ARD-Doku "Goodbye G.I.":Unsere kleine Stadt

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"Goodbye G.I.": Die amerikanische Fahne wird mit dem Abzug der US Army aus Heidelberg eingeholt. (Foto: SWR)

Eine ARD-Dokumentation erklärt, was der Abzug der US-Armee aus Heidelberg bedeutet. Dabei beleuchtet "Goodbye G.I." nicht nur die harmonische Seite des deutsch-amerikanischen Verhältnisses.

Von Nicolas Freund

Bei Google Earth zoomt Khris Pelley, Unteroffizier der US-Armee, aus dem Patrick-Henry-Village bei Heidelberg heraus, er scrollt über den Atlantik und lässt die virtuelle Kamera in Harker Heights, einem kleinen Ort mitten in Texas, landen. "Hier, in dieses Haus ziehen wir." In der Google-Darstellung kann man sogar die Straßenschilder lesen. "Unser Leben wird sich verändern. Ich glaube, niemand kann sich gerade vorstellen, wie sehr." Pelley wird, wie alle Mitarbeiter des Stützpunkts in Baden-Württemberg, mit seiner Familie in die Staaten versetzt. "Ich kenne die Leute nicht, mit denen ich dort arbeiten werde, ich kenne den Stützpunkt nicht. Meine Frau Kerstin muss sich einen neuen Job suchen." Es herrscht Verunsicherung.

Mehr als 60 Jahre lang haben Tausende Amerikaner hier gelebt und gearbeitet. Im Herbst 2013 begann der Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Heidelberg. Welche Auswirkungen das auf die Region haben wird, ist noch nicht abzusehen.

Eine eigene kleine Welt, die gerade dabei ist zu verschwinden

Die Dokumentation Goodbye G.I. lässt vor allem die Betroffenen selbst zu Wort kommen. Sogar das Ehepaar Gribble muss den Umzug noch mitmachen: Rex kam 1951 als Pressesprecher nach Heidelberg, Rachel 1955 als Lehrerin an die Mark Twain Elementary School, die eigene Grundschule des Patrick-Henry-Village. Seitdem arbeiteten beide in Deutschland und blieben auch nach der Pensionierung.

Viele der Amerikaner leben inzwischen mit deutschen Partnern zusammen. Heidelberg ist ihre Heimat geworden. Die Stadt in der Stadt ist keine amerikanische Kolonie, sondern eine eigene Welt, die gerade dabei ist zu verschwinden.

Zwischen die Interviews sind Originalaufnahmen aus den frühen Tagen der Siedlung montiert. Ebenso wie Aufnahmen aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Stützpunkte wie dieser sind und waren das Bindeglied für die amerikanischen Streitkräfte zu den Kriegsschauplätzen in der ganzen Welt. Zwei Friedensaktivisten, Veteranen aus Vietnam, erklären die Rolle von Militärbasen wie der in Heidelberg für die amerikanische Kriegsführung.

Diese kleine deutsch-amerikanische Gesellschaft macht in der Dokumentation einen sehr harmonischen Eindruck, sie bedeutet den Menschen und der Region viel. Die Kriege wirken alle sehr weit weg. Trotzdem gab es immer wieder Proteste gegen den Stützpunkt. Auch das thematisiert der Film. Nicht für alle ist es ein trauriger Abschied.

Goodbye G.I ., ARD, 23 Uhr.

© SZ vom 12.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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