Zuzug ausländischer Fachkräfte:Jetzt reicht auch ein Durchschnittsgehalt

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Selbst für Ingenieure ist das eine stattliche Summe: Mehr als 66.000 Euro Jahresgehalt mussten im Arbeitsvertrag stehen, nur dann durften Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland einreisen. Jetzt will die schwarz-gelbe Koaltion den Zuzug hochqualifizierter Ausländer vereinfachen und die Verdienstgrenzen senken.

Fachkräftemangel - es war eines der meistgehörten Wörter in der öffentlichen Diskussion im vergangenen Jahr, wenn es um den Arbeitsmarkt in Deutschland und den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte ging. Besonders Absolventen in den Mint-Fächern - Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - fehlen, hieß es von Wirtschaftsverbänden, aus der Politik und von der Bundesagentur für Arbeit.

In manchen Berufen mit vielen offenen Stellen reicht jetzt ein Gehalt von gut 34.000 Euro. Die Bundesregierung senkt die Verdienstgrenzen für den Zuzug hochqualifizierter ausländischer Fachkräfte. (Foto: dpa)

Sogar bei der Bundeskanzlerin kam das Thema an: Als sie im März 2011 ihrem spanischen Amtskollegen, der damals noch José Luis Zapatero hieß, einen Besuch abstattete, sprach sie davon, dass in Deutschland 100.000 Ingenieure fehlten. Zahlreiche junge Spanier - nicht alle von ihnen Ingenieure - fassten das als Einladung auf. Der Zuzug junger Spanier nach Deutschland nahm innerhalb kurzer Zeit erheblich zu. Später stellte sich heraus, dass doch nicht so viele Ingenieure gebraucht werden und Merkels Äußerung wohl auf einem Rechenfehler beruht.

Ob es in Deutschland tatsächlich zu wenig Ingenieure, Technikspezialisten und Naturwissenschaftler gibt, ist unter Experten hoch umstritten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat mit einer Studie dieser Tage massive Zweifel an der These vom Fachkräftemangel geäußert.

Auch Deutschkenntnisse sollen berücksichtigt werden

Dennoch sollen hoch qualifizierte ausländische Arbeitskräfte jetzt leichter eine Stelle in Deutschland antreten können. Die Fraktionen von Union und FDP einigten sich laut einem Bericht der Financial Times Deutschland darauf, dass künftig zuziehen darf, wer im neuen Job mehr als 44.800 Euro jährlich verdient. Bislang galt eine Schwelle von 66.000 Euro. Für Berufe mit vielen offenen Stellen - darunter Ingenieure, Informatiker und Ärzte - solle die Verdienstschwelle bei nur 34.200 Euro liegen, schrieb die Zeitung und berief sich auf Koalitionskreise.

Als weitere Neuerung ist laut dem Bericht die Einführung eines eigenen Visums zur Arbeitsplatzsuche geplant. Demnach sollen Nicht-EU-Ausländer - unabhängig von Qualifikation und bisherigem Verdienst - für bis zu sechs Monate zur Jobsuche einreisen können. Fänden sie eine Anstellung, müsse auch ihr Gehalt über den Verdienstschwellen liegen.

Die Pläne der schwarz-gelben Regierung wurden an diesem Mittwoch in Berlin vorgestellt. Neu ist laut dem FDT-Bericht die Regel, dass Deutschkenntnisse besonders berücksichtigt werden sollen. Wer gut Deutsch spreche, erhalte nach zwei Jahren unbefristeten Aufenthalt. Ausländische Absolventen deutscher Hochschulen sollen zudem länger Zeit zur Jobsuche bekommen.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte das Bundeskabinett die Einführung einer sogenannten "Blue Card" beschlossen, um den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten zu erleichtern - damals noch mit leicht anderen Einkommensgrenzen. Deutschland ist bei der Neuregelung der Fachkräfte-Zuwanderung ohnehin spät dran: Mit den neuen Bestimmungen wird die Hochqualifizierten-Richtlinie der EU umgesetzt - und die stammt aus dem Jahr 2009.

© Süddeutsche.de/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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