"Tatort": Fälle und Ermittler:Schnüffler mit Charisma

Morde, Kommissare und mittendrin ein altgedienter Anti-Beamter, der bis heute ermittelt. Eine kleine "Tatort"-Chronologie - mit Momenten und Gesichtern aus mehr als 40 Krimi-Jahren.

T. Queitsch

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(Foto: NDR)

Morde, Kommissare und mittendrin ein altgedienter Anti-Beamter, der bis heute ermittelt. Eine kleine "Tatort"-Chronologie - mit Momenten und Gesichtern aus mehr als 40 Krimi-Jahren. Der erste Hauptkommissar der Tatort-Reihe: Paul Trimmel (rechts, gespielt von Walter Richter). Der Hamburger stellt dem reichen Vater eines Mordopfers (Paul Albert Krumm) bohrende Fragen - der reiche Chemiker wiederum setzt auf ein geladenes Argument. Heute würde der Titel "Taxi nach Leipzig" kaum im Fernsehprogramm auffallen, doch zur Erststrahlung im Jahr 1970 war Deutschland noch geteilt. Text und Bildauswahl: Tilman Queitsch/sueddeutsche.de

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(Foto: WDR)

Diskussionsstoff brachte der Film "Tote Taube in der Beethovenstraße" mit sich. Drehbuch und Regie hatte der Amerikaner Samuel Fuller übernommen. Die Handlung: Ein amerikanischer Privatdetektiv wird in Bonn erschossen. Sein Partner Sandy (gespielt von Glenn Gorbett, links) geht auf Spurensuche, Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp) hilft ihm. In Fullers Werk, konstatierte der Spiegel 1974, "spielen Wirklichkeit und Film sinnig ineinander". Der Plot war undurchsichtig und schwer zu verfolgen, der Soundtrack stammte von der Kölner Rockband Can, die für ihren eigenwilligen Musiksstil bekannt war. Das Ergebnis dieser Mischung war vielen Zuschauern zu gewagt.

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(Foto: NDR)

Für Nastassja Kinski (Bild) war die Rolle der Sina Wolf in "Reifezeugnis" ein Durchbruch. Die damals 16-jährige Tochter des Schauspielers Klaus Kinski spielte 1977 darin eine Schülerin, die mit ihrem Lehrer ein Verhältnis eingeht. Ein Mitschüler will ihr Geheimnis für eine Erpressung nutzen, sie erschlägt ihn - und Kommissar Finke (gespielt von Klaus Schwarzkopf), dessen Vorname im Dunklen bleibt, nimmt die Fährte auf.

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(Foto: WDR)

Mitte des Jahres 1981 kam ein neuer Ermittler ins Tatort-Universum. Sein Name: Horst Schimanski. Sein Revier: Duisburg. Oft dringt der Kriminalkommissar (Schauspieler: Götz George, Mitte) in rauhe Gegenden der Ruhrmetropole vor und wird etwa von Halbstarken bedrängt. So auch in seinem Debüt, das den bezeichnenden Titel "Duisburg: Ruhrort" trägt. Wenn Schimanskis altgediente Feldjacke gerade nicht in Griffweite ist, wird eben ...

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(Foto: WDR)

... improvisiert. In "Zweierlei Blut" muss selbst Kriminaloberrat Königsberg (gespielt von Ulrich Matschoss, vorne rechts) darüber leicht schmunzeln. Dass Schimanski kein herausgeputzter, geschniegelter Vertreter seines Berufsstandes ist, steht außer Frage.

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(Foto: WDR)

Gerade durch sein ungestümes, aber oft auch herzliches Auftreten wurde der Ermittler zum heimlichen Star des Tatorts und Schimanski zur gängigen Bezeichnung seiner Fälle der Sendereihe. Oft kommt der Schnüffler mit Vorgesetzten in Konflikt. Im späteren Kinofilm "Zahn um Zahn" sucht Schimanski - obwohl vom Dienst suspendiert - weiterhin nach Antworten auf den Selbstmord eines Freundes.

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(Foto: WDR/von der Heydt)

Sein Kollege Christian Thanner (Eberhard Feik, rechts) hat in "Moltke" ganz andere Schwierigkeiten: Er hat einen argwöhnische Liebhaber einer Zeugin am Hals, von Musikproduzent Dieter Bohlen gespielt wird. Für den Film von 1986 schrieb Bohlen den Song Midnight Lady. Der Film wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

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(Foto: N/A)

1992 war der Auftakt dieses Duos - für ganze 44 Tatorte sollten die Kommissare Ehrlicher (Peter Sodann, links) und Kain (Bernd Michael Lade) Verbrechern in Dresden und Leipzig auf den Fersen bleiben. Dabei fühlte Ehrlicher ...

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(Foto: MDR/Spitz)

... auch schon mal der schauspielerischen Prominenz auf den Zahn, wenn sie sich im Krimi verdächtig machte: Zur Besetzung von "Schlaflos in Weimar" gehörte auch Christoph Waltz im Part des Professors Robert Henze (links). Der spätere Oscar-Preisträger war selbst für eine Rolle als Frankfurter Kommissar im Gespräch. Keine abwegige Idee, immerhin hatte Waltz bereits 1987 im ORF einen Tatort-Auftritt als Inspektor Passini - wenn auch, wie viele andere, nur in einer Sendung.

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(Foto: WDR)

Ihr Fall "Manila" führte die Kölner Kommissare Freddy Schenk (gespielt von Dietmar Bär, rechts) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) auf die Philippinen. Der Tatort von 1998 schneidet ein heikles Thema an: Sextourismus. Bei den Dreharbeiten erfuhr die Crew von dem Elend, das Straßenkinder erleiden. Bär und Behrendt wurden daraufhin Mitgründer des Vereins "Tatort - Straßen der Welt", der derartige Missstände bekämpfen will.

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(Foto: WDR/Rabold)

Seit 2002 ist Münster ihr Terrain: Pathologe Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, links) und Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl). Wie jede ARD-Anstalt weiß der WDR, was er an seinen Charakteren hat - sie sind Quotengaranten und entscheiden nicht selten darüber, ob Zuschauer am Sonntagabend ein- oder ausschalten.

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(Foto: SWR/Schweigert)

Bei ihren Nachforschungen müssen auch Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und ihr Assistent Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) von 2004 an Grenzen überwinden - das Konstanzer Duo arbeitete dabei oft ...

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(Foto: SWR/Stephanie Schweigert)

... mit dem Schweizer Kollegen Reto Flückiger (Stefan Gubser) zusammen. Ihn schickt das Schweizer Fernsehen nun solo auf Verbrecherjagd, was als vorläufiges Aus für Kooperationen und Flirts mit Blum gelten kann. Sein erster Einsatz "Wunschdenken" war für April 2011 angekündigt, doch das SRF (Schweizer Rundfunk und Fernsehen) verschob ihn - laut Senderangaben genügte der erste Schweizer Tatort seit neun Jahren noch nicht den eigenen Ansprüchen.

"Tatort": Fälle und Ermittler

Tatort

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(Foto: NDR/Georges Pauly)

Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) arbeitet allein. Der Hauptkommissar recherchiert seit 2008 undercover in Hamburg. "Leben gegen Leben" führte ihn beispielsweise ins Metier von Organhändlern. 2011 werden noch zwei Folgen mit Kurtulus gedreht - dann muss sich der NDR wieder nach einem neuen Kommissar umsehen.

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(Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)

2008 kam das ehemalige Ehepaar Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) unverhofft wieder zusammen - als Leipziger Ermittlergespann. Jeder forscht auf seine Art am Tatort nach Indizien: sie eher aufbrausend, er eher bedächtig. Möglichen Antworten auf die Frage, warum ihre Ehe in die Brüche ging, bleibt daher jede Menge Spielraum für Spekulationen.

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(Foto: HR/Johannes Krieg)

Vielleicht nicht der jüngste, aber der neueste Spross der Tatort-Familie ist seit Ende 2010 Felix Murot (gespielt von Ulrich Tukur). Der LKA-Ermittler aus Wiesbaden hat ein gewisses Handicap - einen nussgroßen Gehirntumor, den er "Lilly" nennt. Mit Tabletten hält Murot das Gewächs in Schach, gelegentlich redet er sogar damit. Unterstützung bei der Ermittlerarbeit bekommt er von seiner Sekretärin Magda Wächter (Barbara Philipp).

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(Foto: WDR/Willi Weber)

Kürzlich konnte Schimanski ein weiteres Mal mit seinem Freund Hänschen (Chiem van Houweninge, links) detektieren. "Schuld und Sühne" zeigte, dass man den Haudegen des Tatorts noch nicht abschreiben sollte. Inmitten der anderen Fahnder ist Schimanski so etwas wie ein Relikt - trotzdem bleibt er die Gallionsfigur der Fernsehreihe.

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