Belletristik:Saure Trauben

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Ralf Rothmanns großer kleiner Roman "Im Frühling sterben" über zwei Freunde, die in den letzten Kriegstagen in die SS gepresst werden.

Von Lothar Müller

Selten ist in der deutschen Gegenwartsliteratur ein Ich-Erzähler so rasch, abrupt und grußlos aus einem Roman verschwunden wie dieser. Kaum mehr als sechs Druckseiten war er da. Aber das reicht, um ihn wiederzuerkennen. Er ist unverkennbar der Schriftsteller, der im Werk seines Autors Ralf Rothmann seit Jahrzehnten ein Schlüsselprojekt verfolgt: den Abschied von den Eltern in seinen Erzählkosmos hineinzuholen. Dieser Schriftsteller hat einmal ein Buch mit dem Titel "Das Studium der Stille" geschrieben, das war in Rothmanns Roman "Milch und Kohle" (2000), in dem er seine Mutter beerdigte und aus Erinnerungen wieder auferstehen ließ, mitsamt ihrer panischen Lebenslust, mitsamt der Kindheit und Jugend des Erzählers im Ruhrgebiet.

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