Jazz:Fünf Tage Programmchefin

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Stephanie Lottermoser erobert die Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Es gibt ihn auch in München, den Generationswechsel im Jazz. Und anders als in den Jahrzehnten zuvor ist er keine reine Männerangelegenheit mehr. Fragt man nach den jungen Kräften, die sich in der Szene etabliert haben, dann kommt man an Leuten wie den Pianisten Josef Ressle und Leo Betzl oder dem Posaunisten Roman Sladek nicht vorbei, aber auch nicht an der Gitarristin und Bigband-Leiterin Monika Roscher oder der Saxofonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser. Schon mit ihren ersten beiden Alben "Second Glance" und "Good Soul" von 2009 und 2013 hat sich die inzwischen 33-jährige mehrfache "Jugend jazzt"-Siegerin Lottermoser, die acht Jahre im Landesjugendjazzorchester spielte und bei Leszek Zadlo an der Münchner Musikhochschule ihren Abschluss machte, als neue Hausmacht eines funkig-souligen Mainstream-Jazz in den Vordergrund gespielt. Einen weiteren Schub gab ihr ein Paris-Aufenthalt vor zwei Jahren - das daraus entstandene Album "Paris Songbook" kann man als gelungene Reifeprüfung betrachten. In welche Richtung es bei ihr weitergeht, kann man jetzt ausgiebig begutachten: Lottermoser spielt fünf Tage am Stück eine "Munich Jazz Summer Week" in der Unterfahrt und hat sich dafür einiges einfallen lassen.

Eine Menge neue Kompositionen und Arrangements werden zu hören sein - inzwischen hat Lottermoser ihre Wunschband zusammen. Neben dem vielseitigen Pianisten Jan Eschke, der mit dem Klassik-Perkussionisten Martin Grubinger ebenso zusammenarbeitet wie mit Superdrummer Charlie Antolini, dem Wiener Gitarrenguru Karl Ratzer, Ferdinand Kirner und dem unter anderem bei Organ Explosion und Stefan Dettl für Tiefton-Druck sorgenden Bassisten Ludwig Klöckner, ist das ein neuer, vielen aber altbekannter Schlagzeuger: Christoph Buhse war einst der angesagte Münchner Blues&Boogie-Drummer unter anderem bei Martin Schmitt, Ludwig Seuss oder Ringsgwandl.

Am ersten Abend ihrer Summer Week spielt sich Lottermoser mit ihrer Truppe ein, für die vier folgenden Auftritte holt sie sich dann jeweils einen wechselnden Stargast an ihre Seite. Das beginnt mit Joo Kraus, geht weiter mit der in Zürich lebenden Saxofonistin Nicole Johänntgen. Mit dem Ingolstädter Sänger San2 (alias Daniel Gall) folgt dann ein local hero, der sich nach Jahren in Amsterdam und San Francisco in der Münchner Blues-Szene einen Namen machte. Den Reigen beschließt der ausgewiesene und preisgekrönte Soul-Saxofonist Thorsten Skringer.

Auch für ihre Gäste hat sich Lottermoser etwas Besonderes ausgedacht. Vor einiger Zeit hörte sie im Autoradio den Donny-Hathaway-Klassiker "Where Is The Love" von 1972. Was ihr nicht nur den Programmtitel "There Is The Love" bescherte, sondern auch die Idee, den Titel mit jedem ihrer Gäste im Duo zu spielen und neu zu interpretieren.

Stephanie Lottermoser Band & Guests, 9. bis 13. August, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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