Oscars:Wie sich die Oscar-Academy vor weiteren Pannen schützen will

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Neue Regeln bei Oscar-Vergabe: Statt zwei "balloting leaders" wird es von nun an drei geben. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Nach hitzigen Diskussionen und Wutausbrüchen ändert die Academy die Regeln für die Oscar-Nacht - ein bisschen zumindest.

Von David Steinitz

Sechs Stunden dauerte die Tagung der amerikanischen Filmakademie am Dienstag, oben, im siebten Stock der Akademiezentrale in Beverly Hills. Die Führungsspitze der "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" (AMPAS) hatte sich zur Krisensitzung getroffen, nachdem bei der letzten Oscarverleihung im Februar zunächst aus Versehen der falsche "beste Film" verkündet worden war: das Musical "La La Land", statt des eigentlichen Gewinnerdramas "Moonlight". Schuld an der Misere war eine Verwechslung der beiden Prokuristen von der Firma Pricewaterhouse Coopers (PWC), die den Laudatoren den falschen Umschlag zugesteckt hatten.

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Brian Cullinan und Martha Ruiz werden nicht mehr zu den Academy Awards eingeladen. Die beiden hatten das Fiasko der vertauschten Umschläge verursacht.

Nun beriet die Academy, ob man künftig trotzdem mit dem Unternehmen zusammenarbeiten solle, das die streng geheime Stimmenauszählung und Vergabe der Gewinnerzettel immerhin schon seit 1934 betreut. Zu Beginn der Sitzung entschuldigte sich der US-Chef von PWC, Tom Ryan, nochmals für das "menschliche Versagen" seiner Mitarbeiter Brian Cullinan und Martha Ruiz. Die beiden waren als sogenannte "balloting leaders", also als Umschlagverantwortliche hinter der Bühne postiert und sollten die korrekte Verteilung der Couverts garantieren, was dann eher nicht so gut funktionierte.

Cullinan soll zudem schon bei früheren Oscarverleihungen durch sein Smartphone von seiner Arbeit abgelenkt worden sein und es trotz der direkten Aufforderung einer Academy-Mitarbeiterin nicht aus der Hand gelegt haben. Mit dem Arbeitsethos des mittlerweile entlassenen PWC-Manns scheint es nie um das Beste bestellt gewesen zu sein. Laut Hollywood Reporter soll er am Abend vor der Verleihung auch noch eine Party geschmissen und damit geprahlt haben, dass er die Gewinner schon kenne.

Die Academy hat nach hitzigen Diskussionen und angeblich auch ein paar Wutausbrüchen trotzdem beschlossen, noch mal Gnade vor Recht ergehen zu lassen. PWC wird auch im nächsten Jahr, zur 90. Verleihung, mit der Umschlagvergabe beauftragt. Die Bedingung: ein strengeres Protokoll und neue Mitarbeiter an den entscheidenden Stellen. Statt zwei "balloting leaders" wird es von nun an drei geben. Und die haben der Academy ihre Handys und überhaupt alle elektronischen Geräte zu übergeben, bevor sie sich der Oscar-Bühne im Dolby Theatre in Los Angeles auch nur nähern dürfen.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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