Alternative Lieferdienste in München:Call a Kondom

Wer das Haus nicht verlassen will, muss sich nicht nur von Pizza ernähren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Lieferdienste in München, die nicht nur Bier und Kuchen, sondern auch Klopapier und Kondome bequem nach Hause liefern.

Tanja Schwarzenbach

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(Foto: Jakob Berr)

Thomas Piduch, Geschäftsführer der Tankstelle Giesing und des dazu gehörigen Lieferservices. Im Sortiment unter anderem: Toilettenpapier, Kondome, Putzmittel. "Wir sind oft der letzte Notnagel. Hin und wieder werden wir zum Beispiel beauftragt, zum Flughafen zu fahren, weil eine arabische Hoheit nur das amerikanische Getränk Mr. Pepper mag - wir haben viele amerikanische Getränke und Süßigkeiten im Sortiment. Wir stehen auch im engen Kontakt zum FC Bayern. Ein Spieler hat mal in der Nacht für seine Hochzeit am Starnberger See Wodka bestellt. Die Idee zu dem Lieferservice kam uns vor vier Jahren, weil Taxifahrer bei uns im Laden tütenweise eingekauft und eine Quittung verlangt haben. Sie wurden von Kunden beauftragt, bei uns Besorgungen zu erledigen. Wir haben ja so ziemlich alle Waren und dachten uns, dass wir das auch selber können. Da gerade wieder Diskussionen um die Tankstellenregelung im Gange sind, haben wir unseren Lieferservice zeitlich eingeschränkt und fahren jetzt von Montag bis Freitag zwischen 10 und 20 Uhr aus. Das machen wir entweder persönlich oder wir beaufragen ein Taxiunternehmen mit einer Besorgungsfahrt, die günstiger ist als ein Personentransport."

Stefan Oberndorfer, Geschäftsführer des Knödel-Express. Auf der Speisekarte unter anderem: Semmel-, Leber- und Spinatknödel, auch Schweinebraten und Schnitzel. "Wir werden manchmal gefragt, warum wir nicht nur Knödel, sondern auch viele andere bayerische Gerichte anbieten. Aber ein Pizzaservice hat ja auch nicht nur Pizza auf der Speisekarte. Unseren Lieferservice gibt es seit eineinhalb Jahren. Ich bin damals drauf gekommen, weil ich nur asiatische oder italienische Lieferdienste gefunden habe, aber darauf keine Lust hatte. Der Aufwand, etwas eigenes auf die Beine zu stellen, war relativ gering, weil ich schon ein bayerisches Restaurant betreibe, also die Ware, die Küche und einen Lieferwagen hatte. Inzwischen haben wir viele Stammkunden. Einer bestellt vier Mal die Woche jeden Mittag ein Brotzeitbrettl. Das Klinikum Großhadern ordert manchmal abends für eine ganze Abteilung - die Chirurgie zum Beispiel und die Anästhesie, die lange arbeiten müssen. Wir liefern vor allem im Süden Münchens aus, in Solln oder Sendling."

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(Foto: Jakob Berr)

Steffen Trazska und Oliver Werschky, Geschäftsführer und Gesellschafter der Kuchenwerkstatt des Cafe Schöntag. Im Sortiment unter anderem: Tarte, Kuchen, Torten. "Wir verwenden alte Hausmannsrezepte von unseren Mamas und Omas. Zum Beispiel für den Norddeutschen Selterskuchen. Wir haben eine Konditorin, aber ansonsten backt, wer von uns gerade Zeit hat. Die Kuchenwerkstatt gibt es seit Anfang des Jahres. Besonders gefragt sind unsere Himbeer-Tartes, der Lemon-Cheesecake und unsere ,Choko Attacke' mit viel Schokolade. Wir haben viel mehr Kuchen und Torten im Angebot als auf unserer Internetseite steht und liefern auch mal spontan, wenn es dringend ist und wir gerade den passenden Kuchen und genügend Personal für die Auslieferung haben. Am besten sind aber zwei Tage Vorlaufzeit, für Hochzeitstorten natürlich mehr. Erst kürzlich haben wir eine ganz Besondere gemacht - vierstöckig mit vier verschiedenen Tortenarten und essbaren Rosen. "

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(Foto: Jakob Berr)

Arpad Molnar, Geschäftsführer Alkoport. Im Sortiment unter anderem: Bier, Gummibärchen, Schafkopfkarten. "Wir sind ein Nachtlieferservice und liefern von 20.30 Uhr bis ein Uhr nachts und am Wochenende bis drei Uhr. Bei uns werden vor allem Bier, Schnaps, Energydrinks und im Sommer Aperol Spritz bestellt. Natürlich kann man vieles davon auch im Getränkemarkt ordern, aber nicht mitten in der Nacht und nicht mit einer halben Stunde Lieferzeit. Wenn man zum Beispiel Fußball schaut und sich spontan zehn Freunde finden, die mitfiebern wollen, dann bringen wir das Bier dazu, gerne auch gekühlt. Wir sind viel im Nachtleben unterwegs und kommen schon mal zusammen mit der Polizei an, die gerade im Begriff ist, die Party aufzulösen, die wir beliefern sollen. Es rufen auch Menschen an, die nachts arbeiten. Im Rotlichtmilieu etwa. Prinzipiell achten wir sehr auf den Jugendschutz und haben schon einige Adressen gesperrt."

Youssef Ghazal, Geschäftsführer des Morgenboten. Im Sortiment unter anderem: frische Croissants, Semmeln, Brezen, Brot. "Es ist eine sehr alte Tradition, dass der Bäcker nach Hause kommt. Das wollten wir aufleben lassen und haben vor fünf Jahren den Morgenboten ins Leben gerufen. Denn es ist doch immer noch etwas Besonderes, wenn man morgens frische Semmeln essen kann. Wir beziehen die Produkte von zwei befreundeten Handwerksbäckern, die eigene Betriebe haben. Einfach am Tag vorher bis Mittag bei uns anrufen, am nächsten Tag kommen die Semmeln ins Haus. Meist legen uns die Kunden Tupperboxen oder Beutel vor die Tür, in die wir dann die Ware legen. Bei uns ordern sehr viele Familien mit Kindern, vor allem am Wochenende. Da muss es dann zum Beispiel auch wirklich eine Laugensemmel sein und keine Laugenstange, weil die dreijährige Tochter eben nur die Semmel mag. Aber auch ältere Menschen bestellen bei uns. Natürlich essen ältere Herrschaften nicht so viel wie eine ganze Familie, deshalb liefern wir manchen schon seit Jahren jeden Tag nur ein bis zwei Semmeln. Aber auch das machen wir gern. Zu unserem Liefergebiet gehört vor allem der Osten Münchens."

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(Foto: Jakob Berr)

Johannes Bankwitz, geschäftsführender Gesellschafter von Burger me. Auf der Speisekarte stehen unter anderem Cheese- und Scampiburger, Salate. "Burger me gibt es in mehreren Städten und seit Anfang des Jahres auch in München. Wir bieten Burger an, aber auch Salate wie zum Beispiel einen Walnuss-Gorgonzola-Salat mit Mango-Chili-Dressing. Die Dressings sind ohne Konservierungsstoffe, und auch sonst bereiten wir alles frisch auf Bestellung zu. Mittags und am Sonntagabend ist bei uns am meisten los. Wir sind schon mal mit neun Fahrzeugen unterwegs. Unsere Fahrer beliefern Kunden in allen Lebenslagen - da bleiben gerade von Damen die einen oder anderen Offerten nicht aus. In diesen Fällen müssen unsere Fahrer natürlich standhaft bleiben, damit auch die nächsten Kunden ihre Burger innerhalb von 30 Minuten bekommen."

© SZ vom 7.9.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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