Atomausstieg:Störfall 1987

DVD für Entscheidungsträger: ARD-Reporter schicken ihre alten Beiträge an Politiker und liefern ihnen so Argumente zum Atomausstieg.

Katharina Riehl

Am 2. Mai 1991 zeigte die ARD einen Film mit dem Titel Todeszone. Die DokuFiktion erzählte, nach dem Störfall im Atomkraftwerk Biblis 1987, von den möglichen Folgen eines Super-GAUs in Deutschland. Klar, dass viele der Katastrophenszenarien heute seltsam prophetisch wirken, nachdem in Japan die Erde bebte, nach der Kernschmelze im Kraftwerk Fukushima und der politischen Kehrtwende der Bundesregierung in der Atompolitik.

Der Störfall in Biblis 1987 als Beispiel: ARD-Reporter verschicken ihre Dokumentationen an Politiker. (Foto: dpa)

Sicher ist es unter anderem auch diese prophetische Anmutung, wegen der die Fernsehjournalisten Christoph Maria Fröhder, Klaus Bednarz (beide jahrelang ARD-Korrespondenten, beide Jahrgang 1942) und Filmemacher Joachim Faulstich, Jahrgang 1950, aus ihren alten Materialien den Film Strahlende Energie - Deutschland und das Atomrisiko zusammengestellt haben. Eine "Informations-DVD für Entscheidungsträger" für den Bundestag und die Ethik-Kommission, damit "die Abgeordneten auch jene Informationen erhalten, die ihnen die Betreiber im Alltag verschweigen".

Es ist eine Sammlung aus Dokus, Filmen wie Faulstichs Film Todeszone oder Magazinen wie Monitor, für die die Autoren in den 80er und 90er Jahren zur Atomenergie recherchierten. Neben Biblis geht es etwa um Leiharbeiter, die kaum geschützt und informiert unter den Folgen der Strahlenbelastung leiden. Auch das soll und muss an Japan erinnern.

Natürlich erzählt der Film zum großen Teil davon, dass man es - auch im gebührenfinanzierten Fernsehen - schon vor Jahren gesagt hat. Spannend anzusehen ist es aber trotzdem, wenn Männer mit 80er-Jahre-Brillen solche Sätze sagen, wie man sie heute von Tepco-Sprechern im Ohr hat. Ob Zuschauer ohne Abgeordnetenstatus den Film ebenfalls zu sehen bekommen, ist noch offen. Fröhder will sich um eine Fernseh-Ausstrahlung bemühen.

© SZ vom 31.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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