Schäden am Holocaust-Mahnmal:Architekt kritisiert Sparmaßnahmen

Architekt Peter Eisenman 2004 vor dem Holocaust-Mahnmal in Berlin (Foto: AP)

Einige drohen auseinanderzubrechen, zwei wurden heimlich abtransportiert: Die Stelen des Holocaust-Mahnmals in Berlin sind nach neun Jahren schwer beschädigt. Nun äußert sich US-Architekt Peter Eisenman - und weist die Schuld von sich.

Neun Jahre nach Fertigstellung des Holocaust-Denkmals in Berlin sind die Stelen stark beschädigt. 2200 der ursprünglich 2711 Stelen haben Risse in den hohlen Betonkörpern. Die Repaturkosten wären horrend. Einige der Stelen wurden bereits heimlich abstransportiert, wie die SZ an diesem Donnerstag exklusiv berichtete. Nun äußerte sich dazu der Architekt, Peter Eisenman.

Seiner Ansicht nach ist das Denkmal-Kuratorium für die bröckelnden Betonstelen verantwortlich. "Offenbar wurden Dinge geändert, um Geld zu sparen", kritisiert Eisenman laut Stern .de.

Der Fehler liege im Kuratorium, so der Architekt. Einige der stützenden Eisen im Inneren der Betonstelen seien aus Kostengründen eingespart worden. Auch die Stahlmanschetten, die aus Sicherheitsgründen an 48 der Stelen angebracht wurden, könnten nun keine dauerhafte Lösung sein. Die Stelen müssten erneuert werden, um langfristig kein Sicherheitsrisiko für Besucher darzustellen.

"Niemand konnte damit rechnen"

Schon 2005, kurz nach der Eröffnung des Denkmals, waren Risse aufgetreten. Das Berliner Landgericht hat 2012 auf Antrag der Denkmalstiftung und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Beweisverfahren gegen die Baufirma eröffnet. Damit soll geklärt werden, warum das für rund 27 Millionen Euro errichtete Mahnmal am Brandenburger Tor verfällt und wer dafür die Verantwortung trägt.

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Vor neun Jahren wurde das Berliner Holocaust-Mahnmal eröffnet. In Hunderten der Stelen sind inzwischen Risse aufgetreten.

"Ich werde ganz sicher nicht für die Schäden zahlen", sagte Eisenman nun. Er habe natürlich nicht damit gerechnet, dass die Stelen brechen würden. "Niemand konnte damit rechnen."

Noch während der Fertigstellungsphase des Mahnmals war der Architekt von den Baumaterialen, die für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas verwendet wurden, begeistert. Er schwärmte damals vom "besten Beton, den ich je in Berlin gesehen habe".

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