Als ich mich in der vergangenen Woche in einem Mietwagen in den Londoner Verkehr stürzte, stellte ich rasch fest, dass sich im Grunde keine weiteren Fragen stellen, solange man in Bewegung bleibt. Ich hatte eine gute halbe Stunde für die Heimfahrt angesetzt, obwohl die Wohnung lediglich zehn Fußminuten von der Autovermietung entfernt liegt. Ein kleiner Umweg, so die Überlegung, würde mich wieder mit dem Linksverkehr vertraut machen. Gut, ich war dann wohl einmal falsch abgebogen, was dazu führte, dass ich nach einer Weile am Wembley-Stadion vorbeifuhr, das rund drei Fußstunden von meiner Wohnung entfernt liegt. Aber das machte mir nichts aus.
Ich hatte einen Wagen in "Golf-Größe" bestellt, was in hiesigen Autovermietungen bedeutet, dass man entweder einen sehr, sehr kleinen Peugeot oder einen Japaner bekommt, von dem noch nie jemand etwas gehört hat. Einen Dawenjitsu. Einen Togulashi. Oder, wenn es wirklich zufällig mal ein VW ist, einen Lupo. Der höflich vorgebrachte Einwand, dass ein Lupo doch eher Lupo- als Golf-Größe aufweise, wird als spitzfindig abgetan, das aber sehr freundlich. Immerhin kostet ein Lupo in Golf-Größe in London pro Woche nur so viel wie zweimal falsch parken.
Der Mann einer Bekannten hat sich hier neulich einen älteren Porsche 924 gekauft. Das ist der Porsche ohne Porsche-Motor, der dafür aber eine sehr lange Schnauze und ausklappbare Scheinwerfer hat, die wie sehr müde Schlafzimmeraugen aussehen. Der Motor ist von VW und nur einen Tick stärker als der eines Lupos. Der Vorbesitzer hatte, wie er beim Verkauf erzählte, in dem Porsche gewohnt.
Das brachte er als verkaufsförderndes Argument vor. Die exzellente Geschichte des Mannes, der im Porsche wohnte, hatte ich vollkommen vergessen, bis ich den Mietwagen nach zwei Stunden zurück in mein Viertel gesteuert hatte. Dort angekommen zeigte sich, dass ich ohne Anwohner-Park-Lizenz nicht parken durfte. Auch nicht gegen Bezahlung. Nirgends. Ich parkte dann trotzdem, sogar genau vor dem Haus, in dem ich wohne, was mir, wie ich am nächsten Morgen feststellte, einen Strafzettel über 130 Pfund einbrachte. Seitdem fragte ich mich, wie der Porsche-Mann die Parksache geregelt hat. Er war ja nirgends Anwohner. Und überall.
Ich recherchierte, dass sich die Parkstrafe, wenn man innerhalb von zwei Wochen bezahlt, auf 65 Pfund reduziert. Das erschien mir schon wieder realistisch. Im Monat sind das, da man täglich erwischt wird (nichts funktioniert hier verlässlicher), rund 1950 Pfund. Dafür kann man in London bestenfalls eine Golf-große Wohnung mieten.