Lehrlinge:Hilfe, die Azubis gehen uns aus!

Den Betrieben gehen langsam die Lehrlinge aus. (Foto: dpa-tmn)

Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt - die Wehklagen der Betriebe sind laut. Doch statt zu klagen, sollten die Unternehmen um die Bewerber buhlen.

Kommentar von Roland Preuß

Mit den neuen Zahlen werden die Klagen der Betriebe lauter: Vergangenes Jahr haben so wenige Jugendliche eine Berufsausbildung begonnen wie seit 20 Jahren nicht mehr, auch die Zahl der unbesetzten Stellen bewegt sich auf Rekordniveau, vermeldet die Bundesregierung. Die Wirtschaftsvertreter werden nun wieder um Hilfe rufen: Tut was, uns gehen die Azubis aus!

Studieren statt Ausbildung

Der Mangel hat drei Hauptursachen: Erstens werden weniger Kinder in Deutschland geboren, und damit gibt es auch weniger Jugendliche, die sich bewerben können. Daran kann man so schnell nichts ändern. Zum Zweiten machen immer mehr Schüler Abitur und wollen studieren, statt eine Lehre zu beginnen. Das ist nachvollziehbar.

Akademiker haben im Schnitt immer noch höhere Einkommen und bessere Aufstiegsmöglichkeiten als Azubis. Und drittens finden viele Bewerber keine Ausbildungsstelle, weil sie angeblich zu schlecht sind oder die offene Stelle weit weg liegt von ihrem Wohnort.

Der Wettbewerb wandelt sich

In beiden letzteren Fällen sind vor allem die Betriebe gefordert. Sie müssen attraktive Angebote machen, eine Hilfe beim Umzug zum Beispiel oder einen Zuschuss für die Fortbildung zum Meister. Und sie sollten Bewerbern einladen, die bisher gerne aussortiert werden: Hauptschüler etwa oder Migranten. Anders als früher können sich viele Firmen ihre Azubis nicht mehr aussuchen, sie müssen um sie werben. Auch das ist Wettbewerb.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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