Stilkritik: Die Hunde-Sex-Puppe:Auf den Hund gekommen

Sexuell frustrierte Vierbeiner können sich nun an der Weichgummi-Puppe "Doggie Lover Doll" abreagieren. Sie zeigt: Hunde sind auch nur Menschen.

Titus Arnu

Hunde sind auch nur Menschen. Primärtriebe bestimmen ihr Dasein. Das Bedürfnis nach Fressen, Trinken und Sex bringt sie zu erstaunlichen körperlichen Leistungen (Männchen machen, tagelang einer Duftspur nachhecheln). Zur geistigen Sublimierung im Freud'schen Sinne, also zur Umwandlung seiner primitiven Wünsche in eine kulturell hochstehende Verhaltensweise, ist der Hund anscheinend nicht in der Lage.

Freund jedes sexuell frustrierten Hundes: "Doggie Lover Doll", die Gummipuppe für Vierbeiner. (Foto: Foto: dpa)

Im Gegenteil, der Durchschnittshund benimmt sich eher eindimensional zielorientiert. "Der Geschlechtstrieb ist bei Hunden sehr ausgeprägt und zeigt sich bei allen Arten als Äußerung einer heftigen Leidenschaft, als ein Rausch, welcher sie mehr oder weniger närrisch macht", schreibt Alfred Brehm in seiner "Allgemeinen Kunde des Tierreichs". Der Rausch macht auch Herrchen und Frauchen närrisch, die ertragen müssen, dass ihr fortpflanzungswütiger Liebling alles rammelt, was ihm zwischen die Beine kommt - Sofakissen, Plüschtiere, Menschenbeine. Zum Glück hat der Mensch die Sublimierung längst auf die Spitze getrieben und ist technisch dazu in der Lage, die komischsten Hormonabfuhr-Produkte herzustellen - auch für Hunde.

Sexuell frustrierte Rüden können sich nun an der "Doggie Lover Doll" abreagieren, einem pflegeleichten Weichgummi-Weibchen, das gerade auf einer Haustiermesse in Brasilien vorgestellt wurde. Das klingt lächerlich, lässt einen aber auch nachdenklich werden. Der Mensch sei das einzige Tier, das sich eingehend mit dem Nichts beschäftigen kann, hat der französische Philosoph Jean-Paul Sartre behauptet. Stimmt das? Vielleicht unterschätzen wir die Hunde.

© SZ vom 28.07.2009/aro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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