkehrsversuch ist bei den meisten Passanten und Geschäftsleuten gut angekommen. Aller Voraussicht nach wird der Stadtrat im Juli entscheiden, dass aus dem Testbetrieb eine Dauereinrichtung wird. Kurz vor diesem Beschluss wollte der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel noch einmal ein Meinungsbild einholen: Wie ist das Lebensgefühl der Anwohner in der verkehrsberuhigten Sendlinger Straße?

Neben Geschäften, Praxen und Büros gibt es rund 260 Haushalte, die von der neuen Fußgängerzonen-Regelung betroffen sind. Grundsätzlich ist die Stimmung unter den Anwohnern nicht schlecht, wie sich bei der Versammlung am Donnerstagabend zeigte. "Ich war eigentlich immer gegen die Fußgängerzone, jetzt ist es so schön ruhig in unserer Straße geworden", sagte eine ältere Dame. Ein Mann, der seit Langem an der Sendlinger Straße lebt und arbeitet, freute sich: "Endlich keine hupenden Autos mehr, und ich wünsche mir sie auch nicht wieder zurück." Doch die Anwohner fügen solchen Äußerungen immer wieder ein "Aber" hinzu - es gibt für sie eine Kehrseite der Medaille.

Die weggefallenen Parkplätze, die Verdrängung des Verkehrs in die umliegenden Straßen des Hackenviertels, die Handwerker, die sich um Ausnahmegenehmigungen bemühen müssen, wenn sie außerhalb der offiziellen Lieferzeiten Kunden in der Sendlinger Straße besuchen - das seien Probleme für die Anwohner, hieß es immer wieder. "Kann man nicht etwas flexibler bei den Regelungen sein, gibt es bei der Stadt nur radikale Lösungen?", fragte Stefan Rutz.

Ein Vorschlag ist zum Beispiel, den Anwohnern in den Nachtstunden das Parken an der Sendlinger Straße zu gestatten. Manchen wird es sogar etwas unheimlich in den späten Abendstunden. Die Sendlinger Straße wirke dann meist wie ausgestorben. Da fühle man sich sehr einsam auf dem Nachhauseweg. "Früher ist wenigstens ab und zu mal ein Auto vorbeigekommen", sagte eine Frau.

Vor allem die Hackenstraße sei stark vom Lieferverkehr belastet, seit die Sendlinger Straße Fußgängerzone sei, sagte der Betreiber eines Restaurants: "Wir erleben einen massiven Geschäftsrückgang." Von einer aggressiven Atmosphäre berichtete Bettina Rexer: "Passanten beschimpfen und belehren mich, wenn ich berechtigterweise mit dem Auto zu meiner Wohnung fahre."

Wolfgang Fischer, der Interessenvertreter der Innenstadt-Geschäftsleute, erinnerte daran, dass es generell große Zufriedenheit mit der Fußgängerzone gebe; alle Argumente seien ausgetauscht: "Jetzt muss die Politik entscheiden." Nein, sagte Anwohnerin Monika Oberndorfer. Ein Beschluss solle erst gefasst werden, wenn die Baustellen- und Parkplatzprobleme gelöst seien. Ihr Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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