Auf dem Mond gibt es einen Krater, der nach dem Erfinder und Ingenieur Georg Friedrich von Reichenbach (1771-1826) benannt ist. Nach allem, was man über den Kessel mit den Koordinaten 30,44 Grad Süd und 47,95 Grad Ost weiß, ist es dort unmöglich, an einem späten Freitagabend gemütlich ein Bier zu trinken. Hierin kann man eine Parallele sehen zur Münchner Reichenbachstraße.
Lange Jahre war diese für die Bar-Szene so etwas wie die Achse des Guten, mit Läden wie dem Trachtenvogl mit der Hausnummer 47, dem K&K mit der Hausnummer 22 und, natürlich, dem Holy Home mit der Hausnummer 21. Während das erste mittlerweile zum Kaffee-und-Kuchen-Café mutiert ist (Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 22 Uhr) und das zweite zur Bonzen-Bar, ist das dritte am Wochenende mitunter so voll, dass man kaum bis zur Küche vordringt, in der man, wie man so hört, entspannt knutschen kann (wenn man denn einen der Menschen hinter der Bar kennt). Das verwundert nicht, gibt es mit dem Für Freunde (Hausnummer 33) nur noch eine echte Alternative.
Ist das nicht komisch? Dass es in dem Viertel, das - angeblich - die höchste Kneipendichte der Welt hat, nur eine oder zwei heimelige Bars gibt, in denen man sich richtig wohlfühlt? Umso trauriger waren die Gerüchte, die in den vergangenen Monaten um das Holy Home kreisten. Die Bar müsse schließen, hieß es ein ums andere Mal - und zwar jeweils heute!
Man ging also wieder hin, trank ein Abschiedsbier und noch eins und schrieb im Geiste schon den Nachruf auf die ganze Straße. Nun wissen wir: Das Holy Home bleibt uns noch ein Jahr erhalten, Wirt Tobias Hintz hat seinen Vertrag bis Ende Februar 2014 verlängert. Darauf ein Helles, auf dass uns eine Reichenbach'sche Mondlandschaft am Gärtnerplatz noch lange erspart bleibt.