Start im neuen Job:Dresscode für den ersten Tag

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Eine Frage so profan wie bedeutsam: Was zieh ich an?

(Foto: Nicolas Balcazar; nicolasberlin / photocase.com)

Jeans oder Anzug? Stylish oder seriös? Grau in Grau oder farbenfroh? Die Frage des richtigen Outfits für den ersten Tag im neuen Job ist so profan wie bedeutsam. Eine Anleitung für den perfekten ersten Eindruck.

Von Sarah K. Schmidt

Je näher der erste Tag im neuen Job rückt, um so mehr steigt die Nervosität. Werden die Kollegen nett sein? Wird auffallen, dass Sie keine Ahnung von Excel haben? Was genau war mit "unkonventionellen Arbeitszeiten" und der "dringend erforderten Frustrationstoleranz" gemeint? Ist die Chefin vielleicht doch cholerisch? Und zwischen all diesen Fragen und Zweifeln steht ein Thema, so profan wie bedeutsam: Was ziehe ich zur Premiere an?

Wie so oft im Leben ist die - etwas unbefriedigende - Antwort: Es kommt drauf an. Zum Beispiel auf die Branche und die Art des Unternehmens. Wer beim Innenarchitekten startet, wird sich anders anziehen als für den ersten Tag im Kindergarten. Wer in einer Unternehmensberatung anfängt, braucht andere Kleidung als für die Autowerkstatt.

Gibt es eine Uniform oder eine spezielle Arbeitskleidung, erledigen sich eine ganze Reihe Fragen wie von selbst. Auch in klassischen Bürojobs ist zumindest der Rahmen abgesteckt. Anzug oder Kostüm sind hier meist eine gute Wahl.

Das Einfachste: schon beim Vorstellungsgespräch umschauen

Bleiben dennoch unzählige Möglichkeiten. "Das Wichtigste ist, ein Gefühl für das Unternehmen zu bekommen, in dem Sie anfangen", sagt Stephanie Palm, seit fast 20 Jahren Image- und Stilberaterin in München. Das Einfachste sei, sich bereits beim Vorstellungsgespräch umzuschauen: Was tragen die Menschen, die einem begegnen?

Wer so nervös war, dass sämtliche Erinnerung wie ausgelöscht ist, oder wer nur mit dem neuen Chef und der Dame aus der Personalabteilung gesprochen hat, der sollte sich auf der Homepage des Unternehmens umschauen. Welcher Stil wird dort transportiert? Gibt es Fotos der Mitarbeiter - welche Kleidung tragen diese?

Grundsätzlich rät Stephanie Palm für den ersten Tag zu einem Outfit "so schlicht und unbunt wie möglich". Den ersten Tag vergleicht die Image-Expertin mit dem Betreten von unbekanntem Terrain: "Da kommt ein Eindringling in ein fremdes Revier - mit der Bitte aufgenommen zu werden." Am ersten Tag sollte daher weniger der eigene Stil im Vordergrund stehen als vielmehr die Bereitschaft, sich in eine neue Umgebung zu integrieren.

Die Zwei-Drittel-ein-Drittel-Regel

Wer einfache Regeln mag, kann sich an der Zwei-Drittel-ein-Drittel-Regel orientieren. "Wenn Sie die gesamte Bekleidungsfläche in drei Teile unterteilen, dann sollten zwei Teile in einem mittleren, wenig bunten Farbton - also: Grau, Blau oder Braun - gewählt werden", erklärt Palm. Bei Männern bedeutete das beispielsweise: Anzughose und -jacke sollten denselben Ton haben, das Hemd hebt sich in einer anderen Farbe gegen das übrige Outfit ab. Entsprechend dazu wählen Frauen für Rock und Jackett denselben Ton, ein darunter getragener Rollkragenpulli kann einen Farbakzent setzen.

Zu dunkel sollte die dominierende Farbe allerdings nicht gewählt werden. Denn je dunkler der Ton, desto mehr Macht und Dominanz transportiert dieser - "nicht das, was Sie am ersten Tag ausstrahlen möchten", so Palm. Schwarz ist beim Outfit für den ersten Tag also ungünstig. Außerdem rät Palm beim verbliebenen Textildrittel von "ichzentrierten" Farben ab, die laut und schrill wirken. "Allerhöchstens sollten Sie diese als Akzent einsetzen, also eventuell mit der Krawatte oder einem Accessoire." Die Stilberaterin empfiehlt stattdessen gedämpfte, hellere Farbtöne, wie etwa ein helles Grün.

Mit Understatement in den Chefsessel

Sie sind die neue Führungskraft und wollen zum beruflichen Neustart souverän und selbstbewusst auftreten? Auch Chefinnen und Chefs, die neu in einem Unternehmen starten, empfiehlt Palm Understatement. "Die Botschaft sollte zu Beginn sein: Ich bin neu, ich brauche euch, damit ihr mich unterstützt."

Lockerer, damit aber nicht unbedingt einfacher gestaltet sich die Kleidungs-Frage beim ersten Tag in der Kreativbranche. In einer Berliner Werbeagentur heißt es: "Wir haben keinen bestimmten Dresscode. Jeder ist völlig frei, anzuziehen, was er will." Schon im Vorstellungsgespräch bekomme man mit, dass Anzug und Hemd fehl am Platz seien.

Image-Expertin Palm rät für den ersten Auftritt im kreativen Bereich dennoch zu einer eher konservativen Inszenierung. "Auch hier gilt für den ersten Tag: ein klassisches Outfit in eher zurückhaltenden Farben." Sie empfiehlt, auf lässigere Verarbeitungen und Materialien zu setzen. Das kann ein Anzug aus Leinen oder Tweed statt des Klassikers aus Schurwolle sein oder eine locker geschnittene Schluppen-Bluse statt der strengeren Variante mit Spitzkragen.

Höllenqualen vermeiden

Für Frauen ergeben sich bei der Wahl des Outfits noch ganz andere Fragestellungen: Wie sexy darf es sein? Und was ist beim Make-up zu beachten? "Fragen Sie sich, was Sie bewerben möchten, worauf sich die Aufmerksamkeit richten soll. Ich bin ziemlich sicher, dass es Ihre Kompetenz und nicht Ihre Oberweite ist", sagt Palm. Sie rät dazu, alle sekundären Geschlechtsmerkmale - "Hintern, Hüften, Busen" - nicht zu betonen. Das Make-up sollte typabhängig gewählt werden, für den ersten Eindruck eignen sich aber vor allem matte Töne. Palm empfiehlt außerdem, stärker die Augen als den Mund zu betonen. "Der Mund steht eher für das Emotionale, Sinnliche."

Männer wie Frauen sollten darauf achten, alles zu meiden, was körperliches Unbehagen verursacht. Wer schon einmal in nagelneuen Pumps zwei Kilometer zum Mittagstisch marschieren musste, weiß, wovon die Rede ist. Auch Herren, denen das frisch erworbene Oberhemd über Stunden den Hals blutig scheuert, erleben Höllenqualen.

Generell ergibt sich daraus die Grundregel, am ersten Tag auf Bewährtes zu setzen. Zumindest ein, zwei Mal sollte Kleidung getragen werden, bevor sie bei der Job-Premiere zum Einsatz kommt. Nur so lässt sich feststellen, ob der Rock zwar schön ist, aber zum Sitzen völlig ungeeignet. Oder ob das Hemd dazu neigt, gigantische Schweißflecken zu entwickeln. "Auch wer ein paar Kilo zu viel auf den Hüften hat, sollte gut passende Kleidung tragen, die nicht zwickt. Sie können nicht den ganzen Tag den Bauch einziehen", sagt Palm.

Wechselkleidung, Schirm und Jacke

Sicherheitsfanatiker können eine identische Bluse oder ein identisches Hemd mitnehmen - geht beim Mittagessen etwas daneben, können sie unauffällig wechseln. Jetzt noch ein Schirm in die Tasche und eine Jacke in Griffweite - rechnen Sie immer damit, dass Sie zumindest ein paar Schritte vor die Tür gehen müssen - dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Doch was, wenn doch? Sie haben sich informiert, genau aufgepasst beim Vorstellungsgespräch, sorgfältig das Outfit ausgewählt - und sind dennoch falsch angezogen. "Sprechen Sie es an", sagt Palm. "Sagen Sie dem Chef: 'Tut mir leid, ich merke gerade, dass ich beim Outfit danebengegriffen habe. Morgen weiß ich Bescheid.'"

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