Veronica Ferres in "Hafen der Düfte":Schön in Hongkong

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Alles, was ein Samstagsfilm braucht: exotische Kulisse, ein schöner Mann - und natürlich Veronica Ferres. (Foto: ARD Degeto/Thomas Kost)

"Hafen der Düfte", am Samstag Abend in der ARD, ist einer dieser Veronica-Ferres-Filme: Sehr viele Zuschauer werden ihn lieben. Für den Rest gilt ziemlich wahrscheinlich das Gegenteil. Eine Begegnung mit der Schauspielerin, die nun selbst Filme produziert.

Von Katharina Riehl

Es ist nicht besonders schwierig, im Leben der Veronica Ferres auf dem Laufenden zu bleiben. Dank Bunte weiß jeder, der möchte, dass sie in den vergangenen vier Wochen sechs Kilo abgenommen hat, mit Hilfe einer sogenannten Steinzeit-Diät (Früchte, Fisch, Nüsse). Gerade hat sie ihren Stiefsohn in den USA besucht ( Gala), und Bild hatte am vergangenen Donnerstag über "die schärfste Ferres aller Zeiten" zu berichten: In ihrem neuen Fernsehfilm schläft sie mit einem heißen Asiaten. Im wahren Leben, ließ sie wissen, würde sie eine solche Affäre natürlich immer beichten.

Es stehen dann auch tatsächlich steinzeitkompatible Cashewnüsse auf dem Tisch, neben den Plätzchen, von denen Veronica Ferres keines isst. Man kann sie treffen, in dieser ohnehin schon recht medienpräsenten Woche, in einem hübschhellen Münchner Altbau, gleich ums Eck steht das Arri-Kino. Veronica Ferres begrüßt ihren Besuch, als hätte sie schon seit Tagen auf dieses Gespräch gewartet, schenkt Ingwertee in zwei Tassen und klebt noch schnell einen eben gefundenen Zettel mit einem Nietzsche-Zitat ans Regal ("Frei ist, wer in Ketten tanzen kann"). Und erzählt dann doch ein paar Dinge, mit denen man trotz und wegen all der Boulevardlektüre nicht unbedingt gerechnet hätte.

In dem Münchner Altbau ist die Firma Construction Film untergebracht, die noch ziemlich neue Produktionsfirma von Veronica Ferres, die sie gemeinsam mit der Produzentin Nina Maag gegründet hat. Die "schärfste Ferres aller Zeiten" tritt auf im ARD-Film Hafen der Düfte, der ersten Construction-Co-Produktion. Ferres nennt den Film "Popcornfernsehen", womit sie freundlich zum Ausdruck bringt, dass man für das Verständnis dieses Films nicht Nietzsche gelesen haben muss.

Es ist ein "Erotikthriller für Frauen" (Ferres), mit einem für einen ARD-Samstagsfilm schon fast frechen Ende, auch wenn er sonst alles hat, was so ein Film braucht: exotische Kulisse, ein bisschen Krimi, ganz ein bisschen Sex - und natürlich Veronica Ferres. Es ist einer dieser bipolaren Ferres-Filme: Sehr viele Zuschauer werden ihn lieben. Der Rest eher im Gegenteil.

Seit Veronica Ferres vor vielen Jahren die langen Locken und die Pfunde ablegte, mit denen sie Helmut Dietls Wuchtblondine war und die sehr lustige Pralinensekretärin in Unser Lehrer Doktor Specht, ist sie eine der meistverdroschenen Schauspielerinnen dieses Landes. Und sie hat eine irgendwie charmant ratlose Art, sich damit auseinanderzusetzen. Sie zählt dann die Filme auf, in denen sie kein starkes Muttertier spielte, sie kennt alle Kritiken über sich und ihre Filme, und sie findet ganz sicher nicht alles besonders nett. Aber sie schmeißt einem dann auch keine Nüsse an den Kopf, wenn man ihr sagt, dass eben nicht alle ihre Filme künstlerisch besonders einfallsreich gewesen sind.

Die Firma jedenfalls, die Veronica Ferres nun gegründet hat, ist keine Produktionsfabrik nur für leichte Fernsehkost. Sie erzählt von einem Kinofilm, an dem sie gerade arbeiten, die Geschichte eines ehemaligen Boxers, der sein Kurzzeitgedächtnis verliert, und was sie darüber sagt, hört sich ziemlich gut an. Ein Arthouse-Film, sagt sie, "schwierig zu finanzieren", aber der sei ihr ganz wichtig. An einer Internetserie arbeiten sie, für wen ist geheim. Doch auch darüber wird sie uns bestimmt auf dem Laufenden halten.

Hafen der Düfte , ARD, Samstag, 20.15.

© SZ vom 07.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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