Abgelehnt:Kollektives Kopfschütteln

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Der Bezirksausschuss Schwabing-West lehnt den Siegerentwurf für den Neubau am Elisabethplatz als "Monstrum" und "Fremdkörper" ab. Das Gremium fordert Änderungen an Kubatur und Fassaden

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die von der Stadtsparkasse geplante Neubebauung am Elisabethplatz wurde im Viertel seit Bekanntwerden des Siegerentwurfs heftig angefeindet. Jetzt hat auch der Bezirksausschuss Schwabing-West scharfe Kritik geübt. Als "Monstrum, das den Markt erdrückt", charakterisierte Grünen-Sprecherin Regina Bruder das Projekt zwischen Nordend-, Arcisstraße und dem Elisabethmarkt. SPD-Politikerin Brigitte Gmelin sprach von einem "scheußlichen Bauwerk", das den Platz ruiniere. Und FDP-Sprecher Moritz Ostwald wertete es als "Affront und Katastrophe, so einen Riegel an der empfindlichsten Stelle Westschwabings hinzuklotzen".

Auf die Frage des Vorsitzenden Walter Klein (SDP), ob jemand im Gremium diese Planung gefalle, oder ob sie von Leuten gehört hätten, die das Konzept gut fänden, folgten Schweigen und Kopfschütteln. Kleins Resümee: "Der Entwurf ist gegen den Bürgerwillen." Den Entwurf für den Bebauungsplan, der nun auf den Weg gebracht werden soll, lehnten die Stadtteilvertreter "in dieser Form" ab.

Rund 170 Mietwohnungen, davon 80 Apartments für Studenten und Auszubildende, sollen auf dem Areal der Stadtsparkasse direkt angrenzend an die Stände des Marktes entstehen, dazu eine Kindertagesstätte mit jeweils drei Kindergarten- und Krippen-Gruppen sowie Läden und Gastronomie im Erdgeschoss. Errichtet wird das neue Quartier auf einem Teil des Geländes des ehemaligen Umspannwerks: Das alte Werk ist in die Jahre gekommen und muss ersetzt werden; die moderne Variante ist viel kleiner und kompakter. Es reicht ein Fünftel der bisherigen Fläche, um die Schwabinger mit Elektrizität zu versorgen.

Dass die Stadtsparkasse bezahlbaren Wohnraum mitten im Herzen Schwabings schaffen will, begrüßen die Lokalpolitiker ausdrücklich. Was den Bezirksausschuss stört, ist die Dominanz der neuen Bebauung. Sechs- bis sieben Stockwerke hoch, ausgebildet als "geschwungene Riegel", wie es in der Jurybewertung des Siegerentwurfs heißt - diese Version der Berliner Büros Bruno Fioretti Marquez Architekten mit den Landschaftsarchitekten Cappati Staubach Urbane Landschaften passt nach Ansicht des Stadtteilgremiums nicht in die Umgebung. "Bauwerke, welche den Elisabethplatz definieren und definieren sollen, sind das denkmalgeschützte Gisela-Gymnasium von Cajetan Pacher und die heutige Berufsschule von Theodor Fischer", heißt es in der Stellungnahme der Politiker. Auch der kleine Park auf der Nordseite mit dem unter Denkmalschutz stehenden Pavillon gehöre zum prägenden Ambiente. "Eine gute, moderne Architektur wäre durchaus in der Lage, die bestehende Bebauung zu respektieren, anstatt diese, gewollt oder ungewollt, als Fremdkörper wirken zu lassen." Gefordert wird eine Änderung der Kubatur und eine verbesserte Gliederung der Fassade.

Wichtig sind den Schwabinger Politikern noch zwei weitere Punkte: Zum einen ist das die Realisierung der 50 Anwohner-Stellplätze in der Tiefgarage. Zum anderen wird auf die schriftlich fixierte Zusicherung gepocht, dass der Einzelhandel im Erdgeschoss des Neubaus lediglich ergänzende Angebote zum Sortiment des Elisabethmarktes bereithält. Mit einem Supermarkt etwa fürchtet der BA den "Tod des Lebensmittelmarktes".

Walter Klein hat zudem den Eindruck, dass die Stadtsparkasse ihre Anfangsplanung "rigoros" durchziehen will. Für Herbst sei bereits ein Erörterungstermin angesetzt. "Das kann man aber nicht machen, eine Planung für einen so wichtigen Platz derart schnell über die Rampe schieben." Joachim Fröhler von der Stadtsparkasse betont: "Der Bezirksausschuss war in den gesamten Verlauf des Planungswettbewerbs für die Neubebauung des Areals eingebunden." Klein sei bei der Entscheidung für den Siegerentwurf beteiligt gewesen. Sobald der Stadtsparkasse die Rückmeldung der Lokalpolitiker vorliege, werde man aber auf jeden Fall die Einwände im weiteren Verfahren behandeln.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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