Sechs Pferde ziehen eine Postkutsche durch eine verschneite Landschaft, als plötzlich ein Mann den Weg blockiert. Im Gepäck hat er zwei Leichen. Langsam hebt der Fremde, gespielt von Samuel L. Jackson, den Kopf und fragt ruhig: "Got room - for one more?" "Haben Sie Platz - für noch jemanden?"
Mit dieser Szene eröffnet der Trailer zu Quentin Tarantinos neuem Film "The Hateful Eight". Und eines wird nach diesen zwei Minuten und 23 Sekunden klar - Fans dürfen sich auf einen typischen Tarantino freuen.
Wie schon "Django Unchained" von 2012 spielt auch Tarantinos neues Projekt im Wilden Westen. In den verschneiten Bergen von Wyoming muss Vorzeige-Henker John Ruth - Kurt Russell ließ sich dafür einen dramatischen Rauschebart wachsen - zusammen mit acht weiteren skurrilen Figuren einen Schneesturm abwarten. In einer stillgelegten Postkutschen-Station entspinnt sich dann ein Tarantino'sches Kammerspiel, in dem sich zumindest einer für jemanden auszugeben scheint, der er gar nicht ist.
Die Besetzung ist hochkarätig: Neben Jackson und Russell spielen Jennifer Jason Leigh, Bruce Dern, Tim Roth und Newcomer Demián Bichir mit. Der Humor ist makaber, die Kommentare trocken, es wird viel gedroht und geschossen. Und Filmkomponist Ennio Morricone liefert einen vielversprechenden Soundtrack. Im raren 70mm-Format könnten die Bilder zu "The Hateful Eight" noch viel eindrucksvoller wirken.
Kreative Frustbewältigung
Überraschenderweise kommt das Projekt schon zu Weihnachten in die amerikanischen Kinos - und damit schneller als erwartet. Tarantino hatte zwischenzeitlich angekündigt, den Film auf Eis zu legen, nachdem Details aus dem Drehbuch geleakt worden waren. Er sei "sehr deprimiert", so der Regisseur damals.
Die Enttäuschung scheint er nun kreativ verarbeitet zu haben - zumindest lässt Tarantino seinen Major Marquis "The Bounty Hunter" Warren (Samuel L. Jackson) folgenden Satz sagen: "Wenn du nur eine falsche Bewegung machst, hast du eine Kugel im Kopf. Keine Warnung, keine Frage - eine Kugel."