Günther Jauch in der ARD:"Evolution, keine Revolution"

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Alle warten auf Günther Jauchs Premiere im Ersten, doch spektakuläre Neuerungen wird es wohl nicht geben: Die "übernatürliche Erwartungshaltung" werde er "definitiv nicht einlösen" können, so der Moderator. Vielmehr setzt Jauch auf ein bewährtes Konzept.

Günther Jauch und die ARD planen ihre Zusammenarbeit zunächst für eine Dauer von drei Jahren. Das sagte der Moderator bei der Vorstellung seiner neuen Talksendung am Montag in Berlin.

Die "übernatürliche Erwartungshaltung" auf spektakuläre Neuerungen werde er "definitiv nicht einlösen" können, so Günther Jauch in Berlin. (Foto: Getty Images)

Auf überraschende Neuerungen wartet der Zuschauer wohl vergeblich. Es werde eine "Evolution, aber keine Revolution" geben. "Ich würde davor warnen, auf diesem Sendeplatz Experimentalfernsehen zu machen", so der 55-Jährige, der von kommendem Sonntag an nach dem Sonntagskrimi auf Sendung geht. Er brauche zehn, 20 oder 30 Ausgaben Zeit, um am Konzept zu feilen.

Thema der ersten Ausgabe ist voraussichtlich der 10. Jahrestag der Anschläge vom 11. September in den USA. Es werde eine Gesprächsrunde über politische Themen im weitesten Sinn. Ziel sei es, dass der Zuschauer "klüger aus der Sendung herausgeht". Die "übernatürliche Erwartungshaltung" auf spektakuläre Neuerungen werde er "definitiv nicht einlösen" können.

In Jauchs Runde stehen fünf Sessel (die sind hellbraun, fünfbeinig und mit einer Nackenrolle ausgestattet). Ein paar Schritte rechts davon stehen drei weitere rote Sessel, auf denen bis zu zwei weitere Gesprächsteilnehmer, die erst einmal alleine zu Wort kommen sollen, mit Jauch Platz nehmen dürfen. Der Gastgeber will jedoch nicht zwanghaft jeden Platz bei jeder seiner Sendung besetzen. Es können mal mehr, mal weniger Gäste zu Beginn seiner Gesprächssendung in der Runde sitzen. Er will sich zwar weitgehend auf politische Themen konzentrieren, aber er könne sich auch vorstellen, über Doping im Sport zu reden, sagte Jauch.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie hatte der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler kritisiert, dass sich zu viele Talkshows auf dieselben Themen und Gäste stürzten, zu viele gesellschaftliche Bereiche würden ausgeklammert. "Ich habe aus der Studie herausgelesen, dass der Talk seinen Zenit überschritten hat", sagte Jauch. "Das hohe Interesse, das die ARD mit ihrer neuen Struktur geschaffen hat, passt damit aber nicht zusammen."+

Jauchs Verpflichtung auf dem Polittalkplatz am Sonntagabend hatte im Ersten für eine Rotation gesorgt. Anne Will musste mit ihrer Sendung auf den Mittwoch ausweichen, dafür muss Frank Plasberg ("Hart aber fair") jetzt am Montag antreten. Er verdrängte wiederum Reinhold Beckmann auf den Donnerstag. Nur Sandra Maischberger behält ihren Dienstagabend. Insgesamt fünf Spättalks hat Das Erste jetzt im Programm.

Der Start in die neue ARD-Programmschiene verlief jedoch in der ersten Woche enttäuschend: Sandra Maischberger kam auf 1,18 Millionen Zuschauer, Anne Will am Mittwoch auf 1,22 Millionen und Reinhold Beckmann am Donnerstag auf 1,47 Millionen. "Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg sieht in Günther Jauch jedoch keine große Gefahr: "Kollege Jauch wird uns nicht das Wasser abgraben", sagte Plasberg in einem Interview mit der Onlineausgabe des Spiegel.

Jauchs Sonntagabend in der ARD wird auch von ihm produziert. Seine Firma Information & Unterhaltung I&U kümmert sich mit etwa 20 Mitarbeitern um die Herstellung. Wird Jauch, der für RTL weiterhin den Quizklassiker "Wer wird Millionär?" (seit 1999 im Programm) moderiert, auch bei der ARD vielleicht als Show-Mann vor der Kamera stehen?""Ich kann mir alles vorstellen oder nichts", sagte Jauch. "Aber gegenwärtig eher nichts."

Die Sendung wird live aus dem Gasometer in Berlin ausgestrahlt.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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