"Er sagt, sie sagt" zu Ehering:"Ein Ehering gehört nicht in die Sporttasche!"

"Er sagt, sie sagt" zu Ehering: Er findet, ein Ehering gehört an den Finger.

Er findet, ein Ehering gehört an den Finger.

(Foto: Yinfinity/iStockphoto)

Sie trägt den Ehering nur sporadisch, weil sie ihn schonen will. Er sieht darin ein Zeichen für eine aufkommende Krise.

Von Violetta Simon

Sie sitzen sich am Küchentisch gegenüber, er schaut sie verliebt an, nimmt ihre Hände - und stutzt.

Er: Du trägst deinen Ring ja gar nicht. Hast du ihn etwa verloren?

Sie: Aber nein, er ist noch in meiner Sporttasche. Ich habe ihn vor dem Training ausgezogen.

Er: Findest du, eine Sporttasche ist ein passender Ort für einen Ehering?

Sie: Ich kann ihn ja gleich mal rausholen, wenn es dich beruhigt (sie verschwindet ins Nebenzimmer und kommt mit dem Ring an ihrer Hand zurück). Siehst du? Da ist er.

Er: Neulich abends hast du ihn auch nicht getragen, als wir bei Ben und Simone waren.

Sie: Das war ein Versehen - ich hatte mir noch schnell die Hände eingecremt und ihn dann im Bad liegenlassen.

Im nächsten Moment legt sie den Ring wieder ab und legt ihn auf die Ablage an der Spüle.

Er: Warum hast du ihn jetzt schon wieder ausgezogen?

Sie: Weil ich gleich im Garten ein paar Blumenzwiebeln ausgrabe, da wird der Ring nur schmutzig.

Er: Und wenn er in den Ausguss fällt?

Sie: Also gut - schau, ich lege ihn hier auf die Dunstabzugshaube, dann finde ich ihn später wieder und ziehe ihn - gleich nach dem Kochen - wieder an.

Er: Aber du kochst doch heute gar nicht. Außerdem fällt er da nur in den Topf.

Sie: Dann lege ich ihn eben in mein Schmuckkästchen.

Er: Du meinst zu deinem Familienschmuck, den du nie anziehst?

Sie: Na und, ist doch nicht so, dass ich Tag und Nacht einen Ehering tragen müsste, oder?

Er: So abwegig ist das auch wieder nicht. Unsere Ehe hat auch keinen An- oder Ausknopf - ich kann mich nicht erinnern, dass beim Standesamt von individuellen Schließzeiten oder Betriebsurlaub die Rede war.

Sie: Aber von einer Tragepflicht für Eheringe auch nicht!

Er: (Er hält ihr seine Hand entgegen und deutet mit dem Zeigefinger auf den goldenen Ring). Also ich trage meinen Tag und Nacht, siehst du? Es ist schließlich ein Ehering. Und kein Modeschmuck.

Sie: Eben. Deswegen schone ich ihn auch. Ist doch viel zu schade, um ihn in der Sauna oder beim Abspülen zu tragen.

Er: Ach wo, der hält das aus. Ist schließlich echtes Gold, 24 Karat!

Sie: Ich weiß - du erwähntest es bereits. Trotzdem: Manchmal stört er mich einfach.

Was der Ring mit Gefühlen zu tun hat

Er: Ich habe fast den Eindruck, du wärst lieber nicht verheiratet.

Sie: Aber was hat denn der Ring mit meinen Gefühlen zu tun?!

Er: Er ist ein Symbol für unsere Verbindung. Und das legt man nicht auf eine Dunstabzugshaube oder stopft es in eine Sporttasche.

Sie: Hauptsache ist doch, dass ich ihn nicht verliere. Du kannst dich darauf verlassen, ich achte immer darauf, dass er in meiner Nähe ist - genau wie du. Und darauf kommt es ja wohl an, oder nicht?

Er: Ich sehe schon, du bist unbelehrbar.

Am nächsten Morgen am Frühstückstisch.

Sie: Sag mal, weißt du, wo mein Ring ist? Ich habe ihn vor dem Haarewaschen im Bad abgelegt, aber da ist er nicht mehr.

Er: Warum siehst du nicht mal im Kochtopf, im Blumenbeet oder im Ausguss nach?

Sie: Das ist nicht witzig. Gib's zu, du hast ihn versteckt, um mich zu testen.

Er: Aber nein, höchstens mit dem Gedanken gespielt. Tja, war nur eine Frage der Zeit, bis du unseren Ehering verschlampst.

Sie: Ich habe ihn nicht verschlampt. Und es ist immer noch MEIN Ring, ja?

Er: Wir hätten auf Uwe und Tanja hören sollen. Die haben sich ihre Ringfinger tätowieren lassen. Kann man nicht verlieren und hält ewig.

Sie: Da hätte ich mir den Ring ja gleich durch die Nase ziehen lassen können.

Er: Eine hervorragende Idee. Leider ist es dafür nun zu spät. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.

Sie (lehnt sich zurück, legt den Kopf schief und fixiert ihn): Na gut, jetzt kann ich es dir ja sagen: Ich wusste nicht, wohin damit, und da habe ihn verschluckt. Um sicher zu gehen, dass ich ihn nicht verliere.

Er: Du hast WAS?

Sie: Das war ein Witz. Aber jetzt im Ernst: Wenn ich ihn finde, könnte ich ihn einschmelzen und einen Goldzahn daraus machen lassen. Dann habe ich ihn immer bei mir. Was hältst du davon?

Er: Dann kann ich nur hoffen, dass ich ihn finde, bevor du ihn findest.

Sie: Prima, heißt das, du hilfst mir suchen?

Er: Miststück.

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