Studienabschluss:Bachelors haben's fast genauso gut wie Master-Absolventen

Akademikern mit Bachelor-Abschluss wird einiges vorgeworfen: Es mangele ihnen an analytischen Fähigkeiten, Grundlagenwissen und sozialen Kompetenzen. Dennoch: In der Arbeitswelt werden sie fast genauso behandelt wie Berufsanfänger mit Master oder Diplom.

Jutta Pilgram

Es scheint eher die Ausnahme zu sein, dass Firmen rundum glücklich sind mit jungen Kollegen, die frisch von der Uni kommen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie der IW Consult, einer Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die 1500 Unternehmen nach ihren Erfahrungen mit Bachelor-Absolventen befragt hat.

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Akademiker mit Bachelor-Abschluss verdienen meist genauso viel wie Berufsanfänger mit Diplom oder Master.

(Foto: dpa)

Nur die Hälfte der Firmen findet, dass sich die Bachelors tadellos in neue Fachgebiete einarbeiten können. Auch an den analytischen Fähigkeiten, den sozialen Kompetenzen und dem Grundlagenwissen haben sie etwas auszusetzen. Trotz aller Kritik liefert die Studie den Befund, dass Bachelors fast genauso gut bezahlt werden wie Berufsstarter mit dem alten Diplom oder einem Master-Abschluss. Wie passt das zusammen?

Die Unzufriedenheit mit den Berufsanfängern ist nicht neu. Schon vor der Bologna-Reform, die zur Umstellung auf den Bachelor-Abschluss führte, hatten die Arbeitgeber einiges an den Jungakademikern zu beanstanden. Frühere Unternehmensbefragungen des IW belegen, dass auch Diplom-Absolventen Mühe beim Verknüpfen von Theorie und Praxis hatten. Auch wenn Bachelors in der Regel eine längere Einarbeitungszeit brauchen als die ehemaligen Diplomanden, führt dies nicht zu einer grundsätzlich niedrigeren Einstufung.

Wer mit einem Bachelor-Abschluss ins Berufsleben einsteigt, startet meist ganz klassisch als Sachbearbeiter oder Projektmitarbeiter. "Bachelors werden von den Unternehmen auf den üblichen Akademikerpositionen eingesetzt", sagt IW-Hochschulexpertin Christiane Konegen-Grenier. In diesen Einstiegspositionen zahlt jede zweite Firma beispielsweise den Ingenieuren mit Bachelor zwischen 30 000 und 40.000 Euro, 40 Prozent bieten sogar ein Jahressalär zwischen 40.000 und 50.000 Euro.

Die Hälfte der Unternehmen macht keinen Unterschied

Die Hälfte der Unternehmen zahlt Bachelor-Kandidaten das gleiche Gehalt wie den Diplom- und Master-Absolventen. Und auch bei der anderen Hälfte sind die Unterschiede nicht groß, wie wir mit einiger Überraschung festgestellt haben", sagt Konegen-Grenier. "Sie liegen zwischen fünf und zehn Prozent." Selbst Betriebe, die über mangelnde Kompetenzen ihrer Bachelors klagen, weichen von diesem Gehaltsgefüge nicht ab.

Zu einem ähnlichen, wenn auch nicht ganz so optimistischen Ergebnis kommt eine Studie, die das Internationale Zentrum für Hochschulforschung in Kassel (INCHER) im vergangenen Jahr vorgelegt hat. Es wertete die Daten von 70 000 Studenten der Prüfungsjahrgänge 2007 und 2008 aus, die etwa eineinhalb Jahre nach ihrem Abschluss zu ihrer Situation befragt wurden. Die Bachelor stünden weitaus besser da, als es viele Alarmmeldungen zum neuen Studienabschluss vermuten ließen, erklärten auch die Autoren dieser Studie. Das Brutto-Monatseinkommen von Fachhochschul- und Uniabsolventen des alten Systems sowie von Master-Absolventen, die von der Uni kamen, betrug demnach im Durchschnitt jeweils etwa 2800 Euro. Das Einkommen von Bachelors lag etwa 20 Prozent darunter, wenn sie von der Universität kamen. Bachelors von Fachhochschulen verdienten etwa 15 Prozent weniger.

Auch wenn der Bachelor-Abschluss noch nicht in jedem Unternehmen geläufig sein mag, müssen die Absolventen keine gesteigerte Angst vor Arbeitslosigkeit haben. Laut INCHER-Studie war die Zahl der Arbeitslosen unter den Bachelors eineinhalb Jahre nach dem Verlassen der Hochschule genauso gering wie bei den Absolventen der alten Studiengänge. Trotzdem studierten 78 Prozent der Uni-Bachelors nach dem Abschluss weiter, bei den Fachhochschulabsolventen waren es 43 Prozent. Fast die Hälfte davon absolvierte ein Master-Studium neben dem Beruf.

Dabei stehen den Jungakademikern auf ihrem weiteren Karriereweg alle Türen offen, auch wenn sie nur einen Bachelor-Abschluss mitbringen. Laut IW-Unternehmensbefragung können sie grundsätzlich genauso gut zum Projektleiter, Abteilungsleiter oder Fachgebietsleiter aufsteigen wie ein Master-Kandidat - und zwar unabhängig davon, ob sie beim Berufseinstieg noch Defizite hatten oder nicht. "Man muss sich wirklich überlegen, ob man noch ein langes Studium dranhängt, ob sich das tatsächlich finanziell lohnt", resümiert Christiane Konegen-Grenier von IW Consult. Aber es gibt offensichtlich auch andere Motive als rein monetäre Anreize, die fürs Weiterstudieren sprechen können.

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