ARD-Firma Degeto:Neue Vorwürfe, trotzdem wollen die Anstalten mehr Geld

Transparenz weiterhin vergeblich gesucht: Die ARD-Produktionsfirma Degeto wirtschaftet völlig undurchsichtig. Jetzt fordern die Produzenten Aufklärung.

Christopher Keil

Es läuft gegenwärtig nicht gut für die ARD. Beim MDR in Leipzig wird seit Wochen eine Korruptionsaffäre untersucht. An diesem Dienstag wurde bekannt, dass die kommerzielle ARD-Tochter Degeto, die für circa 220 Millionen Euro jährlich überwiegend klebrige TV-Schnulzen fabrizieren und sich auch als Kino-Koproduzent engagieren lässt, nahezu bewegungsunfähig ist. Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan hat offenbar die Budgets bis 2013 restlos verplant - und schweigt. Aktuell kann nichts beauftragt werden. Angeblich sind sämtliche Projekte zunächst gestoppt worden. Produzenten, die mit Degeto-Redakteuren über eine Stoffentwicklung sprechen, berichten, dass ihnen mitgeteilt werde: Leider sei kein Geld vorhanden, um den Film vor 2014 umzusetzen.

Der Seerosenteich

TV-Kitsch wie der WDR-Film "Der Seerosenteich" (hier eine Szene mit Natalia Wörner und Tim Bergmann) wird von der Degeto serienweise produziert.

(Foto: obs)

Jurgan soll jetzt auch extern überprüft werden. "Unter dem Gesichtspunkt Transparenz", schreibt die Produzentenallianz an ARD-Programmdirektor Volker Herres, wolle man gerne wissen, wie genau es zur Überproduktion kam und wie rechtlich verbindlich Jurgans Auftragsvergabe sei.

Dass nun auch die Bedarfsanmeldung der öffentlich-rechtlichen Sender für die kommende Gebührenperiode (2013 bis 2016) bekannt wird, wirft weiter peinliche Fragen auf. ARD und ZDF verlangen zusammen beinahe 1,5 Milliarden Euro mehr, berichtete die Zeit. Bild stellte an diesem Donnerstag die komplette Finanzvorschau von ARD und ZDF für 2013 bis 2016 ins Internet. Der SZ liegen Zahlen vor, nach denen die Degeto von 2009 bis 2012 mit beinahe 1,5 Milliarden Euro planen konnte, um Programmvermögen fürs Erste zu beschaffen. Der beim Bayerischen Rundfunk angelegte Sportrechte-Etat des Ersten betrug im gleichen Zeitraum, inklusive Fußball-WM und Olympia, etwas mehr als eine Milliarde Euro.

Zu einer Erhöhung der Gebühren (derzeit monatlich 17,98 Euro) wird es aber nicht kommen - nicht einmal die ARD-Vorsitzende Monika Piel (WDR) rechnet damit. Piel teilte an diesem Donnerstag mit: Der angemeldete zusätzliche ARD-Bedarf (900 Millionen) liege noch unter der Inflationsrate. Sie glaube trotzdem, dass die Gebühr bis 2014 stabil bleibe. Die Entscheidung trifft die Kef, die unabhängige Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Anstalten.

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