Robert De Niro spielt in "Malavita" einen Mafiosi, während Roman Polanski in "Venus im Pelz" die männliche Unterwerfungslust erforscht. "Aschenbrödel" will Mitmach-Kino sein, scheitert aber kläglich. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Ich und du Lorenzo (Jacopo Olmo Antinori) und seine Schwester (Tea Falco) ziehen sich in den Keller des Wohnhauses seiner Mutter zurück; er flieht vor den Skiferien mit der Klasse, sie vor dem Heroin. Die beiden hinreißenden Schauspieler verwandeln Bernardo Bertoluccis Kino der schmerzhaften symbiotischen Beziehungen und der Weltrückzüge in einen offenen Projektionsraum - und lassen ihm seinen bedrohlichen Himmel. Philipp Stadelmaier
Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche
Malavita
Malavita Robert De Niro, der ewige Mafioso, hat die Familie verpfiffen und muss mit Michelle Pfeiffer und den Kindern untertauchen - in Frankreich, denn Luc Besson führt Regie. Die ganze Sippschaft ist in keine Gesellschaft integrierbar, selbst die Kinder haben eine sinkende Toleranzschwelle bei steigender Brutalität. Wunderbar gespielte, etwas löchrige Killer-Komödie. Im Bild Dianna Agron als Belle und Robert De Niro als Giovanni Manzoni Susan Vahabzadeh
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Aschenbrödel
Aschenbrödel Nach dem Vorbild des Mitmach-Kindertheaters wird hier ein "Mitmach-Kino" inauguriert, bei dem die Befehle "Aufstehen! Mitklatschen! Mitsingen!" also von der Leinwand kommen. Eine Schnapsidee. Im Kino gibt es kein Äquivalent zum lebendigen Dialog einer Theateraufführung. Die beiden klassischen Märchen präsentiert Regisseur Thorsten Künstler im Stil eines Travestie-Impro-Theaters, das heißt als puren Klamauk. Rainer Gansera
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The Lunchbox
The Lunchbox Riechen, schmecken, fühlen. Die Sinne und die Herzen öffnen sich zugleich. Eine zauberhafte Alchemie aus Kochkunst und Liebessehnsucht beschwört Regisseur Ritesh Batra, wenn er die Schicksale eines melancholischen Büroangestellten (Irrfahn Kahn) und einer vereinsamten Ehefrau (Nimrat Kaur) zart verknüpft. Ein indischer Arthouse-Film, meisterlich in Szene gesetzt vor dem Hintergrund der quirligen Megacity Mumbai. Rainer Gansera
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Der Mohnblumenberg
Der Mohnblumenberg Goyo Miyazaki tritt das Erbe seines berühmten Vaters an, der noch das Drehbuch geschrieben hat. Historie statt Legenden, Realismus statt Magie, Kontemplation statt Action, aber im bewährt kunstvollen Manga-Zeichentrick. Ein Coming of Age, 1964 in Japan, ein Junge und ein Mädchen, zwischen Vergangenheitsbewältigung und Aufbruch in die japanische Moderne. Gemeinsam kämpfen sie um den Erhalt ihres mehrstöckigen Gemeindehauses, das zwar nicht fliegt, aber auch sehr wunderbar ist, mit all den kleinen Details, die man darin entdecken kann. Anke Sterneborg
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Tribute von Panem - Catching Fire
Tribute von Panem - Catching Fire Im zweiten Teil der Trilogie muss sich Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen mit den Konsequenzen des Siegens herumschlagen: ihr Liebesleben ist ruiniert, dafür gilt sie als Symbolfigur der Auflehnung. Um dem einen Riegel vorzuschieben, plant das perfide System, die Spiele zwischen 24 alten Siegern auszutragen, denn 23 davon wären anschließend tot. Aber weil die Politik hier das Abenteuer aussticht, wohnt auch den Hunger Games die Revolte inne. Doris Kuhn Eine ausführliche Rezension lesen Sie hier.
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Scherbenpark
Scherbenpark Unzumutbarer Mix aus Sozialklischees und Coming of Age von Bettina Blümner. Zwischen Plattenbau und der Welt der "Reichen" muss die 17-jährige Sascha (Jasna Fritzi Bauer) vor allem eins: "hart sein". Ihre Träume: den Stiefvater töten, ihre Geschichte schreiben. Das Gesetz ihrer Härte (das einzige, das der Film kennt) soll "Authentizität" erzwingen. Das Drehbuch, so wahrscheinlich wie eine Bravo-Fotostory, vermutlich auch. Philipp Stadelmaier
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Venus Im Pelz
Venus Im Pelz Theaterprobe und Tête-à-tête, er ist Autor, sie spricht bei ihm vor, für die Rolle der Venus im Pelz, nach Sacher-Masoch. Emmanuelle Seigner spielt sie, die Frau von Roman Polanski. Ungeniert wie noch nie studiert ihr Mann die Windungen des männlichen Masochismus. Mit metaphysischer Intuition: Nun, was soll ich anstellen, damit Gott mich straft? Fritz Göttler Eine ausführliche Kritik dieses Films finden Sie hier.
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Vaters Garten
Vaters Garten Der Filmkünstler Peter Liechti porträtiert seine Eltern - und lässt die Gespräche mit ihnen auf Hochdeutsch nachsprechen von Handpuppen auf einer Bühne. Da erzählen also Mama Hase und Papa Hase über ihre Ehe und ihre nicht immer einfache Beziehung zu ihrem Sohn. Eine großartige Idee, die Distanz schafft und diese ganz spezielle Schweizer Familiengeschichte ins Exemplarische hebt. Martina Knoben