Allach:Angst vor dem Verkehrsinfarkt

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Abschirmende Bauten gegen die Bahn (links oben), lockerer situierte Baukörper entlang der Eversbuschstraße (unten) und im Inneren Grün. (Foto: Stadtplanung Helmut Breunig)

Die Firma Hirmer will in Allach eine Siedlung mit 260 Wohnungen und einer Kindertagesstätte errichten. Anwohner monieren, dass zur Erschließung keine neue Straße geplant ist, die die Eversbuschstraße entlasten würde

Von Anita Naujokat, Allach

In Allach steht das nächste Baugebiet im Fokus: die "Hirmerei". Neben der Dichte der Bebauung und einer Veränderung des schützenswerten ländlichen Charakters des Viertels befürchten Anwohner Probleme mit Hochwasser und vor allem mit dem Verkehr. Nicht umgesetzt sieht der örtliche Bezirksausschuss (BA) einen der wichtigsten Vorschläge aus der Sonderveranstaltung zu den Plänen vor eineinhalb Jahren: Das Areal von einer neuen Straße entlang der Bahnlinie zwischen dem S-Bahnhof Karlsfeld bis mindestens zur Otto-Warburg- oder besser noch bis zur Ludwigsfelder Straße zu erschließen, um so wenigstens ein Stück der Eversbuschstraße entlasten zu können.

Es ist mal wieder eine Frage des Geldes, wie Bernd Willer vom Planungsreferat bei der Vorstellung des Eckdatenbeschlusses im Bezirksausschuss einräumt. Denn weder die Stadt noch der Investor wollten eine solche Straße bezahlen. Insofern werden die Zufahrten logischerweise wohl alle über die bereits überlastete Eversbuschstraße als einzig offene Stelle verlaufen. Doch damit wollen sich die Stadtviertelvertreter nicht abfinden. "Wenn die Stadt Wohnen entwickeln will, muss sie halt auch mal eine Straße entwickeln", fordert Josef Feig (CSU). Das Gremium will in seiner Stellungnahme noch einmal auf eine vertiefte Beurteilung dringen, ob eine solche Straße als neuer Bypass neben der Bahnstrecke machbar und möglich ist. "Wir könnten damit die verkehrliche Situation erheblich verbessern", sagt die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz.

Das Familienunternehmen Hirmer GmbH & Co. KG will nach eigener Aussage zu den ersten Plänen in Allach eine eigene kleine "Borstei" schaffen. Auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen der Eversbuschstraße, der Otto-Warburg-Straße und der Bahnlinie München-Treuchtlingen will es 260 Wohnungen und eine Kindertagesstätte nach dem Vorbild der denkmalgeschützten Moosacher Wohnsiedlung des Architekten Bernhard Borst bauen. Von der ursprünglichen Planung von sich quer über das Areal windenden Baukörpern sind die Architekten wieder abgerückt: Die jetzige Planung, die dem Stadtrat vorgelegt werden wird, sieht einzeln stehende, dreigeschossige Baukörper entlang der Eversbuschstraße vor, die im Süden auf vier Geschosse ansteigen und entlang der Bahnlinie fünf- bis sechsgeschossig werden sollen - auch als Riegel gegen den Bahnlärm. Die Pläne, Gewerbe wie etwa ein Hotel anzusiedeln, seien komplett aufgegeben worden, sagt Willer. Eingeschossige Tiefgaragen hält das Planungsreferat trotz des von Natur aus hohen Grundwassers für realisierbar.

Die meistgestellte Frage an diesem Abend jedoch lautet, wie sich bis zu "sechsstöckige Bunker" in den Bestand der vorhandenen Ein- bis Mehrfamilien-Häuser einfügten. Ein Mann sprach von einer dreifach dichteren Bebauung als in der Umgebung. "Mit welcher Berechtigung werden dort Wohnungen in so einer Dichte hingeknallt, die auch für die neuen Bewohner menschenverachtend sind?" Dort werde über einen Bebauungsplan etwas Eigenständiges geschaffen und nicht etwas eingefügt, antwortet Willer. Und dies sei in einer verträglichen Form und nicht in einer einfügbaren zu gestalten. "Wir sind gegen die Höhe und nicht gegen die Bebauung", antwortet ein anderer Mann. Eine Bürgerin gab sich eher resigniert: "Fakt ist, wir wollen die Straße an der Bahn, aber keiner wolle sie zahlen. Wir sind leider kein Viertel der Großkopferten, da wäre es anders." Zumindest das Problem der Schulversorgung scheint schon mal gelöst zu sein: Die Verbandsgrundschule München-Karlsfeld in der Gemeinde Karlsfeld werde sechszügig ausgebaut. Daneben planen die Stadt und der Landkreis Dachau, in Karlsfeld ein gemeinsames Gymnasium zu eröffnen.

Sollte der Stadtrat dem Eckdatenbeschluss, also dem äußeren Rahmen, in dieser Form zustimmen, ist der nächste Schritt ein Realisierungswettbewerb mit Beteiligung der Stadt und des Bezirksausschusses, auf dessen Basis weiter geplant werden wird.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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