Er hat den ägyptischen Präsidenten "Super-Mursi" genannt, er hat sich über die dürftigen Englisch-Kenntnisse des Staatschefs das Maul zerrissen, über die unglückliche Deutschlandreise. Und zu Mohammed Mursis Bruderkuss mit Irans Krakeeler Ahmadinedschad spielte er Lionel Richies Schnulze "Hello".
Es vergeht keine Woche, in der der Satiriker Bassem Jussef in seiner TV-Show Das Programm Ägyptens Präsident nicht mit Hohn übergießt. Dass der Generalstaatsanwalt einen Haftbefehl gegen ihn erließ, weil er den Präsidenten beleidigt haben soll, ist angesichts dessen und des aktuellen politischen Klimas in Ägypten kaum überraschend.
Ähnlich zwingend: Dass Jussef seinen Auftritt vor Gericht am Sonntag in eine weitere Anti-Mursi-Klamotte verwandelte, einen gigantischen Hut aufsetzte, ähnlich wie ihn der Präsident bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Pakistan getragen hatte. Dass Jussef von Fans bejubelt und fast getragen wurde, und aus dem Gerichtssaal zufrieden twitterte, Polizisten und Anwälte hätten sich mit ihm fotografieren lassen, vielleicht sei er deshalb vorgeladen worden. Nach drei Stunden wurde er gegen Kaution freigelassen.
Jussef, 43, ehemaliger Herzchirurg, begann mit seinem Programm vor zwei Jahren auf Youtube und hat heute 30 Millionen Zuschauer in der Region. In der Nähe des Tahrir-Platzes in Kairo hat er sogar ein eigenes Theater. Jussef spottet über Mursi, über die konfuse Opposition, und besonders gern spottet er über die Islamisten. Er habe den Islam beleidigt, lautet denn auch einer der Vorwürfe gegen ihn.
Die Attacke auf Jussef fällt in eine Zeit der Drohungen: Mursi hatte vor einer Woche gewarnt, er werde Maßnahmen gegen Oppositionelle ergreifen, die Unruhe schürten. Tatsächlich wurden fast gleichzeitig in Alexandria und Kairo Aktivisten und Anwälte festgenommen. Es könnte ein Thema in Jussefs nächster Sendung sein.