Bericht zur Situation von Müttern weltweit:Der lebensrettende Unterschied

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Eine Mutter mit Kind in den Slums von Mumbai in Indien (Foto: dpa)

Ob und wie ein Kind nach seiner Geburt überlebt, hängt vor allem davon ab, wo es geboren wird. Dabei wäre es so einfach, die Säuglingssterblichkeit zu reduzieren, klagt die Kinderrechtsorganisation "Save the Children".

Die ersten 24 Stunden sind für Säuglinge auf der ganzen Welt noch immer die gefährlichsten: Jedes Jahr sterben mehr als eine Million Babys bereits an ihrem ersten Lebenstag. Das ist das zentrale Ergebnis des Berichtes "State of the World's Mothers", den die internationale Kinderrechtsorganisation Save the Children zum 14. Mal veröffentlicht. "Pro Minute sterben zwei Babys", sagt Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland.

Zwar konnte die Kindersterblichkeit unter fünf Jahren seit 1990 von 12 Millionen auf 6,9 Millionen reduziert werden. Doch würden 43 Prozent dieser Todesfälle nach wie vor Neugeborene betreffen. Noch immer würden Babys an vermeidbaren, behandelbaren Ursachen sterben, das müsse sich ändern. "Jedes Kind, das geboren wird, hat das Recht zu leben", betont Wieland.

Ein weiteres Ergebnis des Reports, in dem die Lebenssituation von Müttern in 176 Ländern verglichen wird: Wenn Babys die ersten 24 Stunden bzw. die erste Woche überleben, kann die Kindersterblichkeit deutlich reduziert werden. Das Milleniums-Entwicklungsziel, diese im Zeitraum von 1990 bis 2015 um zwei Drittel zu senken, rückt damit in greifbare Nähe.

Für den umfassenden Bericht wurden folgende Aspekte bewertet: Müttergesundheit, Kindersterblichkeit, Schulbildung und Einkommen sowie der gesellschaftspolitische Status von Frauen. Wie bereits in den Jahren zuvor schnitten die skandinavischen Länder besonders gut ab: Finnland, Schweden und Norwegen belegen die ersten drei Plätze.

Für deutsche Mütter und ihre Kinder hat sich die Situation in den letzten zwölf Monaten weiter verbessert: Deutschland befindet sich auf Platz 9 von 176 - im Vergleich zum Vorjahr sind das drei Ränge. Die USA belegen Platz 30.

Das Schlusslicht bildet die Demokratische Republik Kongo, die im Report von 2012 - wo nur 165 Länder miteinander verglichen wurden - noch nicht in der Bewertung berücksichtigt wurde. Auf den unteren zehn Plätzen befinden sich ausschließlich afrikanische Länder südlich der Sahara.

Ursachen dafür seien laut Bericht der allgemein schlechte Gesundheitszustand von Müttern, ein großer Anteil an extrem jungen Müttern, aber auch eine hohe Neugeborenensterblichkeit - 98 Prozent aller Todesfälle bei Neugeborenen ereignen sich in Entwicklungsländern. Am häufigsten sterben Säuglinge am ersten Lebenstag in Somalia, beinahe ebenso hoch ist die Zahl der Todesfälle in Mali, Sierra Leone und der demokratischen Republik Kongo. Entsprechend sind in diesen vier Ländern auch die Mütter besonders gefährdet.

Ausschlaggebend dafür sei der gravierende Mangel an Gesundheitsfachkräften sowie eine mangelnde medizinische Versorgung während Schwangerschaft und Geburt: Wie der Bericht verdeutlicht, sind die Unterschiede zwischen Industrie-Nationen und Entwicklungsländern noch immer extrem. So liege das Risiko, während der Schwangerschaft an Geburtskomplikationen zu sterben, für eine Frau in der D.R. Kongo bei 1:30, in Finnland hingegen bei 1:12.200. In Somalia habe ein Baby ein 40-mal höheres Risiko am ersten Lebenstag zu sterben als etwa in Luxemburg.

Situation der Mütter weltweit
:Zwischen Hebamme und Hunger

Unterernährung, mangelnde Bildung, zu wenig Gesundheitsversorgung und kaum Verhütungsmöglichkeiten: Der schlechteste Ort der Welt für Mütter ist Nigeria. Das hat die jährliche Studie der US-Kinderrechtsorganisation "Save the Children" in 165 Ländern ergeben, bei der Norwegen am besten abschneidet.

Als Hauptursachen für die Todesfälle gab Save the Children Komplikationen bei der Entbindung, Frühgeburten und Infektionen an. Dabei könne die Säuglingssterblichkeit mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen um bis zu 75 Prozent gesenkt werden, heißt es in dem Report. So könne man etwa durch den Ausbau der Gesundheitssysteme dafür sorgen, dass Mütter und Säuglinge lebensrettende Maßnahmen erhielten oder die Betreuung durch gut ausgebildete Hebammen und angemessen ausgerüstete Geburtshelfer sicherstellen.

Die Organisation fordert dazu eine Stärkung der Gesundheitssysteme, um Müttern besseren Zugang zu ausgebildeten Geburtshelfern zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen die Ursachen der Neugeborenensterblichkeit wie Mangelernährung und Geschlechterungleichheit bekämpft und Investitionen für Spezialprogramme verstärkt werden.

"Investieren Regierungen in Mütter- und Kindergesundheit, investieren sie damit zugleich in ihre Zukunft", sagt Kathrin Wieland. "Es fehlen leider noch immer der politische Wille und die Finanzierung".

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